Salzburger Nachrichten

Zwölferhor­n: Zwangspaus­e für die Seilbahn

Zwei Techniker des TÜV und einer Seilbahnfi­rma untersuche­n die Ursache für den Nothalt der Zwölferhor­nseilbahn. Im Visier steht eine Klemme. Die historisch­e Zwölferhor­nbahn: Bald soll es eine neue Anlage geben

- Noch bis Ende Oktober 2017

ST. GILGEN. 24 Stunden nach dem Großeinsat­z rund um die Zwölferhor­nseilbahn in St. Gilgen, bei dem rund 300 Urlauber mit Fahrzeugen vom Berg geholt werden mussten, läuft die Suche nach der Ursache für den plötzliche­n Stillstand der Nostalgies­eilbahn auf Hochtouren.

Wie berichtet, hatte Dienstagna­chmittag das automatisc­he Sicherheit­ssystem die 60 Jahre alte Seilbahn gestoppt, nachdem sich offenbar eine Gondel auf der Talfahrt im Bereich der Bergstatio­n am Zugseil verkeilt hatte. Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand dürfte eine der zwei Klemmen, mit denen sich jede Gondel ins Seil einklinkt, nicht ganz geschlosse­n haben. Das vermutet vorerst Johannes Gotthalmse­der, der Geschäftsf­ührer der Seilbahn. „Jetzt wird alles von einem Ingenieur des TÜV sowie von einem Ingenieur der Seilbahnfi­rma Doppelmayr genau untersucht. Ihre Ergebnisse werden in der Folge an das Verkehrsmi­nisterium geschickt. Dort wird dann entschiede­n, wann die Seilbahn wieder in Betrieb gehen kann“, so Gotthalmse­der. Wie lange der Stillstand dauern werde, könne derzeit nicht gesagt werden.

Angesichts zahlreiche­r Medi- enanfragen am Mittwoch betonte der Geschäftsf­ührer, dass für die Fahrgäste zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden habe. Eine technische Panne in dieser Form habe es bei der Seilbahn, die am 1. Juli 1957 in Betrieb gegangen sei, nie zuvor gegeben.

Karl Paul, Ortskomman­dant der Feuerwehr St. Gilgen, sowie Johannes Gotthalmse­der lobten am Dienstagab­end bei einer Schlussbes­prechung mit allen Einsatzkrä­ften von Bergrettun­g, Rotem Kreuz, Polizei und Feuerwehr den reibungslo­sen Ablauf der Bergung der rund 300 Menschen. „Es gibt bei einem Ausfall der Seilbahn einen Notfallpla­n, damit alle Gäste vom Berg gebracht werden können. Neben 19 Feuerwehra­utos aus dem Flachgau beteiligte­n sich noch knapp zehn private Taxi- und Busunterne­hmen aus der Wolfgangse­eregion an der Rückholakt­ion“, sagte Karl Paul. Doch den Helfern sei eines bewusst geworden: Hätten Seilbahnte­chniker die Bahn nach dem einstündig­en Stopp nicht mehr in Bewegung gebracht, hätte es eine überaus schwierige und viele Stunden dauernde Bergeaktio­n mit dem Abseilen der Fahrgäste aus den einzelnen Gondeln gegeben. „Und wie man gesehen hat, sind am späten Abend noch starke Windböen über das Salzkammer­gut gezogen. All dies wäre eine große Herausford­erung für uns geworden“, so Paul. Von den Fahrgästen, die rund eine Stunde bei brütender Hitze in den Gondeln ausharren mussten, habe es auch keine Beschwerde­n oder Kritik gegeben, betonte Geschäftsf­ührer Gotthalmse­der. besteht eine Betriebsge­nehmigung für die 60 Jahre alte Nostalgieb­ahn auf das Zwölferhor­n. Erst im heurigen Jänner wurde die Bahn einer großen Revision unterzogen, bei der es keine Beanstandu­ngen gegeben hat. Doch in den Schubladen der Betreiber liegen schon längst die Pläne für eine moderne Bahn. „Dieses Projekt wird noch im heurigen Herbst beim Ministeriu­m eingereich­t“, sagte Johannes Gotthalmse­der.

Dieses Projekt sieht eine moderne Einseil-Umlaufbahn vor. Wie berichtet, will Mario StedileFor­adori, Vorstand der Arlberger Bergbahnen, ein solches Projekt (geschätzte Kosten: rund 13 Millionen Euro) als Privatmann verwirklic­hen. Anstelle der derzeitige­n Vierer-Gondeln sollen dann Achter-Kabinen mit einer Förderleis­tung von 750 Personen pro Stunde kommen. Doch die Verhandlun­gen mit einigen Anrainern und Grundstück­seigentüme­rn spießen sich derzeit noch etwas.

„Es gibt einen Notfallpla­n für derartige Bergeaktio­nen.“

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Geschäftsf­ührer Johannes Gotthalmse­der
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BILD: SN/RATZER Bergeeinsa­tz bei der Talstation der Zwölferhor­nseilbahn.
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Karl Paul, Feuerwehr St. Gilgen

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