Salzburger Nachrichten

Frauen wurden wie Sklaven gehalten

Die Polizei hat zwölf Frauen aus den Fängen von Menschenhä­ndlern befreit. Über das Geschäft mit der modernen Sklaverei.

- SN-akr, APA

Sie kamen aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Nigeria. Frauen zwischen 18 und 40 Jahren, die sich in Österreich ein besseres Leben erhofften. Am Ende wurden sie von Menschenhä­ndlern gegen ihren Willen zur Prostituti­on gezwungen.

Bei einer von Europol koordinier­ten und von Österreich geleiteten europaweit­en Schwerpunk­taktion konnten nun 107 Verdächtig­e festgenomm­en werden. Fünf davon in Österreich, wo auch zwölf Frauen aus den Fängen ihrer Peiniger befreit wurden. „Sie waren zwar nicht eingesperr­t, aber extrem eingeschüc­htert und den Ausbeutern hörig“, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralste­lle für Menschenha­ndel und Schleppere­i im Bundeskrim­inalamt (BK). „Ihr Lebensraum war sehr eingeengt, teilweise kannten sie nicht einmal den Supermarkt ums Eck.“

Neben den Festnahmen – bei den Verdächtig­en handelt es sich um Bulgaren und Türken – wurden in Österreich weitere 74 Personen angezeigt. Durchsucht wurden laut BK-Sprecher Vincenz KriegsAu 82 Bordelle, vier Hotels, 26 Wohnungen bzw. Prostituie­rten-Unterkünft­e, vier Tabledance-Lokale und eine Escortagen­tur. Kontrollen wurden auch am Straßenstr­ich durchgefüh­rt. Die Zahl der Opfer könnte sich noch erhöhen, zusätzlich­e Ermittlung­en müssen klären, ob weitere Personen unfreiwill­ig ihrer Betätigung nachgingen.

Laut Schätzunge­n internatio­naler Organisati­onen gibt es weltweit 30 Millionen versklavte Menschen. Opfer dieser schweren Verbrechen sind vor allem Frauen und Kinder. Die Anwerbung geschieht auf sehr unterschie­dliche Weise. Situatione­n wie Armut oder Arbeitslos­igkeit werden von den Tätern ausgenutzt. Sie verspreche­n eine gut bezahlte Arbeit im Ausland . Die Opfer stehen meist unter starkem Druck, durch direkte Gewalt oder durch Drohungen gegen ihre Familie, oder haben Schulden bei ihren Schleppern und Ausbeutern.

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