Seisenbacher wartet hinter Gittern auf seine Auslieferung
Ex-Judoka Peter Seisenbacher könnte nach seiner Flucht in die Ukraine bald wieder vor einem heimischen Richter stehen. Wie die Polizei untergetauchten Verdächtigen auf die Spur kommt.
Seit Ende des Vorjahres waren die sogenannten Zielfahnder des Bundeskriminalamts (BK) auf Seisenbacher angesetzt. Die Zielfahnder sind ein Team von fünf professionellen Kriminalbeamten, die seit 2003 flüchtige Täter auf der ganzen Welt aufspüren. Die Bandbreite an Delikten reicht laut BK dabei von Betrug, Körperverletzungsdelikten, Raub über Cybercrime und Schlepperei bis hin zu Mord. Seit 2003 wurden 207 Zielpersonen von den Fahndern festgenommen.
Andere Fälle liegen seit Jahren auf den Schreibtischen der Zielfahnder. Wie jener des Oberösterreichers Tibor Foco. Er steht im Verdacht, im Jahr 1986 eine Prostituierte ermordet zu haben. Auf der Internetseite des Innenministeriums finden sich Fotos, Stimm- und Schriftproben zu dem Gesuchten. Alles wird versucht. Eine heiße neue Spur zu Österreichs meistgesuchten Verdächtigen gebe es derzeit nicht, hört man aus dem BK. Das Einsatzgebiet der Zielfahnder erstrecke sich über die gesamte Welt, wobei die Schwerpunkte ihrer Arbeit in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien liegen. Wie im Fall Seisenbacher kommen auch österreichische Verbindungsbeamte zum Einsatz. Sie sind die Schnittstelle zwischen österreichischen und ausländischen Ermittlern.
Auf die Spur von Seisenbacher sollen die Ermittler Telefongespräche gebracht haben, die der Gesuchte mit seiner Mutter geführt hatte. Der Anwalt des Ex-Sportlers, Bernhard Lehofer, beteuert, keinen Kontakt zu Seisenbacher gehabt zu haben. Erst nach der Festnahme habe Lehofer von seinem Mandanten gehört – in Form eines kurzen Telefonats, das dem 57-Jährigen von der ukrainischen Polizei erlaubt wurde. „Ich bin genauso überrascht worden wie alle anderen“, sagt Lehofer. Was Seisenbacher letztlich nach Kiew geführt hatte, bleibt unklar.
Der Auslieferung steht laut österreichischer Justiz grundsätzlich nichts im Wege. Die entsprechenden Modalitäten sind im Europäischen Auslieferungsübereinkommen geregelt, dem auch die Ukraine beigetreten ist.