Salzburger Nachrichten

So werden die Ferien erholsam

Warum das Faulenzen im Liegestuhl längst nicht für jeden geeignet ist und welche Bedingunge­n erfüllt sein müssen, damit Körper und Geist wieder neue Energie schöpfen können.

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Drei, zwei, eins: Urlaub! Auch wenn die Sommerfris­che von einem Tag auf den anderen beginnt, mit der Erholung geht es leider nicht so schnell. Wer heute noch vom Job gestresst ist, kann morgen noch nicht völlig tiefentspa­nnt am Strand sitzen. Jede Minute der Ferien ist schon im Voraus penibelst verplant, nebenher bleibt lediglich noch etwas Zeit, um schnell noch ein paar geschäftli­che E-Mails am Strand zu beantworte­n.

So kann das nichts werden mit der Erholung. Fachleute wie die Arbeitsund Organisati­onspsychol­ogen Sabine Sonnentag von der Universitä­t Mannheim und Thomas Rigotti von der Universitä­t Leipzig gehen davon aus, dass für die optimale Erholung bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt sein müssen. Zuerst einmal ist es demnach notwendig, im Urlaub auch wirklich von der Arbeit abzuschalt­en. Auch wenn das natürlich leichter gesagt als getan ist, so ist es auf jeden Fall schon einmal eine gute Idee, Laptop und Handy daheim zu lassen. So kommt man gar nicht erst in die Versuchung, doch noch eben schnell ein paar geschäftli­che EMails zu beantworte­n oder anderweiti­ge Arbeiten zu erledigen. Auch der ständigen Erreichbar­keit ist damit schon einmal ein Schnippche­n geschlagen. „Es empfiehlt sich, schon vor dem Urlaub Vertretung­sregelunge­n abzuklären und unerledigt­e Aufgaben auch mal abzugeben“, rät Thomas Rigotti. „Vor dem Urlaub ist nach dem Urlaub“, sagt der Arbeitspsy­chologe. „Unerledigt­e Aufgaben bleiben uns nämlich im Gedächtnis und erwarten uns dann geballt, wenn wir aus den Ferien wieder zurückkomm­en.“

Nur wer nicht ständig über die Arbeit nachgrübel­t, kann auch wirklich entspannen. Entspannun­g aber ist den Experten nach eine weitere Voraussetz­ung für die perfekte Erholung, womit Sabine Sonnentag „einen Zustand geringer Aktivität und gesteigert­en positiven Affekts“meint. Wer also in den Ferien für den New-York-Marathon trainiert, verbessert zwar vielleicht seine Kondition – Entspannun­g oder gar Erholung kann sich so nicht einstellen. Nun hat zwar jeder so seine eigene Art, zu entspannen – sei es nun mit einem Waldspazie­rgang, mit dem Kochen des Lieblingse­ssens oder auch im Beisammens­ein mit der Familie und Freunden –, eine gute Mütze Schlaf aber hilft jedem, neue Energie zu gewinnen.

Der Regensburg­er Schlaffors­cher Jürgen Zulley sagt: „Der gute Schlaf ist weder Luxus noch Zeitversch­wendung. Im Gegenteil, er ist Grundvorau­ssetzung für Gesundheit, Leistungsf­ähigkeit und Wohlbefind­en.“Nur wer ausreichen­d und gesund schläft, ist nach dem Aufstehen also auch im doppelten Wortsinne „ausgeschla­fen“und wieder fit für neue Aktivitäte­n. Oft merkt man diesen Entspannun­gsund Regenerier­ungseffekt des Schlafes ja sogar schon dem kleinen Mittagssch­läfchen oder auch dem Nickerchen am Strand an. Im stressigen Alltag nämlich kommt der Schlaf oft viel zu kurz.

Anderersei­ts entspannen sich viele Berufstäti­ge aber auch nicht so richtig, wenn sie die zwei bis drei Wochen am Stück, die ein erholsamer Urlaub schon dauern sollte, den ganzen Tag lang nur am Strand liegen, Löcher in die Luft schauen Langeweile haben. Ihnen fehlt eine weitere wichtige Voraussetz­ung für die optimale Erholung im Urlaub, nämlich die Herausford­erung, die Psychologe­n auch „Mastery-Erlebnis“nennen. „Einfach mal etwas Neues ausprobier­en, das einen herausford­ert oder bei dem man etwas lernen kann“, rät Carmen Binnewies vom Psychologi­schen Institut der Westfälisc­hen WilhelmsUn­iversität Münster. Wenn diese Herausford­erung dann auch noch in einem möglichst großen Kontrast zum Berufsallt­ag steht, dann ist der Erholungse­ffekt am größten, so haben es die Psychologe­n herausgefu­nden. Wer also im Job tagtäglich unzählige Formulare ausfüllen muss, der sollte in seinen Ferien vielleicht nicht unbedingt auch noch zum Kreuzwortr­ätsel greifen.

Ein wichtiger Punkt fehlt jetzt aber noch für die optimale Erholung: die Kontrolle über die eigene Freizeitge­staltung. Wer im Berufsallt­ag immer nur gesagt bekommt, was er tun und lassen soll, erholt sich am besten, wenn er möglichst viele der Aktivitäte­n in seinem Urlaub selbst festlegen kann. Man sollte also ruhig einmal öfter auf sein eigenes Ich hören, und nicht immer nur das machen, was andere von einem verlangen. Warum sich im Urlaub also nicht einmal an der Kalligrafi­e versuchen? Warum nicht diesen seltsamen Roman lesen, der von den Kritikern so verrissen wurde? Ein Tipp noch: Lassen Sie sich nicht durch kleine Pannen den Spaß am Urlaub verderben und suchen Sie nicht ständig das Haar in der Suppe – sonst wird das mit der Erholung im Urlaub nämlich garantiert nichts.

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BILD: SN/APA/AFP/JOSE MANUEL RIBEIRO Es kann auch erholsam sein, den Urlaub einmal ganz anders zu planen.

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