Salzburg ist die Tee-Hauptstadt
64 Prozent der in Österreich verkauften Teebeutel kommen aus Salzburg. Warum das auch an Willi Dungl liegt – und wie Tee dank „zuckerfrei“und Spitzengastronomie den Sommer erobern will.
Kultstatus wie in England genießt Tee in Österreich nicht. Auch als ideales Getränk zum Essen wie in vielen Kulturen Asiens oder Afrikas setzt er sich hierzulande erst ansatzweise durch. Und doch: Tee werde auch in Österreich zunehmend zum Ganzjahresgetränk, sagt Andrew Demmer, Chef des gleichnamigen Teehauses und Präsident des Österreichischen Teeinstituts.
Gründe dafür sind der WellnessTrend und die zunehmende Kritik an stark zuckerhaltigen Getränken. „Der große Vorteil bei Tee ist: Er hat an sich absolut keine Kalorien. Wer will, kann nach Belieben selbst leicht süßen“, meint Demmer. Punkten kann Tee – wenn es um die Gesundheit geht – zudem mit Zusatznutzen, ob mit althergebrachten Heilkräutern wie Kamille, Pfefferminz und Fenchel oder modernen wie Ingwer. Der ist nicht nur reich an Vitamin C, sondern wirkt auch antibakteriell.
„Vor allem aber hat Tee eine Geschmacksvielfalt wie kein anderes Lebensmittel“, betont Demmer. Erste Haubenköche setzen auch in Österreich bereits auf Kochen mit Tee. Und als Speisenbegleiter werde er beliebter. „Je kräftiger die Speise, umso kräftiger muss auch der Tee sein“, sagt Demmer. Grüntee harmoniere mit Fisch, schwarzer Tee aus Ceylon oder Darjeeling verleihe dagegen vielen Käsesorten eine spannende Note.
Nach wie vor allerdings trinken die Österreicher im Winter doppelt so viel Tee wie im Sommer. Dem will man auch mit Innovation gegensteuern. Marktführer Teekanne hat dem vor einigen Jahren eingeführten Tee zum Kalt-Aufgießen heuer trinkfertigen Tee in der Halbliterflasche hinzugefügt. Keine Kalorien, kein Zucker, nur direkt aufgebrühter Tee in fruchtigen Sorten wie Granatapfel-Pfirsich oder Hugo laute auch hier die Devise, sagt Teekanne-Chef Bernhard Zoller. Nach Erfolg versprechendem Start tüftle man bereits an weiteren Sorten.
Geht es um Tee, ist die Salzburger Teekanne in Österreich klar Marktführer. 840 Millionen Teebeutel hat die Tochter des deutschen Familienunternehmens im Vorjahr in Salzburg abgefüllt. Rund die Hälfte davon geht in den Export, vor allem in die von Österreich aus betreuten Länder Osteuropas. Doch auch 64 Prozent des in Österreich verkauften Tees kommen damit aus Salzburg. Mit 110 Mitarbeitern setzte man im Vorjahr 118 Mill. Euro um, ein Plus von 5,6 Prozent. In Salzburg werde fast das gesamte Sortiment abgefüllt, das angeboten wird, sagt Zoller. Das Wachstum komme zuletzt von Kräuter- und Grüntee.
Kräutertee ist – was die Teevorlieben der Österreicher angeht – schon jetzt führend. 44 Prozent des getrunkenen Tees ist Kräutertee, gefolgt von Früchtetee (35), schwarzem Tee (14) und Grüntee (7 Prozent). Ganz klar durchgesetzt hat sich der Teebeutel, 700 Millionen Beutel werden im Jahr verkauft. Nur noch fünf Prozent des Tees in Österreich wird lose verkauft.
Immer stärker gefragt seien „funktionale Kräutertees“, sagt Zoller, also jene Mischungen, die auch noch Zusatznutzen versprechen. Ob „Schlaf-Freund“oder „Gute Laune“, Teekanne punktet hier vor allem mit der Gesundheitsmarke Willi Dungl – und das auch 15 Jahre nach dem Tod des legendären „Fitnesspapstes“aus Niederösterreich.
An Teekanne herangetreten sei Dungl im Jahr 2000 selbst, um seine bereits beliebten Teemischungen in Lizenz zu vermarkten, erklärt Zoller. Nach seinem Tod hätten sich seine Töchter 2010 entschlossen, die gesamte Marke Willi Dungl an Teekanne Österreich zu verkaufen. Dazu zählen heute nicht nur Tees, sondern auch Fruchtsäfte, Müslis, Kräuterbonbons oder Birkenzucker. Teekanne produziere allerdings nur den Dungl-Tee selbst, und der hat mittlerweile für sich gesehen einen Marktanteil von fast 16 Prozent am gesamten österreichischen Teemarkt. Die Rezepte stammten entweder noch von Willi Dungl oder entsprächen der von ihm entwickelten Charta, die gesunde Ernährung, Bewegung und mentale Fitness verbinde, erklärt Zoller. Das bedeute, dass man bei Teekanne auch neue Produkte der Grundidee entsprechend entwickeln könne. Gefragt seien die Mischungen jedenfalls: „Willi Dungls ,Magenfreund‘ ist seit Jahren das umsatzstärkste Einzelprodukt auf dem österreichischen Teemarkt.“
„Marke Willi Dungl gehört Teekanne.“Bernhard Zoller, Teekanne