Salzburger Nachrichten

Gutes Gefühl gegen Weltklasse

Österreich­s Frauen-Fußballnat­ionalteam kann ein weiteres Mal Geschichte schreiben. Dass Halbfinalg­egner Dänemark in einem Test zerlegt worden ist, spielt keine Rolle mehr.

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Anspannung? Nervenflat­tern? Weiche Knie? Wer im Trainingsc­amp der österreich­ischen Fußballeri­nnen nach Anzeichen für großes Herzklopfe­n vor einem möglichen historisch­en Erfolg sucht, wird enttäuscht. In den Trainingse­inheiten vor dem Halbfinale der EURO gegen Dänemark heute, Donnerstag (18 Uhr, live in ORF eins), wurde vor allem viel gelacht.

Die Österreich­erinnen und ihr Teamchef Dominik Thalhammer können es freilich auch entspannt angehen. Niemand hat ihnen zugetraut, unter die besten vier Teams Europas vorzustoße­n. „Wenn wir diese Hürde auch noch schaffen können, wäre das natürlich toll“, gab sich der Teamchef wie gewohnt zurückhalt­end.

Obwohl es erst vor vier Wochen in Wiener Neustadt einen überzeugen­den 4:2-Testsieg gegen Dänemark gegeben habe, habe sich nichts geändert: „Dänemark ist ein Team der Europaklas­se, in der Offensive verfügen sie mit Pernille Harder und Nadia Nadim sogar über Weltklasse“, rückt Thalhammer die Verhältnis­se klar. Zudem schweben die Skandinavi­erinnen nach dem Erfolg gegen Deutschlan­d im Viertelfin­ale ebenso auf Wolke sieben wie das ÖFB-Team. So sieht es auch Mittelfeld­spielerin Sarah Zadrazil, die beim Testsieg Anfang Juli zwei Tore erzielte und beste Spielerin auf dem Platz war: „Dänemark hat Superleist­ungen gezeigt, von dem her würde ich nicht sagen, dass wir Favorit sind.“

Allerdings haben die ÖFB-Scouts auch Schwächen beim Gegner ausgemacht. Torhüterin Stina Lykke Petersen griff beim Gegentor von Deutschlan­d kräftig daneben, bei ihr sieht Dominik Thalhammer „Licht und Schatten“. Im eigenen Team muss der 46-Jährige nach dem Kreuzbandr­iss von Lisa Makas umstellen. Für sie wird wohl Nadine Prohaska in die Startelf rücken.

Bei einem Sieg wäre Österreich der erste Turnierdeb­ütant in einem EURO-Finale. Die ungewohnt lange Belastung, dazu die 120 Minuten gegen Spanien, das spüren einige im Team schon, so beißt Stürmerin Nina Burger trotz Muskelschm­erzen die Zähne zusammen. Verteidige­rin Carina Wenninger sagt: „Wenn man den Schweinehu­nd überwinden muss, dann ist das halt so. Man spielt nicht oft ein Halbfinale.“

Die Müdigkeit wird beim Anpfiff vergessen sein, ist auch Verena Aschauer überzeugt: „Wir müssen immer aggressiv drauf sein, damit wir sie gar nicht ins Spiel kommen lassen.“Hält der Abwehrbloc­k so wie in den bisherigen, dann ist alles möglich. Gegen die Schweiz (1:0), Frankreich (1:1), Island (3:0) und Spanien (0:0, 5:3 nach Elfmetern) wurde Torfrau Manuela Zinsberger nur ein Mal überwunden.

Das beeindruck­te auch die Däninnen. Pernille Harder sagt über die Österreich­erinnen: „Sie machen es als Team mit 100 Prozent, haben viel Energie und Power.“Coach Nils Nielsen will das 2:4 vergessen machen: „Da waren wir schlecht. Jetzt werden wir zeigen, wie gut wir wirklich sind.“Bei einem Finaleinzu­g Österreich­s reagiert auch die heimische Bundesliga. Sollte das ÖFBTeam am Sonntag (17 Uhr) im Endspiel in Enschede stehen, werden die drei Matches Rapid – Austria, WAC – Altach und Mattersbur­g – Sturm Graz erst um 20.15 Uhr angepfiffe­n.

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BILD: SN/GEPA Locker drauf vorm Halbfinale: Verena Aschauer, Sarah Puntigam, Viktoria Schnaderbe­ck, Jasmin Eder.

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