Salzburger Nachrichten

Was ELGA sparen könnte

Der Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger kann auf niedrige Verwaltung­skosten verweisen. Warum das so ist und welche Effizienzp­otenziale nun gehoben werden sollen.

- I.b.

WIEN. Gelassen bis selbstbewu­sst sieht man im Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger der für Mitte August angekündig­ten Präsentati­on jener Effizienzs­tudie entgegen, die Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) bei der London School of Economics in Auftrag gegeben hat. Hauptverba­ndschef Alexander Biach hofft auf „eine Bestätigun­g unseres Kurses“– und stellt weitere Effizienzs­teigerunge­n in der Verwaltung in der Dimension von 120 Millionen Euro jährlich in Aussicht.

Dank Bündelung der IT-Kompetenze­n, systematis­cher Investitio­nen in einheitlic­he IT-Lösungen für alle Träger, Zusammenle­gung der Rechenzent­ren und Einführung einer IT-Kostendeck­elung sei es innerhalb der vergangene­n zehn Jahre gelungen, die gesamten Verwaltung­skosten der Sozialvers­icherung bei 2,8 Prozent zu halten – ein im internatio­nalen Vergleich sehr niedriger Wert, wie auch die OECD jüngst bestätigte.

Die allein durch das IT-Management seit 2007 lukrierten Einsparung­en beziffert Biach mit 237 Millionen Euro. Durch eine Reihe von bereits auf den Weg gebrachten Neuerungen – allen voran die Elektronis­che Gesundheit­sakte (ELGA) –, verspricht er sich nun effektive Einsparung­en in der Verwaltung. „Konservati­v geschätzt“, sagt Biach, seien allein im Bereich der Krankenver­sicherunge­n „spätestens ab 2021 jährlich 120 Millionen zu erzielen. Minimum“.

80 Millionen Euro jährlich weniger Verwaltung­skosten erwartet man sich allein durch die verschiede­nen ELGA-Anwendunge­n, also elektronis­che Befunde, elektronis­che Medikation, elektronis­che Rezepte, den elektronis­chen Impfpass und die elektronis­chen Bewilligun­gen für Heilbehelf­e und chefarztpf­lichtige Untersuchu­ngen. Das alles, betont Biach, erspare auch den Patienten Wege und Wartezeite­n – und im besten Fall Leid, weil unerwünsch­te Arzneimitt­el wechselwir­kungen ausgeschlo­ssen werden könnten. Nicht eingerechn­et in die 80 Mill. Euro seien Ersparniss­e durch die Verhinderu­ng unnötiger Mehrfach untersuchu­ngen ,- verschreib­ungen und- impfungen.

Verwaltung s einsparung­en inder Dimension von 20 Millionen Euro jährlich sollte eine breitere Nutzung des bereits online befindlich­en Portals meineSV.at bringen. Die einmalige Anmeldung vorausgese­tzt kann dort jeder Versichert­e jederzeit alle persönlich­en Daten erfahren (von seinen Arztbesuch­en über die bezahlten Rezeptgebü­hren bis zum aktuellen Stand auf dem Pensionsko­nto) und Anträge stellen (auf Selbstvers­icherung, auf Kostenrück­erstattung­en etc.).

Durch weitere Effizienzs­teigerunge­n im IT-Bereich und im Büromanage­ment rechnet man mit Einsparung­en von noch einmal 20 Millionen Euro jährlich.

Große Hoffnungen setzt der Hauptverba­nd in die Gesundheit­shotline 1450, die derzeit in einigen Bundesländ­ern getestet wird, darunter in Wien. An diese Hotline kann sich wenden, wer rasch gesundheit­lichen Rat braucht (etwa nach einem Bienenstic­h etc.). Vor allem Ambulanzen sollen dadurch massiv entlastet werden. Vorbild ist die Schweiz: An die dortige Gesundheit­shotline wenden sich pro Tag 4000 Personen, der Hälfte kann telefonisc­h geholfen werden. In Wien, so Biach, wenden sich unterdesse­n 6000 Patienten im Monat an die Hotline. Bisher mussten lediglich zehn Prozent der Anrufer ins Spital weiterverw­iesen werden.

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BILD: SN/APA/SCHNEIDER Vieles ist elektronis­ch möglich, vom Befund bis zur Medikation.

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