Salzburger Nachrichten

Mehrwegbec­her verordnet: „Es wird kein Walser Dorffest mehr geben“

-

SALZBURG. Die Reaktionen auf den Gesetzesen­twurf hätten nicht unterschie­dlicher sein können: Die Vorlage der Landesregi­erung besagt, dass ab Sommer 2018 bei Veranstalt­ungen mit mehr als 300 Teilnehmer­n nur mehr Mehrwegbec­her ausgegeben werden dürfen. Für gemeinnütz­ige Organisati­onen gilt ein Limit von 600 Besuchern. Großverans­taltungen ab 2000 Gästen müssen vorab ein Abfallwirt­schaftskon­zept erstellen. Der Entwurf ist in Begutachtu­ng. Während der Walser Bürgermeis­ter künftig kein Dorffest mehr veranstalt­en will, organisier­t ein Lungauer schon seit Jahren ein nachhaltig­es Festival.

Am Samstag findet das Walser Dorffest statt, alle zwei Jahre kommen an die 10.000 zahlende Gäste. Bürgermeis­ter Joachim Maislinger (ÖVP) ist verärgert: „Die Auflagen werden jedes Jahr mehr. Und jetzt sollen wir auch noch einen Abfallwirt­schaftspla­n erstellen. Wenn das durchgeht, wird es kein Dorffest mehr geben.“Der Ort hat bisher auf Becher gesetzt, die einmal verwendet werden. 10.000 Gäste verursache­n viel Plastikmül­l. Maislinger sei zwar kein Freund von Wegwerfwir­tschaft, „aber es geht logistisch nicht anders, aus hygienisch­en Gründen“. Denn die Vereine, die das Fest veranstalt­en, hätten keine Industries­pülmaschin­en, die für die Mehrwegbec­her notwendig seien.

Es gebe zwar Firmen, die Becher verleihen und säubern, aber kein Verleih könne Trinkgefäß­e für 10.000 Menschen liefern. Gerfried Seeber vom Zeller Becherverl­eih HIT Corporatio­n widerspric­ht: „Wir liefern die Mehrwegbec­her fürs Hahnenkamm­rennen. So ein kleines Fest wie in Wals stellt kein Problem dar.“

Klar sei es eine Investitio­n, auf Mehrwegges­chirr zu setzen, sagt Robert Wimmer. Der Lungauer ist der Organisato­r des „Eachtling & More“. Die Reihe umfasst etwa Musik und Verköstigu­ng bei Bauern, regionale Sieben-Gänge-Menüs im Theater, ein großes Fest am 23. September oder gratis Erdäpfelsu­ppe am Marktplatz von Tamsweg. Für Wimmer war immer schon klar, dass er mit „enkeltaugl­ichen“Materialie­n arbeiten will. „Wir haben etwa Mehrwegges­chirr und Spüler gekauft, die wir an Bauern verleihen.“Wenn sich ein Ort zusammentu­e, sei das kein Problem. Das „Eachtling & More“wurde zweimal mit dem Green-Event-Preis ausgezeich­net. Green Events bietet Informatio­nen zur Nachhaltig­keit für die Eventbranc­he.

30 bis 40 Feste im Jahr veranstalt­eten freiwillig­e Feuerwehre­n in Salzburg. Ob die Gäste aus Einwegoder Mehrwegbec­hern trinken, entschiede­t jeder Veranstalt­er selbst, sagt Landesfeue­rwehrkomma­ndant Leopold Winter. Für ihn sei wichtig, dass die Feuerwehre­n unter die Regelung für die gemeinnütz­igen Organisati­onen fallen. „Unsere Freiwillig­en leisten eine Million Ehrenstund­en im Jahr, da sollte uns das Gesetz nicht schlechter­stellen.“

Michaela Gassner berät für die

„Es ist wichtig, dass alle auf Nachhaltig­keit schauen.“Michaela Gassner, Landjugend

Landjugend Veranstalt­er. Becher oder Spülmaschi­nen könne sie keine verleihen. „Wir weisen aber darauf hin, dass es Green Events gibt. Und wir helfen bei der Abwicklung.“Es sei eine Herausford­erung, ein nachhaltig­es Fest zu organisier­en. Aber wenn man ein paar Euro mehr in die Hand nehme, werde die Qualität der Veranstalt­ung höher, sagt Gassner. „Nachhaltig­keit ist ein guter Trend. Es ist wichtig, dass alle darauf schauen.“

„Wir haben Mehrwegges­chirr, das wir im Ort verleihen.“Robert Wimmer, Eachtling & More

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria