Portugal ebnet den Weg für Leihmütter
Das EU-Land gilt als liberal. Mit dem neuen Gesetz übernimmt es eine Vorreiterrolle. Allerdings gibt es auch Einschränkungen.
LISSABON. Lange Zeit galt Portugal als katholische Bastion, in der nur wenige gesellschaftliche Reformen möglich waren. Doch die Zeiten ändern sich: Die Kirche verliert auch in dem südeuropäischen Land spürbar an Einfluss. Dort werden heute zwei Drittel aller Ehen ohne den Segen der Kirche geschlossen und die Hälfte aller Neugeborenen kommt außerehelich zur Welt.
Inzwischen ist das EU-Land, in dem seit 1,5 Jahren der sozialistische Regierungschef António Costa an der Macht ist, in Sachen Abtreibung, gleichgeschlechtlicher Partnerschaft und Scheidungsrecht liberaler als viele europäische Nachbarn: Jüngstes Beispiel ist das gerade in Kraft getretene Gesetz zur Leihmutterschaft. Damit wird Portugal zu einem Vorreiter in Europa, wo diese Art der Fortpflanzung erst in wenigen Staaten möglich ist.
Allerdings wird die Möglichkeit, mittels einer portugiesischen Leihmutter zum ersehnten Nachwuchs zu kommen, auf bestimmte Fälle beschränkt. So können nur Frauen, die aus medizinischen Gründen nicht selbst schwanger werden können, auf eine Leihmutter in Portugal zurückgreifen. Homosexuelle Paare oder heterosexuelle Männer mit Kinderwunsch werden vom Gesetz ausgeschlossen.
Portugals Fußballheld Cristiano Ronaldo, der für seinen jüngsten Zwillingsnachwuchs offenbar eine US-amerikanische Leihmutter verpflichtete, ist also weiter in seinem eigenen Land von dieser Form der Familienplanung ausgeschlossen. Erst im Juni hatte der 32-Jährige seine Kinder Eva und Mateo präsentiert. In etlichen Bundesstaaten der USA können Ausländer ohne Probleme und gegen viel Geld Abmachungen mit Leihmüttern treffen.
In Portugal selbst wird dies künftig restriktiver gehandhabt: Kommerziellen Geschäften mit dem Nachwuchs wurde ein Riegel vorgeschoben. Geld zwischen Leihmutter und Auftraggebern darf nicht fließen. „Jede Art der Bezahlung oder Spende jeglicher Art und Höhe sind verboten“, heißt es im Gesetz. Der Leihmutter dürfen nur die Kosten für die medizinische Behandlung ersetzt werden. Zudem darf die Betreffende, die nicht älter als 45 sein darf und wenigstens ein eigenes Kind auf die Welt gebracht haben muss, höchstens zwei Mal ihre Gebärmutter für eine fremde befruchtete Eizelle zur Verfügung stellen.
Paare, die auf dieses Fortpflanzungsverfahren zurückgreifen wollen, müssen zu einem autorisierten Reproduktionszentrum gehen. Dort wird ihr Fall bewertet und einer medizinischen Kommission vorgelegt. Das Gesetz öffnet die Leihmutterschaft in Portugal auch ausländischen Paaren etwa aus deutschsprachigen Ländern oder Spanien, wo die Leihmutterschaft bisher nicht erlaubt ist.
Mit dieser Reform gesellt sich Portugal zu einer kleinen Gruppe europäischer Länder, in denen diese Reproduktionsmethode mehr oder weniger eingeschränkt statthaft ist – beispielsweise in Belgien, Dänemark und Großbritannien.