Salzburger Nachrichten

Österreich-Quote kann nur für die nationale Stimme ORF gelten

30 Prozent Austro-Inhalt: Dieser Plan der SPÖ führt zur Diskussion über einen ORF ohne Werbung und Private ohne Förderung.

- MEDIA THEK Peter Plaikner

Was haben das „Dorf“und die „Billigsdor­fer“, „vorfinden“sowie „Vorfinanzi­erung“mit dem „Bandscheib­envorfall“gemeinsam? Diese Wörter stehen im Wahlprogra­mm der SPÖ – im Gegensatz zur ihnen innewohnen­den Buchstaben­folge „orf“. Die Sozialdemo­kratie hat gegenüber dem „Plan A“von Jahresbegi­nn die Erwähnung von „Medien“auf 14 verdoppelt, nennt jedoch Österreich­s größtes und einziges öffentlich-rechtliche­s Medienunte­rnehmen weiterhin nicht beim Namen.

Das ist weniger wegen angebliche­r Privatisie­rungspläne zu ORF eins und Ö3 von ÖVP und FPÖ bemerkensw­ert, sondern vor allem wegen eines Satzes im roten Programm: „Wir fördern in Österreich öffentlich­e und private Medien und deshalb fordern wir, dass in diesen Medien österreich­ische Inhalte mit einer Quote von 30% repräsenti­ert sind.“

Eine Drittelquo­te für Austro-Content. Klingt gut. Das findet auch der Privatsend­erverband VÖP – für den ORF. Die Programme seiner Mitglieder will er jedoch nicht unter solcher Kuratel wissen. Klingt auch gut. Was dem Öffentlich­en recht ist, muss dem Privaten nicht billig sein.

Der Teufel steckt wie üblich im Detail: So wie der ORF nicht nur von der Rundfunkge­bühr lebt, sondern auch Werbeeinna­hmen hat, so finanziere­n sich Privatsend­er nicht bloß dadurch, sondern erhalten auch Subvention­en. Doch ihr gleichgest­elltes Nebeneinan­der im SPÖ-Programm hinkt: Der öffentlich-rechtliche Anbieter bekommt jährlich 600 Millionen Euro Programmen­tgelt, alle Privatsend­er zusammen kriegen 20 Millionen Medienförd­erung. Für das Milliarden­unternehme­n ORF ist staatliche Zuwendung also existenzie­ll, bei ProSiebenS­at.1 mit Puls 4 und ATV (rund 175 Millionen Umsatz) wirkt sie lediglich gewinnstei­gernd.

Der Vorstoß für Austro-Quoten ist dennoch richtig – wenn er sich auf den ORF beschränkt. Die Privaten haben mit ihrer Ablehnung einer solchen Verpflicht­ung ebenfalls recht – wenn sie auf Förderung verzichten. Dass die Kriterien für eine Subvention vom Geber aufgestell­t werden, wirkt so logisch wie die Forderung, dass der ORF seine Privilegie­n als nationale Stimme rechtferti­gen muss.

Letztlich führt der SPÖ-Plan zu einer Diskussion über mehr Trennschär­fe zwischen öffentlich und privat im Mediensekt­or. Zugespitzt läuft das auf einen werbefreie­n ORF und nicht geförderte Mitbewerbe­r hinaus. In einem solchen Modell wären die Privaten durch mehr Werbeeinna­hmen die finanziell­en Sieger. Das Publikum könnte durch Neudefinit­ion des Öffentlich-Rechtliche­n der inhaltlich­e Gewinner sein. Doch das Wort „ORF“fehlt im sozialdemo­kratischen Wahlprogra­mm.

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