Er ist seines Glückes Schmied
Das Schmiedehandwerk hat eine lange Tradition. Der Innviertler Simon Forster setzt diese in seiner Werkstatt fort. Er selbst ging bei seinem Vater in die Lehre.
Noch liegt die Esse an diesem Morgen im Dunkeln. Es riecht nach verbrannter, erkalteter Steinkohle. Das ist der Arbeitsplatz von Simon Forster in Braunau am Inn. Der 31-Jährige ist gelernter Schlossermeister und Schmied. Forster hat die Werkstatt von seinem Vater Franz übernommen. Die Schmiede befindet sich auf dem Hof der Familie, die dort seit fünf Generationen lebt. Die beiden sind sich einig: „Die Berufsbezeichnung ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Leute das so ausüben.“Der wichtigste Unterschied: Der Schlosser bearbeitet kaltes Metall, der Schmied fasst die heißen Eisen an.
Wie das Schmiedehandwerk in der Familie Forster begann, erzählt Seniorchef Franz Forster, Simons Vater: Er hatte in jungen Jahren keine rechte Lust, in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten. „Ich wollte Arzt werden – oder Trompeter.“Er interessierte sich auch für Bildhauerei. Ende der 1960er-Jahre schlug ihm jemand vor, er solle sich die kunstvoll beschlagene Tür der Kirche von Eggelsberg anschauen. Gesagt, getan – und die Würfel waren gefallen. „Da habe ich gewusst, was ich werden will.“Mit Erfolg: So wurde Franz Forster 1989 und 1994 mit dem Österreichischen Staatspreis für gestaltendes Handwerk ausgezeichnet. Vor genau 25 Jahren erhielt er den Handwerkspreis der „Salzburger Nachrichten“.
Sohn Simon war schon als Kind vom Beruf seines Vaters fasziniert und hielt sich häufig in der Schmiede auf. „Er wollte schon mit neun Jahren an den österreichischen Schmiedemeisterschaften teilnehmen“, erzählt Vater Franz nicht ohne Stolz. Das wurde dem Buben damals gestattet und er holte sogar den dritten Preis. „Andere waren darüber beleidigt“, sagt sein Vater. Vor sieben Jahren ging Franz Forster dann in Pension und Sohn Simon übernahm die Schmiede. Er war gerade auf Montage, als der Anruf kam. Seit 2016 ist auch sein Bruder Johannes Teil des Unternehmens.
Das Schmieden zählt zu den ältesten Handwerken der Menschheit. „Wir arbeiten heute noch wie vor 1000 Jahren, ganz klassisch am offenen Feuer. Nur das Gebläse ist mittlerweile elektrisch betrieben“, erklären Vater und Sohn. Sie sind fasziniert von den vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die ihnen Metalle bieten, allen voran das Eisen, zu sehen, wie es sich verformt und dann schier ewig bestehen kann.
Kraft spiele gar keine so große Rolle, sagt Simon Forster. „Man braucht vor allem die richtige Technik.“So wie er als Kind seinem Vater gern bei der Arbeit geholfen hat, sind nun seine beiden Söhne (3 und 6 Jahre) oft bei ihm in der Werkstatt.
Die Schmiede hatten in der Geschichte stets eine Sonderstellung, weil sie mithilfe von Feuer Gegenstände herstellen konnten. Und heute macht auch Simon Forster die Werkzeuge, die er für seine Arbeit braucht, selbst. Im Mittelalter spezialisierten sich viele Schmiede, etwa zu Zeugschmieden, Nagel- oder Waffenschmieden. Heute wird nach Auskunft der Wirtschaftskammer aus gewerberechtlicher Sicht unterschieden zwischen „Metalltechnik für Schmiede und Fahrzeugbau“sowie „Huf- und Klauenbeschlag“. Jedes Jahr gibt es bei den Lehrlingen rund 95 Schmiede und 15 bis 20 Hufschmiede.
Simon Forster und sein Vater haben vor allem eine kunstsinnige Ader. „Es gibt jetzt wieder mehr Messerschmiede, aber das hat mich nie interessiert“, sagt der junge Schmied. Er und sein Vater haben einen Ausstellungsraum mit ihren Werken geschaffen, die „Galerie Brot & Wein“. Dort findet sich etwa ein herrliches Stück mit dem Titel „Jammertisch“, der an einer Seite zu schmelzen scheint, und dazu gibt es die passenden Stühle. Die Garnitur, die für rund 4600 Euro erhältlich ist, soll die „Jammermentalität“parodieren, erklären Vater und Sohn.
Doch die Kunst kommt bei beiden derzeit leider viel zu kurz. Zu viel anderes gibt es zu tun, vor allem Alltagsaufträge wie Stiegengeländer, aber auch Tore, Schilder für Geschäfte oder Lampen. Die meisten Aufträge erhält Forster aus der Region. Er ist auch im grenznahen Bayern tätig – so gestaltete er mit einem Kollegen für das Bürgerhaus von Simbach die Fenstergitter. „In Absprache mit dem Denkmalamt“, wie er betont. Dann geht er los, um in der Esse das Feuer zu entfachen – und das Eisen für die Ewigkeit zu schmieden.
„Wir arbeiten wie vor 1000 Jahren – klassisch am offenen Feuer.“Franz Forster, Schmied