JUGEND & FESTSPIELE
Die Arbeit für und mit der jungen Generation bildet einen der Schwerpunkte des Salzburger Festspielprogramms.
eroberte sich Salzburgs Jugend die Festspielbühne vor dem Dom. Es waren Kinder aus dem Kaiviertel und dem St.-Peter-Bezirk, die den Jedermann von klein auf als Zaungäste kannten. Sie hatten die Idee, auf der Bretterbühne nicht Fangen zu spielen, sondern das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“selbst aufzuführen. Max Reinhardt überließ ihnen Textbücher. Kirche und Festspielhausgemeinde setzten sich bei der Polizeidirektion für eine Spielgenehmigung ein. Anfänglich füllten nur Verwandte und Freunde die Sitzreihen, doch schon bald wohnten Tausende Zuschauer dem kindlichen Treiben bei.
Bis heute bildet die Arbeit für die und mit der jungen Generation einen der Schwerpunkte des Salzburger Festspielprogramms. Speziell entwickelte Aufführungen, Operncamps und ein Kinderchor, ein groß angelegtes Förderprojekt für junge Sänger, ein weltweit führender Dirigentenwettbewerb, spezielle OpernfilmVorführungen für den Festspielnachwuchs, Interdisziplinäres und Zeitgenössisches für die Wissenschafterköpfe von morgen sowie günstige Abos für Jugendliche ergeben ein umfangreiches Angebot für junges Publikum und Künstlernachwuchs.
Mit speziellen Aufführungsformaten wollen die Salzburger Festspiele Freude an und Verständnis für Musik und Theater wecken. Die diesjährige Kinderoper Der Schauspieldirektor lässt das junge Publikum etwa in die Welt des Theaters eintauchen. In der mit der Unterstützung von UNIQA eigens für Salzburg entwickelten Neuproduktion dieser Oper nach Mozart muss der Schauspieldirektor einige Probleme lösen, bevor er die Premiere seines neuen Stücks auf die Bühne bringen kann.
Begleitend gibt es auch heuer wieder einen Einführungsworkshop zur Kinderoper: Bei Spiel und Spaß mit Mozart lernen die jüngsten Besucher der Festspiele Figuren und Handlung des Stücks spielerisch kennen. Interpretiert werden die acht Aufführungen des Schauspieldirektors in der Universitätsaula von Sängerinnen und Sängern des Young Singers Project (YSP). Dieses von der Kühne-Stiftung großzügig unterstützte Programm zur Nachwuchsförderung wurde von den Salzburger Festspielen 2008 als Karrieresprungbrett für junge Talente ins Leben gerufen. Im Rahmen des YSP-Programms erhalten junge Nachwuchskünstler die Möglichkeit, an Meisterklassen mit Festspielkünstlern teilzunehmen. Die Young Singers sind aber auch in anderen Produktionen zu sehen und vor allem zu hören. Außerdem präsentieren sie sich am 26. August in einem Abschlusskonzert im Großen Saal des Mozarteums.
Selbst ganz junge Musikbegeisterte können aktiv an Festspielproduktionen mitwirken. Der 2008 gegründete Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor setzt sich zum Ziel, Kinder stimmlich auszubilden. Heuer wirkt der von Wolfgang Götz geleitete Chor in Alban Bergs Wozzeck mit.
Seit mittlerweile elf Jahren sind die Musikcamps, die in Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern durchgeführt werden, ein durchschlagender Erfolg. In den knapp einwöchigen Camps wird mit Kindern und Jugendlichen aus aller Welt ein klingender Kommentar zu Aufführungen der Salzburger Festspiele erarbeitet. In diesem Jahr gibt es Operncamps zu Aida und Wozzeck – und erstmals auch ein Schauspielcamp, das sich Hugo von Hofmannsthals Jedermann annimmt.
Junge Talente zu entdecken und zu unterstützen gehört zu den spannendsten und auch schönsten Aufgaben im Kulturbetrieb. Da es der dirigierende Nachwuchs besonders schwer hat, sich eine Plattform zu verschaffen, initiierten die Festspiele 2010 den Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award. Der Dirigentenpreis ist mittlerweile ein bestens erprobtes Sprungbrett. Die bisherigen Sieger sind auf der Karriereleiter ein gutes Stück weitergekommen. Mit Mirga GražinytėTyla (Preisträgerin 2012), die die erste Mozart-Matinee leitete, Lorenzo Viotti (2015), der die Camerata Salzburg dirigierte, und Maxime Pascal (2014), der das Konzert mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien am 16. August in der Kollegienkirche übernimmt, sind drei ehemalige Preisträger im Festspielprogramm 2017 vertreten. Die Finalisten für den diesjährigen Award – Marie Jacquot, Kerem Hasan und Nuno Coelho – präsentieren sich an diesem Wochenende am Pult der Camerata Salzburg im Mozarteum. Der Preisträger von 2016, Aziz Shokhakimov, hat heute, am 5. August, seine Feuertaufe am Pult des ORF RadioSymphonieorchesters zu bestehen.
Das von Roche gesponserte Projekt Youth! Arts! Science! richtet sich an die Wissenschafter von morgen. Studierende der Naturwissenschaften, Musik und Kunst sind eingeladen, die Gemeinsamkeiten von Kreativität und Innovation in Musik, Kunst und Wissenschaft zu erörtern. Auch die Vermittlung des Festspielprogramms an ein junges Publikum ist ein besonderes Anliegen. Mit Begeisterung angenommen werden die Opernfilm-Vorführungen beim Siemens>Kinder>Festival.
Dass die Jugendarbeit von Erfolg gekrönt ist, zeigt sich auch an der steigenden Zahl von jungen Festspielbesuchern: Wegen der großen Nachfrage verdoppelten die Salzburger Festspiele 2017 die Zahl der Jugendabos. Insgesamt werden 6000 Karten mit einer Ermäßigung von bis zu 90% für Interessenten bis zum vollendeten 26. Lebensjahr reserviert. Möglich wird das durch die großzügige Unterstützung von L’Occitane.
Caroline Wehrhan