Kühe gehören sozialisiert
Zu „Hunde machen Kühe aggressiv“(SN, 24. 7.). Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Zarl, ich möchte mich für Ihren sachlichen Artikel recht herzlich bedanken. Von der Rechtslage her ist Ihre Abhandlung absolut treffend zusammengefasst. Erlauben Sie mir aus meiner langjährigen beruflichen Erfahrung als Fachtierarzt für Tierhaltung und Tierschutz, aber auch als Gutachter bei Gericht zwei Anmerkungen: Das Aggressionsverhalten gehört bei Tieren zum Normalverhalten, problematisch wird es nur, wenn es unkontrolliert und der Situation nicht angepasst verläuft (Hauptproblem bei der Hundehaltung). Auch Rinder müssen (wie Hunde) auf einen den heutigen Lebensverhältnissen angepassten Umgang mit Menschen sozialisiert werden. Es muss eine vertrauensvolle Mensch-TierBeziehung aufgebaut werden. Genau in diesem Erfordernis beobachte ich in den letzten Jahren massive Versäumnisse in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Gerade in der Laufstallhaltung, die vom Tierschutz her zweifellos Vorteile hat, werden Mensch-TierKontakte und Weidetraining zunehmend zur Ausnahme. Da darf man sich dann nicht wundern, dass schlecht sozialisierte und weideunerfahrene Rinder gleich zu Beginn der Almsaison auf ebenso unerfahrene Touristen „losgehen“. Die Frage wäre auch rechtlich nicht unbedeutend, ob im Sinne einer speziellen Eigenschaft der Tiere (schlecht sozialisiert, keine Weidepraxis) eine besondere Gefährlichkeit anzunehmen ist. Erik Schmid,