Neue Äbtissin kann vertrauen und delegieren
Bislang war Schwester Veronika Kronlachner als Priorin „Innenministerin“im Stift Nonnberg. Als Äbtissin wird sie nun zur „Außenministerin“.
„Ich bin offen für die neuen Aufgaben, die auf mich zukommen.“Veronika Kronlachner, Äbtissin
SALZBURG-STADT. Der große Auftritt liegt ihr nicht. Schwester Veronika Kronlachner ist bescheiden, spricht leise, schließt beim Nachdenken die Augen. Zwar war sie als Priorin in den vergangenen Jahren die, die in der Stadt Salzburg sichtbar war – doch auch das nur selten. Nun steht sie ihrem Kloster als Leiterin vor. Eine Rolle mit Aufgaben und Repräsentationsterminen, in die sie erst hineinwachsen muss, wie sie sagt. Sie folgt Perpetua Hilgenberg nach, die ihr Amt mit ihrem 75. Geburtstag zurücklegte.
Dass die Benediktinerinnen im Stift Nonnberg die 50-Jährige zur Äbtissin gewählt haben, ist neun Tage her. Abgestimmt wurde geheim, über das Prozedere ist nicht viel zu erfahren. Den Unterschied zu einer politischen Wahl erklärt Kronlachner so: „Es gibt keinen Wahlkampf. Wir sind be- tend in diesen Entscheidungsprozess hineingegangen und haben versucht, auf Gottes Willen zu horchen.“Das Ergebnis sieht sie als Vertrauensbeweis ihrer Mitschwestern.
Die ersten Amtshandlungen hat Kronlachner bereits vollzogen. So hat sie Schwester EvaMaria Saurugg, eine 41-jährige Grazerin, zur Priorin ernannt. 17 Schwestern beten und arbeiten nach der Ordensregel des heiligen Benedikt („Ora et labora“) am Nonnberg. Weil die Frauen in Salzburg monastisch und klausuriert leben, verlassen sie das Haus nur für Arztbesuche oder zum Wählen. Novizin sei derzeit keine in Ausbildung, sagt die Äbtissin.
Dabei ist das Stift ein starker Ort für Frauenspiritualität. Gegründet um das Jahr 711 hat das Kloster eine lange Tradition und ist für die Salzburgerinnen und Salzburger ein Ort des Rückzugs und des Gebets. Das macht den Nonnberg auch für Kronlachner so wertvoll.
Sie wuchs im oberösterreichischen Gunskirchen als eines von neun Kindern auf. Nach dem Besuch einer Fachschule für Damenkleidermacher und Jahren im Beruf begann sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Dass sie sich danach für das Ordensleben entschied, hat mit einem tragischen Todesfall in der Familie zu tun. Nach intensiver Sinnsuche und Fragen nach dem Warum war Kronlachner klar, dass ihr Weg ins Kloster führt.
Seit 26 Jahren lebt sie mittlerweile auf dem Nonnberg. „Ich habe einen starken Auferstehungsglauben. Auch wenn es gelegentlich ein Auf und Ab auf dem eigenen Glaubensweg gibt, das einem nicht einmal im Kloster erspart bleibt.“Für die geistliche Unterweisung ihrer Mitschwestern wird Kronlachner in Zukunft zuständig sein. Welche Aufgaben sie als Äbtissin noch übernehmen wird, müsse sich erst herauskristallisieren. Sie wolle sich selbst einbringen und die Talente der einzelnen Frauen für die Gemeinschaft einsetzen. „Ich muss nicht alles allein erledigen, kann vertrauen und delegieren.“Allein in den Gebäuden gebe es immer viel zu tun – und seien es nur Arbeiten an den Hunderten Fenstern.
Die Benediktinerin ist seit ihrer Wahl am 20. Juli Äbtissin und damit die 92. Nachfolgerin der hl. Erentrudis. Ihr Wahlspruch: „In dienstbereiter Liebe“. Eine Segnung, die sogenannte Benediktion, wird es am 13. August geben. Daran können Wegbegleiter und Gläubige teilnehmen. Sie beginnt um 14 Uhr in der Abteikirche.
Einer, der mit seinen Mitbrüdern ebenfalls nach der Regel des hl. Benedikt lebt, wird dabei sein: Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter. Er beschreibt Kronlachner als verlässliche Frau, die glaubwürdig sei und ihre Schwestern gut „durch die Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs“führen werde. Auch Wolfgang Hammerschmid-Rücker beschreibt sie als zuverlässig. Er hat für die Jungschar mit ihr zusammengearbeitet und lobt die Äbtissin für ihren Humor und den liebevollen Umgang mit den Kindern. „Sie tut sich sehr viel an, um den Mädchen und Buben zu zeigen, wie die Schwestern oben auf dem Nonnberg leben.“