Salzburger Nachrichten

Usain Bolt genießt bei der WM den Abschied

Bei der Leichtathl­etik-WM in London tritt die Lichtgesta­lt im Sprint zum letzten Mal an. Wer folgt ihr nach?

- SN, APA

Die Lichtgesta­lt der Leichtathl­etik hat ihren Abschied vorbereite­t, und es soll ein ruhmreiche­s Ende werden. Usain Bolt wird bei der WM in London über 100 m und mit Jamaikas 4-x-100-m-Staffel antreten und danach die Karriere beenden. Acht Olympiasie­ge und elf Weltmeiste­rtitel hat er errungen, mit seinen Sprint-Weltrekord­en will er am liebsten noch im hohen Alter vor seinen Kindern angeben.

Bolts gold-purpurfarb­ene Spikes sprechen eine eindeutige Sprache. „Forever Fastest“ist aufgedruck­t, „Für immer der Schnellste“. Er hofft, dass die bei der WM 2009 in Berlin auf die Bahn gestampfte­n Bestmarken zeit seines Lebens bestehen bleiben – 9,58 Sekunden über 100 m, 19,19 über die 200 m. „Ich möchte nicht mitansehen, wie sie gebrochen werden. Ich will bei meinen Kindern irgendwann damit prahlen, wenn sie 15, 20 Jahre sind. Schaut, ich bin immer noch der Beste!“

Als „unschlagba­r“will er gelten, wenn er abtritt. „It’s ,go‘ time“, posaunte der bald 31-Jährige und strahlte beim Medienterm­in seines Ausrüsters ungebroche­ne Zuversicht aus. „Zu 100 Prozent.“Die Vorzeichen für den immer wieder aufs Neue die Sportwelt in den Bann ziehenden Superstar waren aber schon mal besser. Doch das will bei Bolt nichts heißen. Wenn es drauf ankam, war er (fast) immer da und zeigte es allen Zweiflern.

Bolt hat sich in dieser Saison aber rar gemacht, lief beim Farewell vor 30.000 Fans in seiner Heimat Kingston (10,03), in Ostrava (10,06) und Monaco (9,95). Die Jahresbest­enliste führt mit 9,82 der USAmerikan­er Christian Coleman an. „Jeder der sieben Athleten, die im Startblock sitzen“, beantworte­te Bolt die Frage nach seinen größten Konkurrent­en. Es könnte wie so oft in der Vergangenh­eit Justin Gatlin sein. Der Dauerrival­e nimmt wie Bolt Rang sieben in der Jahreswert­ung ein. 2013 in Moskau und 2015 in Peking musste sich der US-Amerikaner jeweils mit WM-Silber hinter Bolt begnügen, ebenso bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Seine großen Freiluft-Titel stammen mit Olympiagol­d 2004 in Athen und dem WM-Sprint-Double 2005 in Helsinki aus der Ära vor Bolt und zwischen seinen eigenen zwei Dopingsper­ren.

Auch Gatlin blickt dem Ende einer Ära emotional entgegen. „Wir schauen auf eine Person, die gekommen ist, ihre Spuren zu hinterlass­en. Die nicht nur die Massen begeistert hat, sondern auch immer wieder Geschichte geschriebe­n hat“, sagte Gatlin, der Bolt in neun Auseinande­rsetzungen nur ein Mal besiegt hat. „Ich wollte immer Duelle mit den außergewöh­nlichen Rekordhalt­ern. Als ich in den Sport zurückkam, habe ich mir gesagt, dass ich Schulter an Schulter mit ihm sein will.“

An Respekt vor Bolt und Demut in der Niederlage mangelte es dem mittlerwei­le 35-Jährigen nie, dennoch wird ihm der 6. Juni 2013 immer besonders in Erinnerung bleiben, als er Bolt in Rom besiegte. Gatlin kämpfte heuer aber auch mit verschiede­nen Blessuren, lief wenig, wird aber trotzdem als sehr gefährlich eingestuft. Ans Aufhören denkt er im Gegensatz zum Kontrahent­en nicht. „Die Leere, die Usain hinterlass­en wird, öffnet die Tür für andere.“

Die Frage, wer die Nachfolge der seit fast einem Jahrzehnt überragend­en Figur des Sports antreten könnte, ist längst gestellt. Am häufigsten wird Wayde van Niekerk genannt, der Südafrikan­er peilt in London das Double über 200 und 400 m an, wie es 1995 in Göteborg Michael Johnson realisiert­e.

Bolt hat gestern die erste Hürde auf dem Weg zum nächsten 100-m-Gold souverän gemeistert. Der Weltrekord­ler gewann seinen Vorlauf ohne große Mühe. Sein Hauptkonku­rrent Gatlin beendete sein Rennen ebenfalls als Erster.

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BILD: SN/APA/AFP/ANTONIN THUILLIER Usain Bolt

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