Hoffentlich ein Hype mit Folgen
Die Frauenfußball-Europameisterschaft ist vorbei, und für manche ist es ein Gefühl wie das Aufwachen aus einem viel zu schönen Traum.
Zwei Mal 120 Minuten hat eine Frauenfußballmannschaft mehr als eine Million Österreicher vor den Bildschirmen versammelt. Sportlerinnen, die bis vor kurzem nur einem engen Kreis von Insidern bekannt waren, wurden zu Lieblingen einer ganzen Nation. Die sozialen Netzwerke gingen schier über vor Liebesbekundungen, Likes und Herzchen für Laura Feiersinger, Manuela Zinsberger und Viktoria Schnaderbeck.
Wer all das noch vor ein paar Wochen vorhergesagt hätte, wäre für verrückt erklärt worden. Wir reden von einer Sportart, die hierzulande zwischen Stammtischwitzen und Duldung pendelte. Die sich permanent – und wohl als einzige Disziplin – mit dem männlichen Pendant messen muss, obwohl jeder Vergleich fehl am Platze ist. Hämische Bemerkungen in der Art „Die Mädels haben den Burschen gezeigt, wie man richtig Fußball spielt!“, gab es zuhauf und vermutlich kamen sie vor allem von jenen, die zuvor noch nie ein Spiel von Frauen gesehen haben.
Sie werden in überwiegender Mehrheit auch künftig nicht den Weg auf die Plätze von Neulengbach oder Bergheim finden. Einfach weil die Euphorie der vergangenen zwei Wochen vor allem ein typischer Hype unserer Eventgesellschaft war. Bei Massen-Großereignissen werden wir alle zu Fußballerinnen-Fans oder auch zu Beachvolleyball-Freaks.
Einen dauerhaften Effekt kann das Sommermärchen der Fußballerinnen nur haben, wenn Vereine und Verbände nun kräftig anpacken. Es wird einen langen Atem brauchen – viel länger noch als zwei Mal 120 Minuten.