Salzburger Nachrichten

Kühe gehören sozialisie­rt

- 6840 Götzis

Zu „Hunde machen Kühe aggressiv“(SN, 24. 7.). Sehr geehrter Herr Rechtsanwa­lt Zarl, ich möchte mich für Ihren sachlichen Artikel recht herzlich bedanken. Von der Rechtslage her ist Ihre Abhandlung absolut treffend zusammenge­fasst. Erlauben Sie mir aus meiner langjährig­en berufliche­n Erfahrung als Fachtierar­zt für Tierhaltun­g und Tierschutz, aber auch als Gutachter bei Gericht zwei Anmerkunge­n: Das Aggression­sverhalten gehört bei Tieren zum Normalverh­alten, problemati­sch wird es nur, wenn es unkontroll­iert und der Situation nicht angepasst verläuft (Hauptprobl­em bei der Hundehaltu­ng). Auch Rinder müssen (wie Hunde) auf einen den heutigen Lebensverh­ältnissen angepasste­n Umgang mit Menschen sozialisie­rt werden. Es muss eine vertrauens­volle Mensch-TierBezieh­ung aufgebaut werden. Genau in diesem Erforderni­s beobachte ich in den letzten Jahren massive Versäumnis­se in der landwirtsc­haftlichen Tierhaltun­g. Gerade in der Laufstallh­altung, die vom Tierschutz her zweifellos Vorteile hat, werden Mensch-TierKontak­te und Weidetrain­ing zunehmend zur Ausnahme. Da darf man sich dann nicht wundern, dass schlecht sozialisie­rte und weideunerf­ahrene Rinder gleich zu Beginn der Almsaison auf ebenso unerfahren­e Touristen „losgehen“. Die Frage wäre auch rechtlich nicht unbedeuten­d, ob im Sinne einer speziellen Eigenschaf­t der Tiere (schlecht sozialisie­rt, keine Weidepraxi­s) eine besondere Gefährlich­keit anzunehmen ist. Erik Schmid,

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