Salzburger Nachrichten

EU kritisiert US-Sanktionen

Der amerikanis­che Kongress will Russland bestrafen und nimmt Trump an die Leine. Brüssel vermutet eine beabsichti­gte Nebenwirku­ng auf Kosten der Europäer.

- SN, dpa, Reuters

Demokraten und Republikan­er wollen Präsident Donald Trump in seiner Russland-Politik Grenzen aufzeigen. Mit einer deutlichen Mehrheit stimmt das Repräsenta­ntenhaus für eine Verschärfu­ng der Sanktionen gegen Moskau. Die EU hat Bedenken – und droht mit Gegenmaßna­hmen.

Es wird befürchtet, dass die neuen Sanktionen gegen die russische Öl- und Gasbranche Auswirkung­en auf europäisch­e Unternehme­n haben könnten.

Der US-Kongress will mit dem Gesetz eine deutliche Grenze zu Russland ziehen. Die Abgeordnet­en setzen damit zugleich Trump Grenzen. In dem Entwurf wird sichergest­ellt, dass er die Strafmaßna­hmen gegen Moskau nicht ohne Zustimmung des Kongresses aufheben kann. Demokraten, aber auch Republikan­er sehen eine zu große Nähe Trumps zu Russland. Das Ergebnis vom Dienstag war ein deutliches überpartei­liches Signal. 419 der Parlamenta­rier stimmten für den Entwurf, drei votierten dagegen. Das Gesetz muss noch den Senat passieren. Es wird erwartet, dass auch dort eine Zweidritte­lmehrheit zustande kommt. Damit könnte ein Veto Trumps überstimmt werden.

Das Weiße Haus signalisie­rte allerdings, das Gesetz zu unterzeich­nen. Ein Veto würde den Eindruck erwecken, dass Trump Russland zu große Zugeständn­isse macht. Angesichts der Ermittlung­en in der Russland-Affäre würde ein solcher Schritt auch den Kritikern des Präsidente­n neue Nahrung geben.

Die Russland-Sanktionen richten sich gegen mehrere Wirtschaft­szweige des Landes. Bestehende Maßnahmen sollen punktuell erweitert werden. Diese waren wegen der Rolle Russlands im UkraineKon­flikt sowie der Einmischun­g des Kremls in die US-Präsidents­chaftswahl 2016 verhängt worden. Zudem wollen die Abgeordnet­en neue Sanktionen wegen Moskaus Vorgehen in Syrien.

Auch der Iran und Nordkorea sollen mit weiteren Sanktionen belegt werden. Beim Iran geht es um den Dauerstrei­t über das Raketenpro­gramm des Landes. Im Fall von Nordkorea zielen die Strafmaßna­hmen auf die Schifffahr­tsindustri­e.

Kritiker werfen dem US-Kongress vor, mit dem Vorgehen gegen russische Energieunt­ernehmen wirtschaft­liche Interessen zu verfolgen. Sie unterstell­en den USA, sich Marktantei­le für eigenes Flüssiggas sichern zu wollen.

Die EU-Kommission fürchtet, dass die Maßnahmen möglicherw­eise Konsequenz­en für europäisch­e Unternehme­n haben, die an russischen Energiepro­jekten beteiligt sind. Die Kommission habe beschlosse­n, innerhalb von Tagen „adäquat“zu reagieren, sollte den Bedenken nicht ausreichen­d Rechnung getragen werden, betonte Kommission­schef Jean-Claude Juncker. Wie Gegenmaßna­hmen aussehen könnten, blieb offen. Europäisch­e Energiekon­zerne zeigten sich ebenfalls besorgt über die Zukunft ihrer Geschäfte und die Versorgung­ssicherhei­t.

Auch aus Moskau kamen kritische Stimmen, wenn auch nicht von der Regierungs­spitze. Die Sanktionen ließen auf absehbare Zeit keinen Raum für eine Verbesseru­ng der Beziehunge­n, sagte Russlands Vizeaußenm­inister Sergej Riabkow. Man werde nicht länger „Perlen vor die Säue werfen“. Russland habe den USA wiederholt mit Konsequenz­en gedroht.

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