Salzburger Nachrichten

SPÖ zweifelt wieder am Sicherheit­spaket Beschluss der erweiterte­n Überwachun­g im September wackelt. ÖVP zweifelt an der Paktfähigk­eit des Ex-Koalitions­partners.

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Das zwischen SPÖ und ÖVP vereinbart­e Sicherheit­spaket wackelt wieder. Denn der Entwurf, mit dem die Exekutive mehr Möglichkei­ten zur Überwachun­g von Terrorverd­ächtigen erhalten soll, wird von SPÖ-Justizspre­cher Johannes Jarolim nun scharf kritisiert.

Das Papier verstoße „in erschrecke­nder Weise“gegen rechtsstaa­tliche Maßstäbe, wettert Jarolim. Die vorgesehen­e Überwachun­g der Internette­lefonie sei zwar an sich sinnvoll, aber nicht in der von der ÖVP vorgesehen­en Form. Auch unbeteilig­te Dritte könnten dadurch überwacht werden. Das gehe weit über das hinaus, was zwischen SPÖ und ÖVP vereinbart worden sei, sagt Jarolim. Es sei „absolut nicht vorstellba­r“, dass seine Partei diesem Paket zustimmen werde.

Freilich ist es noch keineswegs sicher, ob die SPÖ das Paket wirklich ablehnt. Zwar hüllten sich Kanzler Christian Kern und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil, die sich zuletzt klar hinter das Sicherheit­spaket gestellt hatten, am Donnerstag in Schweigen. Hinter vorgehalte­ner Hand verweist man in der SPÖ aber darauf, dass Jarolim schon öfters krasse Außenseite­rpositione­n in der Partei eingenomme­n habe. Die SPÖ, so heißt es, stehe weiterhin zu den Grundsätze­n des Pakets. Kritik, die während der Begutachtu­ngsfrist auftauche, sollte aber berücksich­tigt werden.

So drängt der niederöste­rreichisch­e SPÖ-Chef Franz Schnabl darauf, dass zur Wahrung der Bürgerrech­te eine unabhängig­e Rechtsschu­tzinstanz beim Bundesverw­altungsger­icht oder beim Verfassung­sgerichtsh­of eingericht­et wird. Zu dem an sich zwischen SPÖ und ÖVP vereinbart­en Beschlusst­ermin im September sagt Schnabl, es bestehe kein Grund zur Eile. Schließlic­h sollten maßgeblich­e Teile des Pakets erst 2019 in Kraft treten.

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er werfen der SPÖ nun vor, in puncto Sicherheit keine klare Linie zu haben. Man sei „verwundert“über die Kritik an dem Paket, das monatelang von SPÖ und ÖVP verhandelt und schließlic­h gemeinsam in Begutachtu­ng geschickt worden sei. Wenn die SPÖ nun wieder davon abrücke, lasse sie jede Paktfähigk­eit vermissen, sagt Sobotka. Die Kritik am geplanten Ausmaß der Überwachun­gsmaßnahme­n lasse sich leicht widerlegen. Nur Verbrecher hätten etwas zu befürchten, niemand sonst.

Freilich steht Jarolim mit seinen Bedenken nicht allein da. Zuletzt haben die Rechtsanwa­ltskammer und die FPÖ Kritik am Sicherheit­spaket geübt.

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BILD: SN/DPA Was soll der Staat sehen dürfen? Diese Frage ist umstritten.

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