Volkswagen bessert mit Prämie nach
Zwei Tage brauchte Europas größter Autokonzern, um auf die Kritik nach dem Diesel-Gipfel in Deutschland zu reagieren. Nun werden Prämien für den Ersatz von älteren Dieselautos angekündigt. Das Software-Update gilt auch für Österreich.
Die harsche Kritik nach dem deutschen DieselGipfel ließ am Freitag auch Volkswagen gegenüber der Konkurrenz nachziehen. Wie zuvor etwa BMW, Daimler, Ford und Toyota kündigte auch der europäische Branchenprimus Umstiegsprämien für Besitzer älterer Dieselautos an, die ihre Fahrzeuge durch neuere ersetzen.
Im Gegensatz etwa zu BMW, das bis zu 2000 Euro in Aussicht gestellt hatte, wenn schadstoffärmere Modelle gekauft werden, nannte der Wolfsburger Autobauer noch keine Summen. Das könnte zweierlei bedeuten: Einerseits könnte man erst einmal die Resonanz abwarten, um sich nicht frühzeitig auf eine bestimmte Höhe festzulegen. Andererseits scheint man nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen zu sein.
Immerhin erfolgte am Freitag aus Wolfsburg auch eine Klarstellung, die Österreich besonders betrifft, denn hier ist der Anteil der DieselPkw besonders hoch und die zwölf Marken des Volkswagen-Konzerns besetzen rund ein Drittel des heimischen Automarkts. „Volkswagen bietet das Software-Update für seine Diesel-Kunden europaweit an“, hieß es lapidar in der VW-Mitteilung. Davon dürften Hunderttausende Autobesitzer in Österreich profitieren.
Von den rund 5,3 Millionen Diesel-Pkw, die in Deutschland durch ein Software-Update künftig weniger Stickoxide (NOx) ausstoßen sollen, entfällt der mit Abstand größte Teil auf den Volkswagen-Konzern. Denn in der Gesamtsumme, die am Mittwoch beim Nationalen Forum Diesel zwischen Bundesregierung und den drei großen deutschen Autobauern VW, Daimler und BMW vereinbart wurde, sind auch jene 2,5 Mill. Autos enthalten, zu deren Nachrüstung sich Volkswagen bereits nach Auffliegen der manipulierten Abgasreinigung im Herbst 2015 verpflichtet hatte (das betraf 388.000 Autos in Österreich). Dazu kommen jetzt noch rund 900.000 Mercedes und etwa 300.000 BMW.
Das Software-Update betrifft nur die Schadstoffklassen Euro-5 und Euro-6, das sind Autos, die ab 2011 zugelassen wurden. Für ältere Modelle lehnten die Chefs der Großen Drei in der deutschen Autobranche einhellig jede technische Nachbesserung ab – offiziell wegen des Aufwandes und wegen der angeblich „fragwürdigen“Ergebnisse, wie VW-Chef Matthias Müller gesagt hatte. Denn, sagt Müller, er wolle seine Ingenieure zukunftsgerichtet arbeiten lassen und „nicht an Motoren, die zehn oder fünfzehn Jahre alt sind“. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte ihm beigepflichtet: „Das müssen wir nicht drei Mal sagen“, meinte er mit Zustimmung von BMW-Chef Harald Krüger.
In Wahrheit geht es dabei um die Kosten. Die neue Software aufzuspielen, soll laut Verband der deutschen Automobilindustrie rund 500 Mill. Euro kosten, also pro Auto nicht mehr als 100 Euro. Ein Umbau am Motor oder der Abgasreinigung würde ein Vielfaches kosten.
In den USA hat sich laut dpa nun der zweite inhaftierte VW-Manager vor einem Gericht in Detroit schuldig bekannt, um Hafterleichterungen zu erhalten. Die Anklage wirft ihm vor, er habe sich an einer Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltgesetze beteiligt. Dem 48-Jährigen drohen nun bis zu sieben Jahre Haft und Geldstrafen.