380-kV-Gegner warnen vor Gefahren im Wald
Befürworter und Kritiker der geplanten 380-kV-Leitung werden wohl auf keinen grünen Zweig mehr kommen. Zu gegensätzlich sind die Meinungen und selbst die grundlegenden Daten sind umstritten. Das wurde am Mittwoch bei der 380-kV-Berufungsverhandlung in Wien abermals deutlich. Es ging um den Bereich Forst.
Während im Genehmigungsbescheid des Landes für die Freileitung von Elixhausen nach Kaprun Rodungen für den Neubau mit einer Gesamtfläche von rund 190 Hektar aufgelistet sind, war die IG Erdkabel bei genauerer Durchsicht der Unterlagen zu einer „Waldvernichtung“(Fällungen und Rodungen) in Summe von 771 Hektar gekommen, wenn man zum Beispiel das Freihalten der Trasse einrechnet. Diese Frage soll der Europäische Gerichtshof am Beispiel eines 110-kV-Leitungsprojekts bei Vorchdorf in Oberösterreich klären.
Die Freileitungsgegner stützen sich auf Feststellungen des von Rechtsanwalt Wolfgang List aufgebotenen Sachverständigen Christian Tomiczek, der vor größer werdenden Gefahren bei Schlägerungen besonders im Schutzwald warnte. Das betreffe vor allem den zunehmenden Borkenkäfer-Befall und Windwürfe. Auf Kritik stieß auch die Feststellung des Amtsgutachters, dass der Wald schon nach zehn Jahren seine volle Funktionsfähigkeit wiedererlange.
Die Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht geht heute, am achten Tag, mit der Kontrolle des Protokolls zu Ende.
Indessen verstärkt sich die politische Diskussion wieder. Der Salzburger Naturschutzbund warf am Mittwoch der Landespolitik
„Geldbeträge schaffen keinen Ersatz für verlorene Lebensräume.“
„Versagen auf ganzer Länge“vor: „Bei der Verhandlung wurde klar, dass wir an den Folgen einer konturlosen Naturschutzpolitik leiden, die jeglicher Auseinandersetzung aus dem Weg geht“, sagte Landesvorsitzender Winfrid Herbst. Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle oder gar die Vorschreibung von Geldbeträgen, die nun nach einer Änderung des Naturschutzgesetzes möglich ist, könnten verloren gegangene Lebens- und Erholungsräume nicht ersetzen.