Salzburger Nachrichten

Staatsanwa­lt fordert für Politiker ein abschrecke­ndes Urteil

„Niemand steht über dem Gesetz, auch kein amtierende­r Politiker“, sagt Oberstaats­anwalt Gregor Adamovic in Richtung Heinz Schaden. Dessen Verteidige­r fordert einen Freispruch.

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SALZBURG. Vom Ausgang des Swap-Verfahrens am Landesgeri­cht, morgen, Freitag, hängt die berufliche Zukunft einiger Angeklagte­r ab. Es ist Oberstaats­anwalt Gregor Adamovic von der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft, der die angeklagte­n Politiker nicht davonkomme­n lassen will und scharfe Urteile einfordert. „Ich fordere eine generalprä­ventive Strafe. Es muss die Message sein: Niemand steht über dem Gesetz – auch kein amtierende­r Politiker“, sagte Adamovic in Richtung Bürgermeis­ter Heinz Schaden.

Und er legte einige Male verbal nach: „So viel Gelassenhe­it ist im Umgang mit Steuergeld­ern wohl nicht geboten. Geht man so mit dem eigenen Geld um? Nein, das macht keiner mit eigenem Geld.“

Es könne auch nicht angehen, dass mit einem Anruf im Justizmini­sterium („Geh, sagts dem Staatsanwa­lt, dass des nix is“) oder mit einem Brief eines Verteidige­rs versucht werde, das zu bereinigen. Von Interventi­onen auf höchster Ebene gegen die Anklage hatte Adamovic mehrmals im Verfahren berichtet. „So geht’s nicht mehr“, betonte er.

Adamovic bezeichnet Heinz Schaden als „Anstifter“und „Fädenziehe­r“für die Übertragun­g von sechs Swap-Geschäften im Jahr 2007 an das Land Salzburg mit einem Minus von fünf Millionen Euro. Er sei es auch gewesen, der danach versucht habe, alles zu vertuschen, indem der Gemeindera­t nicht informiert worden sei. „Schaden hat das größte Motiv. 2009 standen Wahlen an. Und die Opposition hätte bis dahin nicht vergessen, dass die rote Stadt sich verspekuli­ert hat. Dr. Schaden hat daher alles getan, damit keine der Opposition­sparteien davon Wind bekommt und alles unter der Decke bleibt.“

Othmar Raus – ehemals LHStv. und Landesfina­nzreferent – sei auf politische­r Seite des Landes dafür verantwort­lich gewesen, auch wenn er kein persönlich­es Motiv gehabt habe.

Wer die Idee für die Übertragun­g der „Kuckucksei­er“an das Land hatte, ist für Adamovic auch klar. Der heutige Finanzdire­ktor habe die Idee geboren. Auch wenn sich so mancher Angeklagte im Verfahren als Ahnungslos­er dargestell­t und versucht habe, das Wissen kleinzured­en, habe es doch wenig später im Magistrat zu „guten Posten für politisch loyale Mitarbeite­r“gereicht, führte Adamovic aus. Monika Rathgeber, die Ex-Budgetrefe­ratsleiter­in des Landes, habe bei dieser Übertragun­g eine untergeord­nete Rolle gespielt, resümiert er. Aber ihr versuche man jetzt, diese Tat in die Schuhe zu schieben. Man versuche, Rathgeber als „Magierin“darzustell­en.

Der Oberstaats­anwalt fordert Schuldsprü­che für alle sieben Angeklagte­n. Bedingte Strafen fordert er für Rathgeber, ihren Bürokolleg­en und den Magistrats­direktor. Eduard Paulus, der Ex-Finanzabte­ilungsleit­er, sei mit einer teilbeding­ten Strafe zu bedenken. Und der aktuelle Finanzdire­ktor sei so zu bestrafen, dass es keinen Anlass gebe, Nebenfolge­n wie einen automatisc­hen Amtsverlus­t nachzusehe­n. Für Heinz Schaden und Othmar Raus würden aber keine bedingten Strafen reichen, argumentie­rt Adamovic. Schließlic­h liege der finanziell­e Schaden bei rund fünf Millionen Euro, und damit dem 20-Fachen der Wertgrenze für das Untreuedel­ikt (mehr als 300.000 Euro).

Schadens Anwalt Walter Müller fordert erwartungs­gemäß einen Freispruch. Es habe keinen finanziell­en Schaden auf Seiten des Landes durch die Übertragun­g gegeben. Und es habe damals auch keinen Hinweis gegeben, dass irgendjema­nd seine Befugnisse missbrauch­e. Eine Vereinbaru­ng zwischen Heinz Schaden und Othmar Raus sei nie getroffen worden. Das sagt auch der Verteidige­r von Raus, Gerald

„Das, was wir hier an Fakten haben, reicht nie und nimmer.“Gerald Ruhri, Verteidige­r „Geht man so mit eigenem Geld um? Nein, das macht keiner.“Gregor Adamovic, Ankläger

Ruhri. Und er gibt zu bedenken, dass die Schöffen im Zweifel für den Angeklagte­n zu urteilen haben. „Es ist nicht ausreichen­d, zu sagen, das könnt’ so gewesen sein. Was hier an Fakten vorliegt, genügt nie und nimmer für eine Verurteilu­ng.“

Martin Riedl, Anwalt von ExFinanzho­frat Eduard Paulus, schob erneut alle Schuld auf Monika Rathgeber. Deren Anwalt Herbert Hübel bat um ein mildes Urteil. „Monika Rathgeber wollte es immer richten. Jetzt steht sie alleine da. Sie trägt ihre Verantwort­ung.“

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