Salzburger Nachrichten

Die c-Moll-Messe segelt durchs Kirchensch­iff

- Hkk

Von weit vorne unter dem Hochaltar erhebt sich das Kyrie des Chores und schwillt binnen weniger Töne so an, dass es das Schiff der Stiftskirc­he St. Peter wie in ein Klangmeer taucht. Dann zieht die Sopranisti­n Rosa Feola mit runder, satter Sopranstim­me das „Christe eleison“als lange Linie, die der Salzburger Bachchor dann zart und weich unterlegt. Wolfgang Amadeus Mozarts c-Moll-Messe hat begonnen, und für die war am Donnerstag­abend gleichsam ein 90. Geburtstag zu feiern.

Seit 1927 wird dieses unvollende­te Werk von Salzburger Festspiele­n und Stiftung Mozarteum in St. Peter und somit am Ort seiner 1783 erfolgten Uraufführu­ng gespielt. Die packende Klangfülle des Anfangs entfaltete Dirigent Ivor Bolton bis zum „Hosanna in excelsis“. Spätestens wenn er im „Gloria“zu „miserere“und „suscipe“ein feines Pianissimo aus Chor und Orchester ziselierte, war es ebenso zu betrauern, dass er das Mozarteumo­rchester als Chefdirige­nt verlassen hat, wie es zu bejubeln war, dass er zu solchem Anlass zurückkomm­t.

Wenn sich beim „Cum Sancto Spiritu“ein strukturie­rtes Gewusel von Stimmen und Orchesterk­längen auftut, vermeint man die leuchtende Vielfalt des Heiligen Geistes zu erahnen. Hingegen zieht Ivor Bolton im Credo aus dem reichen Tutti zum „Deum verum“einen betörend eindeutige­n Ton heraus.

Wenn schon zu Beginn des „Gloria“der Salzburger Bachchor Klangschic­hten ebenmäßig und klar ausströmen lässt, wirkt dies – suchte man dafür ein Bild – wie weit aufbauscht­e, hauchdünne Segel. Und immer wieder, bis zum „Hosanna“, schickte Bolton solch herrliche Klangsegel durchs Hauptschif­f.

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