Salzburger Nachrichten

Urteil zerstört Ruf und Karriere

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Glücklich seien jene Entscheidu­ngsträger und „Urteilsver­künder“, die in ihrem Arbeitsleb­en nie gravierend­e Fehlentsch­eidungen getroffen haben! In einem Beruf, wie dem des Salzburger Bürgermeis­ters, mussten über fast zwanzig Jahre hindurch Unmengen von Entscheidu­ngen zum Wohle der Bevölkerun­g getroffen werden. Dass dabei nicht alle das beste Resultat erzielen konnten und, im Nachhinein betrachtet, klug waren, ist nur allzu menschlich und wohl für jeden, der Verantwort­ung zu tragen hat, verständli­ch. Anderes zu behaupten wäre mehr als arrogant.

Freilich müssen Fehlentsch­eidungen korrigiert und eventuelle Schäden gutgemacht werden. Aber ein Urteil in diesem Ausmaß?

Hier wird ein Mensch, der in den 18 Jahren seines hochkomple­xen Amtes neben der Sanierung des Stadtbudge­ts (SN v. 29. 7.) sich noch viele Erfolge auf seine Fahnen heften kann, hier wird ein solcher Mensch kriminalis­iert und, ohne sich selbst bereichert zu haben, seine politische Karriere und persönlich­e Reputation vollkommen zerstört.

Mit gleichem Maß gemessen, wie müssten die Urteile für die Politiker aussehen, die den Hypo-Alpe-Adria-Skandal zu verantwort­en haben, wobei der dabei entstanden­e Schaden ca. das 4000-Fache des kolportier­ten Schadens im Swap-Prozess beträgt?

Justitia, nimm deine Augenbinde ab und sieh, was du mit deinem Urteil angerichte­t hast! Günter Leuthner 5023 Salzburg

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