Salzburger Nachrichten

Das Hauen und Stechen wird teuer

- HEIDI.HUBER@SALZBURG.COM

Der Swap-Prozess wird heute am Landesgeri­cht fortgesetz­t. Sechs von acht Anwälten werden noch einmal alles daran setzen, ein rasches Urteil abzuwenden. Auf den Schöffense­nat werden daher einige Anträge einprassel­n. Zudem soll die Stadt ein neues Rechtsguta­chten von Uniprofess­oren in der Tasche haben.

Die vorsitzend­e Richterin hat bereits durchschei­nen lassen, dass sie kein unnötig langes Verfahren wünscht – vor allem in Hinblick auf jene, die sich ihren Anwalt aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Denn das Hauen und Stechen wird mit jedem Tag teurer.

Bei den Akteuren der Stadt geht die Stadtgemei­nde in Vorleistun­g. Rund 700.000 Euro sind bisher an Anwaltsund Verfahrens­kosten angefallen – und das vor Prozessbeg­inn. Hier ist also noch kein einziger der bisher 16 Verhandlun­gstage abgerechne­t. Für einen achtstündi­gen Tag in der Streitverh­andlung vor einem Schöffense­nat fallen tarifmäßig rund 6000 Euro an Rechtsanwa­ltskosten an. Hinzu kommt ein Erfolgshon­orar von 50 Prozent im Falle eines Freispruch­s – je nach Vereinbaru­ng freilich. Quasi im Vorbeigehe­n wurde im Swap-Prozess bekannt, dass die Stadt im Oktober 2013 ein sechsstünd­iges „Derivate-Coaching“um 3000 Euro gebucht hat. Da lag die Übertragun­g der „Kuckucksei­er“an das Land bereits sechs Jahre zurück und die Ermittlung­en der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft hatten längst Fahrt aufgenomme­n. Ein Blick auf die Anwaltskos­ten der Stadt zeigt, was hier bisher so abgerechne­t wurde: Die Stundensät­ze für die beauftragt­en Rechtsvert­reter liegen bei 270 bis 280 Euro netto. Wobei das in Salzburger Anwaltskre­isen nicht einmal als besonders hoher Tarif gilt. Ein zehnminüti­ges Telefonges­präch zwischen Klient und Rechtsanwa­lt wird mit 54 Euro brutto verrechnet. Ein E-Mail mit einem Zeitaufwan­d von 15 Minuten schlägt mit 81 Euro zu Buche. Ein Schriftsat­z mit 30 Minuten Zeitaufwan­d macht 162 Euro brutto. Eine zweistündi­ge Besprechun­g im Magistrat Salzburg: 648 Euro plus rund 1000 Euro Anfahrtsko­sten und Vergütung für die Reisezeit. Hinzu kommen Kosten für Aktenstudi­um, Eingaben im Strafverfa­hren, das Aufsetzen diverser Schriftsät­ze, Prüfung der Beschlüsse des Oberlandes­gerichts Wien.

Richtig skurril wird es aber erst, wenn man sich ansieht, was Stadt und Land Salzburg hier gegenseiti­g verpulvern. Denn neben dem Strafverfa­hren existiert ja noch das Zivilverfa­hren. Das Land hat im Oktober 2015 Klage gegen die Stadt eingereich­t, weil durch die Übernahme der Swaps 2007 ein Millionens­chaden entstanden sein soll. Allein die Gerichtsge­bühr für die Einbringun­g der Klage belief sich auf 56.000 Euro. Die Anwaltskos­ten auf Seiten der Stadt Salzburg in diesem Zivilverfa­hren liegen bereits bei 20.000 Euro.

 ??  ??
 ??  ?? Heidi Huber
Heidi Huber
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria