Sommer der Liebe
Das Scheitern eines Experiments. Vor 50 Jahren feierten Zehntausende junge Menschen in San Francisco den Sommer der Liebe. Was blieb von der Idee, mit der Macht der Blumen die Kräfte des Bösen zu besiegen? Erinnerungen an die Hippies, an den Mythos und di
Kennen Sie noch Walter Ulbricht? Den Mann mit der Fistelstimme und dem Spitzbart? Der niemals eine Mauer bauen wollte? Ja, wir meinen den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR. Dem waren einst, wir reden von den späten Sechzigerjahren, Männer mit langen Haaren und Jeans ein Dorn im Auge. Gammler nannte man die damals, nicht nur in der DDR. Auch bei uns. Sie röchen streng, sagte man herablassend. In einer Zeit, in der eine durchschnittliche Familie nur ein Mal in der Woche badete. Im selben Wasser …
Zurück zum Genossen Ulbricht. Der sagte (und schauen Sie sich dazu das Video auf YouTube an, Sie werden sich zerkugeln): „Ist es denn nun wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“Und er ging’s auch richtig forsch an: Langhaarige wurden in Ostdeutschland zwangsweise zum Friseur gebracht. Von der Volkspolizei. Die bisweilen auch selbst zur Schere griff.
Aber auch die Deutschen im Westen machten gegen die Gammler mobil, was in der politischen Forderung gipfelte, sie zu scheren und in Arbeitshäuser zu stecken. Dabei entsprachen die Jugendlichen, die sich gegen Nazi-Mief, Autorität und Konformität auflehnten, bei Weitem nicht dem Klischee der arbeitsscheuen und ungepflegten Müßiggänger. Verfassungsschützer bestätigten ihnen, in der Regel Wohnsitz und Arbeitsplatz zu haben, aufgeschlossen und gar intellektuell und „nur in der Freizeit gammelnd“zu sein.
Von den Gammlern ist es nicht weit zu den Hippies, denen unser heutiger Themenschwerpunkt von Barbara Morawec und Josef Schorn gewidmet ist.
Schönes Wochenende!