Die Camerata Salzburg ergötzt mit einem Pasticcio
Es gibt bei den Salzburger Festspielen nicht oft, aber doch Konzerte mit FleckerlteppichCharakter, bei denen sich die Frage nach dramaturgischer Kohärenz stellt. Eines davon fand am Dienstagabend im Mozarteum statt. Allerdings: Dass Konzerte ein Programm mit aufeinander abgestimmten Teilen haben sollten, ist eine moderne Vorstellung. Früher waren sie bunter und gemischter.
Beim Pasticcio-Konzert mit der Camerata Salzburg gehörte der erste Teil dem hervorragend disponierten Chor des Bayerischen Rundfunks, geleitet von Howard Arman. Nach Schuberts suggestivem „Gesang der Geister über den Wassern“, der den Zeitgenossen nicht gefiel, weil er zu wenig volksliedhaft war, stand ein ungewöhnliches Stück auf dem Programm: Frank Martins früh entstandene „Messe für Doppelchor a cappella“, ein lebendiges und emotional angereichertes Werk, das erst vierzig Jahre nach seiner Entstehung seine Uraufführung erlebte. Es ist ein eigenständiges, mit archaisierenden Andeutungen eher als mit den später bei Martin typischen Chromatismen arbeitendes Werk, das einen eigenen Reiz ausstrahlt.
Der zweite Teil gehörte Alfred Schnittke, diesem Solitär der Musik der späten Sowjetperiode. Die kontrastreichen „Zwei kleinen Stücke für Orgel“atmen den Geist improvisierter Aufmüpfigkeit. Hingegen lässt der acht Jahre später entstandene „Monolog für Viola und Streicher“wütende Resignation erahnen – mit dissonanten Akkorden und angerissenen Tönen.
Dem dritten Teil war eine chorische Fassung des Adagios aus Bruckners Streichquintett vorangestellt, das den Symphoniker – es entstand zwischen 5. und 6. Symphonie – anklingen lässt. Lorenzo Viotti dirigierte die Camerata Salzburg hier mit zuweilen lauter Emphase. Arthur Honeggers im Zweiten Weltkrieg entstandene Zweite Symphonie in ihrer Mischung aus Klageton und Ausbrüchen und mit eigenwilligen Soli von Cello, Kontrabass und Trompete war besser im Lot. Dieses Werk wird von einem den Frieden vorausahnenden Freudentanz beschlossen.DEREK