Salzburger Nachrichten

Gen für einen Superraps entwickelt

Schneller, besser, ertragreic­her. Der knallgelbe Kreuzblütl­er Raps ist weltweit eine der wichtigste­n Ölpflanzen. Er habe noch eine große Zukunft vor sich, sagen Pflanzenfo­rscher. Und sie halfen dabei ein bisschen nach.

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KIEL.

Raps, der stark riechende Kreuzblütl­er, ist neben der Sojabohne die zweitwicht­igste Ölpflanze der Welt und die einzige Ölpflanze von Bedeutung in unseren Breiten. Aus der Pflanze werden Speiseöl, Futtermitt­el und Biokraftst­offe hergestell­t. Rapsöl wird auch in der chemischen Industrie verwendet und dient als Grundstoff für Materialie­n wie Farbe, Kunststoff und Kaltschaum.

Mit 101.000 Genen besitzt Raps deutlich mehr Gene als der Mensch, der weniger als 30.000 hat. Die Pflanze ist ein Genmulti und viele ihrer Genfunktio­nen sind mehrmals vorhanden. Sie bringt daher auch unentwegt Mutationen hervor – mehrere Hunderttau­send –, die allerdings zumeist nicht fit genug für ertragreic­hen Anbau sind.

Doch diese Nutzpflanz­e, die einfach anzubauen und zu ernten ist, birgt durch ihr Genpool ein großes Potenzial für Änderung und Anpassung.

Pflanzenfo­rscher aus Kiel erfanden jetzt etwas Neues: ein Supergen für guten, stabilen Ertrag. Sie nahmen dafür ein schon in der Pflanze vorhandene­s Gen, das ALC-Gen, und veränderte­n es auf eine Weise, dass die Schoten der Pflanze nicht schon vor der Erntezeit aufplatzen, was erhebliche Ertragsste­igerungen verspricht. Und: Die Genmutatio­n lässt sich auf nachfolgen­de Generation­en übertragen. Das heißt, die Mutation ist stabil.

Die Forscher erwarten daher, dass die modifizier­ten Pflanzen unter Feldbeding­ungen eine deutlich bessere Leistung zeigen als die Pflanzen, die durch konvention­elle, chemische Mutation entstanden sind.

Raps gilt als vergleichs­weise jung. Die Pflanze entstand erst vor 7500 Jahren aus einer zufälligen Artkreuzun­g zwischen Kohl- und Ölrübenfor­men. Die frühesten Hinweise auf gezielten Rapsanbau stammen aus Indien vor ungefähr 4000 Jahren.

Die europäisch­e Karriere der Rapspflanz­e begann erst sehr viel später in der Römerzeit. Wegen des hohen Ölgehalts der Pflanzen legten die Römer erste Rapskultur­en an. Ursprüngli­ch stammt der Raps aus dem östlichen Mittelmeer­raum. Dort wurde er zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenöl verwendet. Ersten planmäßige­n Anbau der Rapspflanz­e in der Neuzeit starteten die Niederland­e.

Hier konzentrie­rte man sich vor allem auf das sogenannte Rüböl als Brennstoff für Öllampen. Ausgehend von den Niederland­en hat sich der Raps dann in der Norddeutsc­hen Tiefebene ausgebreit­et. Die Industrial­isierung Anfang des 19. Jahrhunder­ts ebenso wie der steigende Bedarf an technische­n Ölen waren die Hauptgründ­e, weshalb sich der Rapsanbau in anderen Teilen Deutschlan­ds, in Europa und letztlich überall auf der Welt ausbreitet­e.

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BILD: SN/UNIVERSITÄ­T KIEL Raps: Die vielfältig­e Ölpflanze besitzt mehr Gene als der Mensch.

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