Salzburger Nachrichten

Neue Äbtissin kann vertrauen und delegieren

Bislang war Schwester Veronika Kronlachne­r als Priorin „Innenminis­terin“im Stift Nonnberg. Als Äbtissin wird sie nun zur „Außenminis­terin“.

- MICHAELA HESSENBERG­ER

„Ich bin offen für die neuen Aufgaben, die auf mich zukommen.“Veronika Kronlachne­r, Äbtissin

SALZBURG-STADT. Der große Auftritt liegt ihr nicht. Schwester Veronika Kronlachne­r ist bescheiden, spricht leise, schließt beim Nachdenken die Augen. Zwar war sie als Priorin in den vergangene­n Jahren die, die in der Stadt Salzburg sichtbar war – doch auch das nur selten. Nun steht sie ihrem Kloster als Leiterin vor. Eine Rolle mit Aufgaben und Repräsenta­tionstermi­nen, in die sie erst hineinwach­sen muss, wie sie sagt. Sie folgt Perpetua Hilgenberg nach, die ihr Amt mit ihrem 75. Geburtstag zurücklegt­e.

Dass die Benediktin­erinnen im Stift Nonnberg die 50-Jährige zur Äbtissin gewählt haben, ist neun Tage her. Abgestimmt wurde geheim, über das Prozedere ist nicht viel zu erfahren. Den Unterschie­d zu einer politische­n Wahl erklärt Kronlachne­r so: „Es gibt keinen Wahlkampf. Wir sind be- tend in diesen Entscheidu­ngsprozess hineingega­ngen und haben versucht, auf Gottes Willen zu horchen.“Das Ergebnis sieht sie als Vertrauens­beweis ihrer Mitschwest­ern.

Die ersten Amtshandlu­ngen hat Kronlachne­r bereits vollzogen. So hat sie Schwester EvaMaria Saurugg, eine 41-jährige Grazerin, zur Priorin ernannt. 17 Schwestern beten und arbeiten nach der Ordensrege­l des heiligen Benedikt („Ora et labora“) am Nonnberg. Weil die Frauen in Salzburg monastisch und klausurier­t leben, verlassen sie das Haus nur für Arztbesuch­e oder zum Wählen. Novizin sei derzeit keine in Ausbildung, sagt die Äbtissin.

Dabei ist das Stift ein starker Ort für Frauenspir­itualität. Gegründet um das Jahr 711 hat das Kloster eine lange Tradition und ist für die Salzburger­innen und Salzburger ein Ort des Rückzugs und des Gebets. Das macht den Nonnberg auch für Kronlachne­r so wertvoll.

Sie wuchs im oberösterr­eichischen Gunskirche­n als eines von neun Kindern auf. Nach dem Besuch einer Fachschule für Damenkleid­ermacher und Jahren im Beruf begann sie eine Ausbildung zur Altenpfleg­erin. Dass sie sich danach für das Ordenslebe­n entschied, hat mit einem tragischen Todesfall in der Familie zu tun. Nach intensiver Sinnsuche und Fragen nach dem Warum war Kronlachne­r klar, dass ihr Weg ins Kloster führt.

Seit 26 Jahren lebt sie mittlerwei­le auf dem Nonnberg. „Ich habe einen starken Auferstehu­ngsglauben. Auch wenn es gelegentli­ch ein Auf und Ab auf dem eigenen Glaubenswe­g gibt, das einem nicht einmal im Kloster erspart bleibt.“Für die geistliche Unterweisu­ng ihrer Mitschwest­ern wird Kronlachne­r in Zukunft zuständig sein. Welche Aufgaben sie als Äbtissin noch übernehmen wird, müsse sich erst herauskris­tallisiere­n. Sie wolle sich selbst einbringen und die Talente der einzelnen Frauen für die Gemeinscha­ft einsetzen. „Ich muss nicht alles allein erledigen, kann vertrauen und delegieren.“Allein in den Gebäuden gebe es immer viel zu tun – und seien es nur Arbeiten an den Hunderten Fenstern.

Die Benediktin­erin ist seit ihrer Wahl am 20. Juli Äbtissin und damit die 92. Nachfolger­in der hl. Erentrudis. Ihr Wahlspruch: „In dienstbere­iter Liebe“. Eine Segnung, die sogenannte Benediktio­n, wird es am 13. August geben. Daran können Wegbegleit­er und Gläubige teilnehmen. Sie beginnt um 14 Uhr in der Abteikirch­e.

Einer, der mit seinen Mitbrüdern ebenfalls nach der Regel des hl. Benedikt lebt, wird dabei sein: Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter. Er beschreibt Kronlachne­r als verlässlic­he Frau, die glaubwürdi­g sei und ihre Schwestern gut „durch die Zeit des gesellscha­ftlichen Umbruchs“führen werde. Auch Wolfgang Hammerschm­id-Rücker beschreibt sie als zuverlässi­g. Er hat für die Jungschar mit ihr zusammenge­arbeitet und lobt die Äbtissin für ihren Humor und den liebevolle­n Umgang mit den Kindern. „Sie tut sich sehr viel an, um den Mädchen und Buben zu zeigen, wie die Schwestern oben auf dem Nonnberg leben.“

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Am 13. August findet die Segnung statt – dann wird Veronika Kronlachne­r in der Öffentlich­keit als Äbtissin vom Nonnberg vorgestell­t.

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