Salzburger Nachrichten

Afghanista­n könnte nächstes IS-Ziel sein

-

Der jüngste Anschlag auf die irakische Botschaft in Kabul schürt Sorgen, dass die IS-Miliz nach Niederlage­n in Syrien und im Irak nun nach Afghanista­n ausweicht.

Eindeutige Belege gibt es bisher kaum, doch die Regierung in Kabul ist alarmiert: „Wir sehen mehr neue Waffen in den Händen der Aufständis­chen und einen Anstieg der Zahl ausländisc­her Kämpfer“, sagt der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, Dawlat Wasiri. Die Sicherheit­skräfte schätzen, dass etwa 7000 Ausländer für den IS oder die Taliban kämpfen.

Die meisten kommen aus den Nachbarlän­dern Pakistan, Usbekistan und Tadschikis­tan. Aber es wird befürchtet, dass mit dem zunehmende­n Druck auf den IS in Syrien und im Irak auch immer mehr Kämpfer aus arabischen Staaten über den Iran nach Afghanista­n gelangen. Nach Wasiris Angaben werden die Ausländer an vorderster Front eingesetzt, weil sie erfahrene Kriegsvete­ranen sind. Die afghanisch­en Geheimdien­ste gehen davon aus, dass der IS in neun der mehr als 30 Provinzen präsent ist. Schwerpunk­t ist Nangarhar im Osten. Die Islamisten wurden laut US-Angaben allerdings im Verlauf des vergangene­n Jahres durch Drohnen und Spezialein­satzkräfte erheblich geschwächt.

Umstritten ist zudem, wie stark der Zulauf von Kämpfern ist. Der Befehlshab­er der NATOTruppe­n in Afghanista­n, John Nicholson, räumte im April zwar ein, dass die Gruppe Kämpfer einschleus­en wolle. Aber: „Bisher sehen wir nicht, dass das passiert.“Dennoch planen die USA, ihr Truppenkon­tingent aufzustock­en. Sie wollen gewährleis­ten, dass Afghanista­n nicht erneut zu einem sicheren Rückzugsge­biet für Extremiste­n wird, wie es zu Al-Kaida-Zeiten der Fall war.

Newspapers in German

Newspapers from Austria