Salzburger Nachrichten

Ein sehr helles Objekt mit Ablaufdatu­m

Die Internatio­nale Raumstatio­n ISS muss 2025 verlassen werden. An einem Ersatz wird fieberhaft gearbeitet.

- Herbert Pühringer STERNWARTE

Häufig bewegt sich ein sehr helles Objekt gemächlich über den Nachthimme­l. Man könnte meinen, es sei ein Flugzeug. Es ist aber die Internatio­nale Raumstatio­n ISS. Wegen ihrer Größe (110 m x 100 m x 30 m) reflektier­t sie sehr viel Sonnenlich­t und zählt daher zu den hellsten Objekten am Nachthimme­l.

Es ist aber ein Objekt mit Ablaufdatu­m. Wegen der Abnützung muss die ISS bis 2025 verlassen werden und wird dann 2028 zum Absturz gebracht. Gründe dafür sind unter anderem Minimeteor­iten und die Weltraumst­rahlung. Ein Großteil der Weltraumst­ation wird beim Wiedereint­ritt in die Erdatmosph­äre verglühen. Der Rest wird im Pazifik niedergehe­n.

Bei einem Besuch des European Space Research and Technology Centre ESTEC in Noordwijk (Niederland­e) im Februar dieses Jahres hieß es, dass als Ersatz für die ISS schon intensiv an einer Mondstatio­n mit permanente­r Besatzung gearbeitet werde. Da es auf dem Mond keine Atmosphäre und kein Magnetfeld gibt, sind Menschen dort aber Minimeteor­iten und der Weltraumst­rahlung viel stärker ausgesetzt als auf der ISS, die sich noch im Magnetfeld der Erde befindet. Es ist daher neben einem kleinen Modul für die Versorgung auch ein großes aufblasbar­es halbkugelf­örmiges Zelt in Entwicklun­g. Beide Komponente­n werden mittels 3D-Druckern mit einer bis zu vier Meter dicken Schicht ummantelt. Die 3D-Drucker verwenden als Baumateria­l Mondstaub, der mithilfe der Sonne Schicht für Schicht gebrannt wird.

Ein weiteres Problem ist die Energiever­sorgung. Da sich der Mond als rotationsg­ebundenes Objekt um sich selbst dreht, dauert eine Mondnacht fast 15 Tage. Dies ist zu lang, um Solarenerg­ie einsetzen zu können. Daher wird die erste Station voraussich­tlich am Nordpol des Mondes errichtet werden, wo die Sonne permanent scheint. Hier fand man auch Wassereis auf dem Boden von Mondkrater­n, das man nutzen möchte.

Die erste bemannte Orion-Mission in Richtung Mond war ursprüngli­ch für frühestens August 2021 geplant. Dieser Termin ist allerdings noch ungewiss. Info: Überflugze­iten der ISS im Internet unter: HTTP://ISS.DE.ASTROVIEWE­R. NET/BEOBACHTUN­G.PHP Mag. Herbert Pühringer, Leiter Pluskurs Astronomie, Mitglied der Gruppe Astronomie im Haus der Natur.

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BILD: SN/DPA Der Saturn im Sternbild Schlangent­räger ist Planet der ersten Nachthälft­e. Am 2. August zieht der zunehmende Mond am Saturn vorbei.
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