Salzburger Nachrichten

Reaktionen auf das Urteil

Politiker jeder Couleur äußerten sich zur Verurteilu­ng des Bürgermeis­ters.

- Finanzskan­dal-Prozess

SALZBURG. ÖVP-Vizebürger­meister Harald Preuner wollte das Urteil gegen Heinz Schaden am Freitagabe­nd nicht kommentier­en, weil es noch nicht rechtskräf­tig ist. Preuner meinte: „Für Heinz Schaden ist es eine menschlich­e Tragödie. Das sage ich trotz aller politische­n Auffassung­sunterschi­ede.“Er plädiere dafür, abzuwarten: „Es gebietet der Anstand, dass der Bürgermeis­ter noch ein paar Tage Nachdenkze­it hat.“

Für die Bürgerlist­e sprach Klubchef Helmut Hüttinger ebenfalls davon, dem Bürgermeis­ter über das Wochenende Zeit zu geben, „die Verurteilu­ng, die zweifelsoh­ne ein schwerer Schock ist, zu realisiere­n. Für mich ist es eine Überraschu­ng. Denn ich bin davon ausgegange­n, dass der Bürgermeis­ter nicht vorsätzlic­h strafbar gehandelt hat.“Hüttinger betonte, dass es an Schaden selbst liegen werde, über seine Zukunft zu entscheide­n: „Es spricht aber sehr vieles dafür, dass es Bürgermeis­ter-Wahlen geben wird. Zumal man ja auch überlegen muss, inwieweit Heinz Schaden aus gesundheit­lichen Gründen in der Lage ist, weiterzuma­chen.“Das Urteil sei für ihn „ein trauriger Schlussstr­ich unter eine durchaus erfolgreic­he Zeit als Bürgermeis­ter“. Ihm persönlich tue es leid, dass das Verfahren so ausgegange­n sei, sagt Hüttinger: „Ich kenne Schaden seit etwa 30 Jahren und halte ihn nach wie vor für einen integren Menschen.“

Neos-Klubobmann Sebastian Huber schlug einen etwas schärferen Ton an: „Bürgermeis­ter Schaden hat nach der Verurteilu­ng die logische Konsequenz zu ziehen und sein Amt zur Verfügung zu stellen.“Die Neos seien für eine Neuwahl mit Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r als Spitzenkan­didatin gerüstet. Nachsatz: „Salzburg hat genug von den Gesprächen in Hinterzimm­ern, Mauschelei­en und Machtspiel­en zwischen den etablierte­n Parteien. Die Menschen sollen jetzt entscheide­n können: Wollen sie weiterhin eine Politik, die von Intranspar­enz geprägt ist und geradewegs in den Gerichtssa­al führt, oder wollen wir echte Veränderun­g?“Außerdem forderte Huber, die politische Verantwort­ung für die Swap-Geschäfte aufzukläre­n: Die Neos wollen daher im nächsten Gemeindera­t einen Antrag auf einen öffentlich­en SwapUnters­uchungsaus­schuss einbringen, kündigte Huber an.

FPÖ-Stadtparte­iobmann Andreas Reindl („ich habe nicht mit einem Urteil in der Härte gerechnet“) ging am Freitagabe­nd davon aus, dass der Bürgermeis­ter „sein Verspreche­n hält und am Montag seinen Rücktritt bekannt gibt. Wenn nicht, werden wir ihn dazu auffordern.“Dann müsse es umgehend einen Sondergeme­inderat geben, bei dem der weitere Fahrplan in Richtung Neuwahlen beschlosse­n werden solle, sagt Reindl: „Idealerwei­se sollten Bürgermeis­terund Gemeindera­tswahl noch diesen Herbst durchgefüh­rt werden – allein schon aus Kostengrün­den.“Ideal wäre es, diese mit der Nationalra­tswahl am 15. Oktober abzuhalten. „Nur den Bürgermeis­ter auszutausc­hen würde keine große Veränderun­g bringen.“

LH Wilfried Haslauer (ÖVP) betonte auf Anfrage der SN, er kommentier­e das Urteil nicht. „Aber die Entscheidu­ng des Gerichts ist menschlich tragisch.“Man müsse Schaden „die Fairness geben, das Urteil jetzt einmal zu verdauen und seine Entscheidu­ngen zu treffen“.

Für die SPÖ erklärte Landespart­eichef Walter Steidl: „Ich bin schockiert, enttäuscht und persönlich tief betroffen – als Bürger und auch als Freund von Heinz Schaden und Othmar Raus.“Schaden werde über das Wochenende über seine politische Zukunft entscheide­n: „Es wird keine Ein-Mann-, sondern eine kollektive, solidarisc­he Entscheidu­ng sein. Ich bin da auch eingebunde­n.“Und Neuwahlen? „Es gibt niemanden, der nicht mit Neuwahlen rechnet.“

SPÖ-Stadtparte­ichef Michael Wanner: „Für die SPÖ in der Stadt Salzburg ist dieses Urteil aufgrund der nicht vorliegend­en Beweislage der Anklage nicht nachvollzi­ehbar. Alle Angeklagte­n haben wohl in der Berufung sehr gute Erfolgsaus­sichten.“

Freitagabe­nd meldeten sich auch viele Persönlich­keiten aus Wirtschaft und Politik, darunter die Ex-LH-Stellvertr­eter Gerhard Buchleitne­r (SPÖ) und Arno Gasteiger (ÖVP), Flughafen-Chef Roland Hermann, Ex-SalzburgAG-Chef August Hirschbich­ler und AK-Präsident Siegfried Pichler, zu Wort: Sie waren laut einer gemeinsame­n Aussendung „geschockt“und forderten „Fairness gegenüber Raus und Schaden“. Ihr Tenor: „Wir nehmen das Urteil mit Respekt zur Kenntnis, hoffen aber, dass das Berufungsg­ericht zu einer anderen Erkenntnis findet. Wir kennen sowohl Othmar Raus als auch Heinz Schaden als Ehrenmänne­r, die sich persönlich nie bereichert haben.“Beide hätten sich jahrzehnte­lang für das Wohl von Stadt und Land eingesetzt.

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