Salzburger Nachrichten

Die Urlaubsgäs­te flüchten vor der Hitze aufs Kitzsteinh­orn

Während im Tal die Temperatur auf über 30 Grad steigt, werden am Berg Jacken und Stiefel verliehen. Vor allem für arabische Gäste ist der Schnee die Hauptattra­ktion.

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Was die Einheimisc­hen oft verfluchen, ist für Maitha Aschamsi und ihren Mann Said aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten der Grund, in den Pinzgau zu kommen: das Wetter. „Wir lieben es“, sagt Maitha. „Bei uns zu Hause hat es jetzt über 40 Grad.“Wie viele andere Gäste sind sie am Mittwoch aufs Kitzsteinh­orn gefahren. In 3000 Meter Seehöhe haben die Gletscherb­ahnen einen kleinen Hang präpariert. Rutschtell­er und Plastikbob­s stehen gratis bereit. Maitha und Said haben sich für Rutschtell­er entschiede­n und fahren mit großem Vergnügen immer wieder den Hang hinunter. Schnee kannten sie bisher nur aus der Skihalle in Dubai.

Hamdan Alkatbai, seine Frau Basma und ihre zwei kleinen Töchter aus den Emiraten kamen am Mittwoch überhaupt zum ersten Mal mit Schnee in Berührung. Als die Mädchen hineingrei­fen, weinen sie kurz. Aber wenig später fliegen schon die ersten Schneebäll­e. Basma ist überrascht, wie kühl es hier oben sogar im Sommer ist.

Am Mittwoch hatte es 12 Grad. „Das ist hier schon fast das Maximum“, sagt Sebastian Steiner, Koordinato­r für den Betrieb und die Instandhal­tung bei den Gletscherb­ahnen. „Noch letzte Woche hatten wir ganz oben 30 Zentimeter Neuschnee und mussten schaufeln.“Viele Gäste rechnen damit nicht, wenn es unten 30 Grad hat. Deshalb verleihen die Sportgesch­äfte Jacken, Hauben und Pelzstiefe­l. „Wenn ein Gewitter aufzieht, sind auch an Hitzetagen Graupelsch­auer möglich“, sagt Steiner. Dann informiere man die Gäste, dass sie hinabfahre­n sollen. Steiner selbst geht nie ohne Jacke in die Arbeit. Während der Hitzetage ist er froh, bei angenehmen Temperatur­en arbeiten zu können.

„Am Mittwoch waren etwa 2000 Gäste auf dem Berg“, sagt Gletscherb­ahnen-Vorstand Norbert Karlsböck. „Das ist ein durchschni­ttlicher Wert für den Sommer. An Spitzentag­en sind es bis zu 4000.“Es sind bei Weitem nicht nur Araber, die dort Abkühlung suchen. Auch Deutsche, Niederländ­er, Briten und Japaner rutschen im Schnee. „Die arabischen Gäste machen etwa 30 bis 40 Prozent aus“, sagt Karlsböck. „Bei Schlechtwe­tter ist ihr Anteil höher, denn sie mögen auch Nebel und Schneefall.“

Der Ausflugsga­st ist für die Gletscherb­ahnen inzwischen ein wichtiger Faktor. „Wir konnten den Ausfall der Skifahrer im Sommer kompensier­en“, sagt Karlsböck. Der Skibetrieb im Sommer wurde schon vor über zehn Jahren wegen des schmelzend­en Gletschers eingestell­t. Für die Zukunft rechnet Karlsböck im Sommer vor allem mit mehr Gästen aus Indien, China und anderen asiatische­n Ländern.

„12 Grad ist hier oben schon ein Spitzenwer­t.“

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BILD: SN/ANTON KAINDL Großer Andrang in der Eisarena auf dem Kitzsteinh­orn. Auch Said und Maitha (ganz links) haben sich Rutschtell­er ausgeliehe­n.
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Sebastian Steiner, Gletscherb­ahnen

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