„3“kauft Tele2 und will A1 unter Druck setzen
Überraschender Deal in der Mobilfunkbranche: Die Österreich-Tochter des chinesischen Hutchison-Konzerns verstärkt sich im Firmengeschäft.
Der Mobilfunkanbieter „3“kauft um 95 Millionen Euro den Festnetzbetreiber Tele2 und erhöht damit bei Geschäftskunden den Druck auf den heimischen Marktführer A1. „Durch den Zusammenschluss entsteht der größte alternative Telekom-Betreiber Österreichs mit rund vier Millionen Mobilfunk-, Festnetz- und Internetanschlüssen und künftig knapp einer Milliarde Euro Umsatz“, kommentierte „3“Chef Jan Trionow den überraschenden Deal.
„3“gehört dem chinesischen Mischkonzern Hutchison und rittert seit Jahren mit T-Mobile Austria um den zweiten Platz am heimischen Mobilfunkmarkt. Die schwedische börsennotierte Tele2 mit umgerechnet rund drei Milliarden Euro Gesamtumsatz pro Jahr hat sich auf Geschäftskunden spezialisiert, sie soll rund ein Drittel der heimischen Topunternehmen als Festnetzkunden haben.
Der Anteil der Geschäftskundenumsätze am Gesamtumsatz von „3“steigt durch die Übernahme von zwölf auf 22 Prozent, rechnete Trionow vor. Mittelfristig will das Unternehmen mehr als ein Viertel der Umsätze im Business-Segment erzielen. Zur künftigen Stoßrichtung meinte der „3“-Chef: „Mit Tele2 stärkt Drei seine Aktivitäten als ITDienstleister für Unternehmen durch Angebote für Netzwerkmanagement, Housing- und HostingLeistungen sowie Sicherheitslösungen.“
Der Kaufpreis von 95 Mill. Euro ist noch nicht endgültig fixiert. Zehn Mill. Euro davon werden erfolgsabhängig ausbezahlt.
Nach der Übernahme werde die Marke Tele2 „aus dem Markt gezogen“, sagte Trionow. Die Mobilfunkkunden der Tele2 behalten aber ihre Nummern und Tarife. Vorerst telefonieren sie auch weiterhin über das Netz von T-Mobile Austria.
Tele2 brachte es zuletzt in Österreich auf 122 Mill. Euro Umsatz. Beschäftigt wurden 235 Mitarbeiter, die 217.000 Kunden betreuten. Womit Tele2 nach Eigenangaben bei Geschäftskunden die Nummer 2 hinter A1 war. „3“wiederum kommt hierzulande auf 772 Mill. Euro Umsatz, erwirtschaftet von 1300 Mitarbeitern, die sich um 3,8 Millionen Kunden kümmern.
Wie es mit dem Management der Tele2 weitergeht, ist ebenso noch offen wie die Frage, wie viele Mitarbeiter durch die Übernahme ihren Job verlieren werden. Man habe je- denfalls viele Optionen im Unternehmen, beruhigte Trionow. In manchen Bereichen gebe es Überschneidungen, die man berücksichtigen müsse. Offen ist auch noch, wer nach der Heirat zu wem zieht. „Wir sind aber nicht weit voneinander entfernt“, sagte Trionow. „3“hat seine Zentrale in Wien-Floridsdorf, Tele2 in Donaustadt.
Mitbewerber T-Mobile Austria nahm die Übernahme am Freitag gentlemanlike: „Sportliche Herausforderung, die T-Mobile gerne annimmt“, twitterte Firmenchef Andreas Bierwirth. Und ebenso fair die Twitter-Antwort von „3“: „Das nennen wir den richtigen Sportsgeist.“Auswirkungen auf den Breitbandausbau, der gerade vom Staat mit einer Milliarde Euro gefördert wird, erwartet T-Mobile durch den Merger des Mitbewerbers nicht.
„3“war der jüngste Anbieter am heimischen Mobilfunkmarkt und ist durch die Übernahme des Mitbewerbers Orange Ende 2012 kräftig gewachsen. „3“hatte sich Orange damals 1,3 Mrd. Euro kosten lassen. Der nunmehrige Deal mit Tele2 soll noch heuer abgeschlossen werden, es fehlt noch die Genehmigung der Bundeswettbewerbsbehörde.
Tele2 sollte schon einmal verkauft werden. 2009 wollte der ehemalige Tele2-Österreich-Chef Robert Hackl die Firma erwerben, was scheiterte. Kurz darauf wurden 40 der damals 400 Mitarbeiter gekündigt. Wenig später kündigte HacklNachfolger Alfred Pufitsch an, er habe eine Partnerschaft mit einem Mobilfunker im Visier. Ende 2015 stieg Pufitsch dann ins Handygeschäft für Businesskunden ein, als Netzbetreiber wählte er T-Mobile, eine Tochter der Deutschen Telekom.