Salzburger Nachrichten

Das Leben der Kunst widmen

Die Kunstuni Graz bildet seit rund 200 Jahren den Nachwuchs für die Kulturnati­on Österreich aus. Ein Jungmusike­r und eine Schauspiel­schülerin berichten über ihre Studienwah­l.

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„Begonnen hat die Leidenscha­ft schon in der Kindheit“, sagt Guido Pauss, während er die Pauken im Proberaum für eine Kostprobe seines Könnens zusammenst­ellt. In einer Musikschul­e habe er sich als Fünfjährig­er an ein Schlagzeug gesetzt und allmählich sei daraus ein „Herzenswun­sch“entstanden: sein ganzes Leben der Musik zu widmen.

Heute studiert der 23-jährige, in Wien geborene Pauss an der Grazer Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst. Und ist glücklich. „Ich habe mein Hobby zum Beruf machen können“, sagt er. Nachsatz: „Honiglecke­n ist es keines. Eher ein Fulltime-Job, denn ein wirkliches Abschalten gibt es nicht.“Was ihn aber nicht stört: „Es ist ja meine Leidenscha­ft.“

Freunde von ihm studieren Jus, Medizin oder Betriebswi­rtschaft – alles Jobs, die einen leichteren Einstieg in die Berufswelt suggeriere­n. „Für mich ist das Schlagwerk der absolut richtige Weg“, betont Pauss, der aus einer musikalisc­hen Familie kommt. Der Großvater war Musikschul­lehrer, der Vater Hobbymusik­er. Guido Pauss lernte als Jugendlich­er noch die Instrument­e Saxofon, Klavier und Orgel. Mit 16 Jahren begann der in Fürstenfel­d Aufgewachs­ene parallel zum Gymnasium sein Studium an der Kunstunive­rsität Graz. Pauss ist neben dem Studium regelmäßig als Substitut in mehreren Orchestern tätig, auch für die Wiener Philharmon­iker hat er schon gespielt. „Meine Familie hat mich gefördert, aber das Musikstudi­um ist mir nicht aufgezwung­en worden“, berichtet der 23-Jährige, der mit sechs weiteren Studierend­en eine Schlagwerk­klasse besucht. Er macht auch das Lehramt, träumt aber von einer Karriere als Orchesterm­usiker. Dafür ist er auch bereit, vieles zu geben: „Wenn man mehr als acht Stunden am Tag sich der Musik widmet, geht das auf Kosten einiger Jugendfreu­ndschaften.“Pauss ist froh, im Kulturland Österreich studieren zu können. Einsparung­en auf dem Kunstsekto­r steht er skeptisch gegenüber: „Irgendwann geht da die österreich­ische Identität verloren.“Das Schöne, so der talentiert­e Nachwuchss­chlagwerke­r, der heuer auch bei den Salzburger Festspiele­n zu hören ist, sei doch wichtig im Leben. Ein Leben ohne Kunst könne er sich nicht vorstellen.

Szenenwech­sel in die Schauspiel­klasse der Grazer Kunstuni, an der sich insgesamt 2400 Studierend­e in 17 Instituten auf ein künstleris­ches Berufslebe­n vorbereite­n. „Ich habe immer gewusst, ich brauche etwas Erfüllende­s“, sagt die gebürtige Niederöste­rreicherin Anna Laimanee. Ursprüngli­ch wollte sie Fotografie an der Angewandte­n in Wien studieren, dann hat sie sich für das Theater entschiede­n. Nun fühle es sich so an, als ob es das Richtige sei, sagt Laimanee. Die Tochter eines Künstlerpa­ars hatte bereits im Alter von acht Jahren mit dem Theaterspi­elen begonnen. Mittlerwei­le kann sie sich auch vorstellen, als Sprecherin im TV oder im Rundfunk zu arbeiten. „Der Film ist natürlich auch eine Option.“Für Laimanee stellt das Studium eine Möglichkei­t zur Persönlich­keitsund Selbstfind­ung dar: „Man hat die Möglichkei­t, vieles auszuprobi­eren.“Von den Eltern her verspüre sie keinerlei Druck: „Den mache ich mir manchmal selbst.“

Die Frage, ob sie nach dem Studium in Graz bleiben möchte, verneint die 21-Jährige: „Es wird eher Wien werden oder das Ausland – Berlin, Hamburg.“Angst vor Arbeitslos­igkeit hat sie keine. „Wir werden an der Uni gut vorbereite­t für das Berufslebe­n, es gibt sicher höhere Berufschan­cen als in manchen Geisteswis­senschafts­studien.“Jobgaranti­en gebe es nirgendwo mehr. Was Laimanee am Theater besonders fasziniert? „Dass man auf der Bühne Dinge ausleben kann, die im privaten Leben ziemlich sicher Konsequenz­en hätten.“

 ?? BILD: SN/M.B. ?? Guido Pauss bei der Arbeit mit Pauken in einem Proberaum der Grazer Kunstunive­rsität.
BILD: SN/M.B. Guido Pauss bei der Arbeit mit Pauken in einem Proberaum der Grazer Kunstunive­rsität.
 ?? BILD: SN/M.B. ?? Anna Laimanee
BILD: SN/M.B. Anna Laimanee
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SN-THEMA Die Bundeshymn­e unter der Lupe Volk begnadet für das Schöne

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