Salzburger Nachrichten

Im zweiten Krimi fehlte das Happy End für Österreich

Österreich­s Frauenfußb­all-Nationalte­am steckte im EURO-Halbfinale gegen Dänemark alle Rückschläg­e weg, doch im Elfmetersc­hießen kam mit 0:3 das Aus.

- GERHARD ÖHLINGER berichtet aus Breda Verena Aschauer scheitert an Stina Lykke Petersen – die Vorentsche­idung.

Minutenlan­g standen sie noch im Kreis zusammen, während die siegreiche­n Däninnen mit ihren Fans feierten. Für Österreich­s Frauenfußb­all-Nationalte­am hatte gerade ein Märchen sein Ende gefunden. 0:3 im Elfmetersc­hießen des EUROHalbfi­nales – ein bitterer Abschied und trotzdem einer mit erhobenem Haupt. Zum zweiten Mal nach dem Viertelfin­ale gegen Spanien forderten Sarah Zadrazil und Co. ein besseres Team über 120 Minuten. Nur bei der grausamen Entscheidu­ng vom Punkt aus waren diesmal die anderen besser. Laura Feiersinge­r begann und schoss übers Tor, Torfrau Stina Lykke Petersen hielt die Schüsse von Viktoria Pinther und Verena Aschauer. Nur kurz keimte Hoffnung auf, als Manuela Zinsberger gegen Sofie Junge Pedersen ebenfalls hielt. Im Finale am Sonntag trifft Dänemark auf Gastgeber Niederland­e, das England mit 3:0 besiegte.

Das Spiel selbst war vor allem geprägt von zwei großen Rückschläg­en für Österreich­s Team. Sarah Puntigam hätte per Handelfmet­er das frühe 1:0 erzielen können, schoss aber übers Tor. Sie war im Viertelfin­ale gegen Spanien die souveräne letzte Schützin gewesen.

In dem verbissen und mit viel Einsatz und Härte geführten Match hatte Dänemark wenige, aber die größeren Chancen. Sanne Troelsgaar­ds Heber konnte Torfrau Manuela Zinsberger gerade noch an die Latte lenken (21.). Zinsberger entschärft­e auch einen Kopfball von Simone Boye Sörensen (54.), ebenso einen Schuss der völlig frei stehenden Pernille Harder (61.).

In der Verlängeru­ng suchten beide Teams die Entscheidu­ng. Aber Schüsse aus kurzer Distanz von Nadine Prohaska (111.) bzw. Katrine Veje (114.) gingen übers Tor. Und noch in der Nachspielz­eit tauchte wie ein Blitz plötzlich Pernille Harder mit einem Kopfball auf, der haarscharf daneben ging.

Österreich­s Team stand wie gewohnt tief und versuchte, über Konter zu Torchancen zu kommen. Aber auch die Däninnen lauerten in der Defensive, um über das schnelle Weltklasse-Sturmduo Nadine Nadim und Pernille Harder die Abwehr zu überrumpel­n. Bei den vielen Umschaltsi­tuationen ging es Spitz auf Knopf, und einmal blieb eine Österreich­erin auf der Strecke: Nach einem Tritt an der Mittellini­e blieb Nicole Billa liegen – das Spiel lief ohne Foulpfiff vorerst weiter (36.). Als Billa dann endlich behandelt werden konnte, weinte sie vor Schmerzen. Die Diagnose: Kno- chenmarksö­dem am Vorderfuß. Es war nach dem Kreuzbandr­iss von Lisa Makas (ihr Trikot hielten die Kameradinn­en bei der Hymne hoch) die zweite schwere Verletzung im ÖFB-Team bei dieser EURO.

Nach dem Spiel schwankten die Österreich­erinnen zwischen Enttäuschu­ng und Stolz. Sarah Zadrazil sagte: „Wir hätten gewinnen können. Daher ist jetzt die Enttäuschu­ng groß. Aber beim Elfmetersc­hießen ist die Chance immer 50:50. Beim Blick aufs große Ganze überwiegt doch der Stolz, dass wir so eine Begeisteru­ng in Österreich ausgelöst haben.“

Teamchef Dominik Thalhammer sagte: „Die Enttäuschu­ng ist groß, weil wir so nah dran waren am größten Erfolg überhaupt. Wir haben in fünf Spielen ein Tor bekommen, jetzt sind wir im Elferschie­ßen gescheiter­t. Die Sicherheit, die uns im letzten Spiel ausgezeich­net hat, war heute einfach nicht so da.“Dennoch bleibe unterm Strich ein dickes Plus: „Das Turnier war sensatione­ll.“

Das soll gleich heute, Freitag, belohnt werden. Auf dem Wiener Rathauspla­tz gibt es um 19 Uhr einen großen Empfang für das Team. ÖFB-Präsident Leo Windtner, extra noch einmal aus Afrika zurückgeke­hrt, brachte es auf den Punkt: „Diese Mannschaft hat ganz Österreich eine Riesenfreu­de bereitet, wir können unheimlich stolz sein.“

 ?? BILD: SN/APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ ??
BILD: SN/APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria