Salzburgs Landeshauptmann preist die Schönheit
Entgeistigung, Reizüberflutung und Kommerzialisierung beschädigten das Schöne, warnt Wilfried Haslauer.
Den Warnungen vor Gefahren für die Demokratie in der Festrede Ferdinand von Schirachs setzte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) eine Verteidigung der Schönheit entgegen. „Was hat uns denn die Schönheit angetan, dass sie uns verdächtig geworden ist?“, fragte Haslauer im Festakt zur Eröffnung der Salzburger Festspiele. „Warum ist Schönheit im Geruch, oberflächlich, dumm, kitschig, banal, hohl zu sein?“Wie ein Freund einer Missachteten, wie ein Anwalt einer zu Unrecht Verurteilten elaborierte er seine Argumente zu dem, was er als „ein Plädoyer für die Schönheit“bezeichnet.
Unsere Gesellschaft „hat die Schönheit kommerzialisiert, vermasst, vielleicht sogar vermasselt“, warnt Haslauer. Als Beispiele nennt er „Klimt und Schiele als Dekor auf Gläseruntersetzern“und „Mozart als Restaurant-Hintergrundmusik“. So pervertierten Meisterwerke in „Abgeschmacktheit und Trivialität“. Eine Entgeistigung und eine permanente Reizüberflutung hätten die Kostbarkeit des Schönen beschädigt, kritisiert Haslauer und fordert: „Wir müssen die Schönheit wieder bewusst suchen“und ihr nicht nur im Museum und im Konzertsaal, sondern auch im Alltag gezielt Platz geben. Solcher Forderung nach frischer Schönheit wurde beim Festakt das Mozarteumorchester Salzburg gerecht, dessen neuer Chefdirigent Riccardo Minasi erstmals bei den Salzburger Festspielen auftrat. Tänze aus Suiten von Dmitri Schostakowitsch erklangen in schillernder Vielfalt: zünftig und heiter oder gebrochen durch bittere Melancholie, als Polka oder Walzer, zu zierlichen Schrittchen oder zu klobigen Sprüngen – jedenfalls farbenfroh, schwungvoll und mitreißend.
Mit Grandezza begrüßte die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, alle Politiker und Ehrengäste, überging die Abwesenheit von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) elegant, erinnerte an die Gründung der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde vor 100 Jahren und legte die Rutsche für den Festredner, indem sie das Publikum um Interesse, Neugier und Leidenschaft bat, „damit wir Forum sein können, auf dem die res publica, die öffentliche Sache, verhandelt wird“.
Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) erklärte die Kunst zur „Schlüsseldisziplin des digitalen Zeitalters“. Sie nehme das Verhältnis von Mensch und Technologie kritisch in den Blick und rege zum Nachdenken an. Infolge der Digitalisierung ergebe sich der Eindruck, „dass sich die Macht gerade wandelt und eine Metamorphose durchläuft“. Zum Beispiel gewännen Internet-Konzerne an Macht, zudem verschiebe sich Macht von Menschen hin zu Maschinen. Reden:
„Schönheit ist ein Teil von uns.“Wilfried Haslauer, Landeshauptmann „Forum, das die res publica verhandelt.“Helga Rabl-Stadler, Präsidentin „Die Macht wandelt sich gerade.“Thomas Drozda, Kulturminister