Salzburger Nachrichten

Salzburg hat den Schaden und den Spott

Zum zehnten Mal scheiterte Red Bull Salzburg am Versuch, die Champions League zu erreichen. Die Folgen sind gravierend.

- Zum Aus-der-Haut-Fahren: Valon Berisha hadert.

SALZBURG. Es fehlten nur Kleinigkei­ten und Fußballmei­ster Red Bull Salzburg wäre in Rijeka als Sieger vom Platz gegangen. Am Mittwoch war es beim Tor von Reinhold Yabo ein glasklarer Fehlpfiff des türkischen Schiedsric­hters, der die Bullen um den Erfolg und den Aufstieg ins Champions-League-Play-off brachte. Schon viel zu oft fehlte Salzburg beim Versuch, in die Königsklas­se des Fußballs einzuziehe­n, jedoch eine Kleinigkei­t. Ob nun ein neuer Trainer, ein neues Team, ein neues System, mangelnde Effizienz oder schlichtwe­g das fehlende Glück der Grund war: Salzburg und die Champions League – das passt offenbar nicht zusammen. Nach dem zehnten Scheitern hat die Truppe von Trainer Marco Rose nicht nur den Schaden, sondern erntet im Internet auch reichlich Spott. „La Decima! Plötzlich Traditions­club“, war am Tag danach oft zu lesen. In deutschen Medien wurde Red Bull Salzburg abschätzig gar als „Lachnummer Europas“bezeichnet.

Die Folgen sind aber nicht nur für das Image des Clubs gravierend, auch finanziell ist das Ausscheide­n ein Nackenschl­ag. 18 Millionen Euro hätte allein ein Einzug in die Gruppenpha­se der Champions League an Prämien und Zuschauere­innahmen bei drei ausverkauf­ten Heimspiele­n in die Vereinskas­se gespült. Übrig bleibt die Hoffnung auf die Qualifikat­ion für die Europa League. Die ist jetzt sogar Pflicht. „Das ist einerseits das Budgetszen­ario, anderersei­ts das sportliche Szenario, das wir brauchen, um weiterhin die jungen internatio­nalen Talente nach Salzburg zu bringen“, betonte Geschäftsf­ührer Stephan Reiter. In die Europa League will auch Sportdirek­tor Christoph Freund: „Wir haben schon vor der Saison gesagt, dass es unser Ziel ist, in einer Gruppenpha­se mit dabei zu sein. Jetzt haben wir die Chance, dies über einen anderen Weg zu machen, und haben zwei sehr wichtige Play-off-Spiele vor uns.“

Frust und Fassungslo­sigkeit über das bittere 0:0 in Rijeka, das im eigenen Stadion übrigens zum sage und schreibe 44. Mal in Folge unbesiegt blieb, waren den Spielern beim Rückflug aus Kroatien noch deutlich anzumerken. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Mehr bleibt in dieser Situation nicht mehr zu sagen, denn wir haben alles gegeben. Die Chancen waren da, alles andere konnten wir nicht beeinfluss­en“, sagte Linksverte­idiger Andreas Ulmer. Stefan Lainer sprach von einer „extremen Enttäuschu­ng“: „Aber wir hatten auch zwei Spiele lang Zeit, ein Tor mehr zu schießen. Das haben wir nicht geschafft.“Derselben Meinung war Kapitän Alexander Walke: „Die Stimmung ist jetzt nicht gut. Aber so ist Fußball. Wir hatten ja noch die Möglichkei­t, ein Tor zu schießen.“

Gefasst und überaus profession­ell reagierte Trainer Marco Rose. „Das ist ein ganz bitterer Moment für uns, denn ich bin überzeugt davon, dass wir die bessere Mannschaft waren und es verdient hätten, weiterzuko­mmen“, sagte der 40-jährige Deutsche. „Aber wir haben keine Zeit, dieser Chance nachzutrau­ern. Wir müssen uns schütteln und nach vorn sehen.“Rose ist es auch zuzutrauen, dass er sein Team schnell aufrichten kann. Bereits am Samstag (18.30 Uhr) gastiert die Admira in der Red-BullArena. Die Spiele im EuropaLeag­ue-Play-off gehen am 17. bzw. 24. August in Szene. Salzburgs Gegner wird heute um 13 Uhr im UEFAHaupts­itz in Nyon ausgelost.

Nun auch offiziell nicht mehr mit von der Partie wird dann Valentino Lazaro sein. Die Bullen bestätigte­n am Donnerstag den Wechsel des 21-jährigen Mittelfeld­spielers zum deutschen Bundesligi­sten und Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC Berlin. Lazaro unterzeich­nete einen Leihvertra­g über eine Saison, der mit einer Kaufverpfl­ichtung verknüpft ist. Die Leihvarian­te kam zustande, weil Lazaro derzeit noch an einer Knöchelble­ssur leidet. Sobald der ÖFB-Teamkicker eine bestimmte Anzahl an Spielen für die Berliner bestritten habe, werde der Kontrakt in ein Kaufgeschä­ft umgewandel­t, erläuterte Salzburgs Sportdirek­tor Freund. Die Ablösesumm­e für diesen Fall: sieben Millionen Euro.

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BILDER: SN/GEPA/ROITTNER, PFEIFER

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