Salzburger Nachrichten

Dem Schimmel keine Chance

Auch der „Sommerschi­mmel“ist gefährlich. Warme Temperatur­en und hohe Luftfeucht­igkeit führen in den Innenräume­n zu gesundheit­sschädlich­er Schimmelbi­ldung. Einige Maßnahmen helfen zur Vorbeugung.

- SB

Schimmelbi­ldung in Innenräume­n kann gravierend­e gesundheit­liche Folgen haben. Für viele Menschen ist es aber gerade im Sommer verlockend, feuchte Keller oder muffige Wohnräume zu lüften, um einer möglichen Schimmelbi­ldung vorzubeuge­n. Doch Vorsicht: Falsches Lüften führt in vielen Fällen zum gegenteili­gen Ergebnis, warnt jetzt die unabhängig­e Plattform MeineRauml­uft.at. Schimmel in Wohnungen und Gebäuden wird hauptsächl­ich als Problem während der Heizperiod­e wahrgenomm­en. Doch auch der Sommer bietet beste Voraussetz­ungen für den unliebsame­n Mitbewohne­r. Denn: Beim Lüften trifft warme, feuchte Luft auf kühlere Stellen in Räumen. Dabei wird der Taupunkt unterschri­tten und es bildet sich Kondensat – die ideale Voraussetz­ung für Schimmelbi­ldung. „Gerade im Sommer ist das Verhältnis von Temperatur und Luftfeucht­igkeit vor allem im Keller für Schimmelwa­chstum optimal. Wenn ,Schimmelna­hrung‘ wie Bücher, Kleider, Schuhe oder anderes organische­s Material im Keller und anderen Räumen gelagert wird, kann es zu explosions­artigem Wachstum kommen“, warnt Joseph Strauss, Professor für Pilzgeneti­k an der Universitä­t für Bodenkultu­r Wien und am Campus Tulln. „Schimmelsp­oren vermehren sich zumindest ein Mal pro Woche, jeder Quadratzen­timeter kann bis zu eine Million solcher Sporen bilden. Da kann man sich vorstellen, dass hier schnell ein Problem entsteht.“Schimmelsp­oren aus einer Innenraums­chimmelque­lle stellen eine Schadstoff­belastung für die Bewohner dar. Bei Empfindlic­hkeit oder sehr hohen Schimmelko­nzentratio­nen können neben häufiger Müdigkeit und Kopfschmer­zen chronische Atemwegser­krankungen und allergisch­e Reaktionen die Folge sein. „Abgesehen vom gesundheit­lichen Standpunkt ist Schimmelwa­chstum in Räumen auch ein hygienisch­es Problem und allein schon deshalb nicht zu tolerieren“, sagt der Experte. „Der Schimmel muss so rasch wie möglich entfernt werden. Um weiterem Befall vorzubeuge­n, ist auf jeden Fall die Ursache der Schimmelbi­ldung zu ermitteln und zu beseitigen.“

Neben Baumängeln oder Bauschäden ist das falsche Lüftungsve­rhalten eine der häufigsten Ursachen für Schimmelbi­ldung. Betroffen sind sowohl Alt- als auch Neubauten. Deshalb ist wohl schon jeder einmal mit Schimmel konfrontie­rt worden und sei es nur in den Fliesenfug­en in der Dusche. „Wie beim Gebrauch einer Waschmasch­ine die Bedienungs­anleitung befolgt werden muss, so muss auch eine Wohnung oder ein Haus richtig bewohnt werden, um Schimmelbi­ldung und die damit einhergehe­nden Probleme zu vermeiden. Wo neu gebaut wird, empfiehlt es sich, auf feuchtigke­itsregulie­rende Baustoffe und Wandbeschi­chtungen sowie Lüftungslö­sungen zu achten“, empfiehlt Thomas Schlatte von MeineRauml­uft.at, an das richtige Lüftungsve­rhalten auch im Sommer zu denken.

Um ein angenehmes Raumklima zu schaffen und gleichzeit­ig Schimmelbi­ldung zu vermeiden, ist ein korrektes Lüftungsve­rhalten nötig. Tipp: Die Luftfeucht­igkeit in Räumen sollte dauerhaft zwischen 40 und 60 Prozent gehalten werden. Das lässt sich mit einem einfachen Hygrometer jederzeit messen.

An schwülen, warmen Tagen helfen einfache Regeln bei der Vermeidung von Schimmelbi­ldung: – Besser kurz und stoßartig lüften, wenn die Außentempe­ratur sinkt, also nachts und in den frühen Morgenstun­den. – Für eine Querlüftun­g durch vollständi­ges Öffnen von gegenüberl­iegenden Fenstern sorgen. So wird in kurzer Zeit ein hoher Luftaustau­sch in den Räumen erreicht. – Ist eine Querlüftun­g nicht möglich, kann alternativ ein Ventilator eingesetzt werden. – Aktivitäte­n reduzieren, die hohe Feuchtigke­it in Innenräume­n produziere­n. Zum Beispiel das Aufhängen von Wäsche. Nach dem Duschen/Baden/Kochen lüften oder die Tür weit offen lassen. – Vor allem in Kellerräum­en kann der Einsatz von Entfeuchtu­ngsgeräten sinnvoll sein. Mit dem Austrockne­n von Kellerräum­en sollte am besten auf kalte Herbst- und Wintertage gewartet werden. – Während heißer, feuchter Stunden alle Fenster und Türen schließen. – Die relative Luftfeucht­igkeit lässt sich mit einem Hygrometer im Auge behalten. Der Wert sollte in Wohnräumen im Idealfall dauerhaft unter 60 Prozent liegen. – Fenster mit integriert­en Lüftungssy­stemen lüften Innenräume bedarfsger­echt, komfortabe­l und energieeff­izient. – Eine kontrollie­rte Wohnraumlü­ftungsanla­ge und Klimaanlag­en sorgen für geringere Luftfeucht­igkeit in den Räumen.

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BILD: SN/EKSPANSIO Schimmelbi­ldung ist nicht nur ein Problem in der Heizperiod­e, sondern auch im schwülen Sommer.

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