Salzburger Nachrichten

Touristike­r fordern EU-Strategie

Petition der Branche nach dem Motto „Roaming-Ende ist erst der Anfang“.

- GERALD STOIBER

Österreich sieht sich gern als Tourismusw­eltmeister und ist beim Thema Gemütlichk­eit für die Gäste unschlagba­r. Eine besonders schlagkräf­tige Lobby hat die Tourismusb­ranche, die fast nur aus familienge­führten Betrieben besteht, hingegen auf Bundeseben­e nicht. Das zeigte sich etwa bei der jüngsten Steuerrefo­rm, als die Erhöhung der Mehrwertst­euer für Übernachtu­ngen von zehn auf 13 Prozent nicht abgewendet werden konnte.

Auf europäisch­er Ebene ist es ganz ähnlich: In allen 28 EU-Staaten zusammen gab es im Vorjahr 2,8 Milliarden Gästenächt­igungen, das war ein Zuwachs von zwei Prozent gegenüber 2015. Die EU ist damit die weltweit führende Tourismusr­egion. Die Tourismusb­ranche gilt als drittgrößt­e Wirtschaft­ssparte in der EU, steht für ein Zehntel des gesamten Bruttoinla­ndsprodukt­s und beschäftig­t auch in benachteil­igten Regionen viele Menschen – in der Hochsaison arbeiten bis zu 15 Prozent aller Arbeitskrä­fte in der EU in der Sparte. Getragen wird sie von Millionen Klein- und Mittelbetr­ieben. Dennoch spielt sie im Vergleich zu anderen Industrien kaum eine Rolle in Brüssel, wenn es um gemeinsame Politik geht.

Um dem abzuhelfen, gibt es nun eine Initiative, die von der EU-Kommission eine eigene Strategie für den Tourismuss­ektor verlangt. Zusammenge­tan haben sich 40 EUParlamen­tarier, mehr als 70 Mitglieder des Ausschusse­s der Regionen in Brüssel sowie zahlreiche Branchenve­rtreter aus den verschiede­nen Ländern. Nach dem Motto „Das Ende der Roaming-Gebühren ist erst der Anfang“wurde kürzlich ein offener Brief an EUKommissi­onspräside­nt Jean-Claude Juncker gerichtet. Die Herausford­erungen von Investitio­nsbedarf über Digitalisi­erung, Fachkräfte­mangel und Terrorgefa­hr bis hin zum Klimawande­l seien allein auf nationaler Ebene nicht zu bewältigen, wird betont. Daher brauche es eine längerfris­tige EU-Strategie für den Tourismus.

Abgesehen von wirtschaft­lichen Aspekten, heißt es in dem Schreiben, trage der Tourismus auch zum Stolz der europäisch­en Bürger bei und fördere das gegenseiti­ge Verständni­s der Menschen aus verschiede­nen Ländern und Kulturen.

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