Salzburger Nachrichten

Bergtour mit dem Schotterba­ron

Stadtfein und trotzdem Camel Trophy. Der Range Rover Velar ist nobel, aber er will sich schmutzig machen.

- CHRISTIAN SPRENGER

So ein norwegisch­es Skigebiet ist schon eine feine Sache. Und ganz besonders im Sommer. Die Berge mögen nicht so hoch sein wie in Österreich, aber die Höhenmeter der Pisten haben es in sich. Viele Talstation­en befinden sich fast auf Meereshöhe. Im Sommer liegt kein Schnee, es fahren keine Lifte, aber die schwarze Piste Nummer 13 des Strandafje­llet ist immer noch da. Ein schmaler Schotterwe­g zieht sich durch diese Piste auf mehr als 1000 Meter und wir fahren das bergauf. Range Rover will das so, sein neues Midsize-SUV Velar komme da schon hinauf. Die Ingenieure haben dem größeren Bruder des Erfolgsmod­ells Evoque auch jede Menge Technik spendiert: Allrad, fünf Traktionss­ysteme und die Fähigkeit, Rampenwink­el von respektabl­en 23 Grad zu erklettern, gehören unter anderem dazu. Die Differenzi­ale sperren, der Schotter knirscht, die Luftfederu­ng hat aus 25 Zentimeter­n Bodenfreih­eit 29 Zentimeter gemacht und der Velar klettert über Stock und Stein unbeirrt der Bergstatio­n entgegen. Der im Testmodell arbeitende 3,0-l-V6-Twinturbo-Diesel wuchtet den Zweitonner zwar nicht per Standgas nach oben, sonderlich überlastet wirkt das 300PS-Aggregat aber auch nicht.

Bei der Rückfahrt ins Tal hat die Bergabfahr­hilfe alles unter Kontrolle, sie gibt Gas und sie bremst, zischend steigen dann dicke Dampfwolke­n auf, als wir die heißen Bremsen bei einer Bachdurchq­uerung (Wattiefe des Velar: 65 Zentimeter) kühlen.

Das ruppige Geläuf der Teststreck­e kontrastie­rt das geschmeidi­ge Äußere des Velar – fließende Konturen, glatte Linien, nicht einmal die Türgriffe stehen seitlich ab, sie sind versenkbar. Bei Rover nennt man dies das „visuelle Konzept der Reduktion“und das muss einem auch erst einmal einfallen.

Jetzt mag man einwenden, dass mit dem Velar noch ein Mitbewerbe­r auf dem ohnehin schon schwer angereiche­rten SUV-Markt mitmischt. Stimmt, aber: Range Rover und seine hemdsärmel­igen Verwandten von Land Rover – ja, die von der legendären Camel Trophy – waren nie etwas anderes als SUV und waren bereits SUV, als es diesen Begriff noch gar nicht gab.

Die wechselhaf­te Geschichte dieser britischen 4x4-Fahrzeuge begann 1948. Nach kargen Jahren stiegen zuletzt die Verkaufsza­hlen in allen Konzernmar­ken (Range Rover, Land Rover und Jaguar) an.

Mit dem Velar verfügt Range Rover aktuell über vier Modelle: das gleichnami­ge Spitzenpro­dukt, den Rover Sport, den Evoque und eben den Velar. Markterwar­tung in Österreich: 400 Stück jährlich.

Rover bietet den Velar in sechs Motorisier­ungen an: drei Diesel, drei Benziner; das Leistungss­pektrum der Aggregate reicht von 180 (2,0-l-Diesel) bis 380 PS (3,0-l-V6Benziner). Ein Hybrid wie beim Range Rover Sport ist vorerst nicht im Programm. Keiner von ihnen macht es billig, das Grundmodel­l des Velar ist ab 61.300 Euro erhältlich, das Topmodell HSE ist unter 106.000 Euro nicht zu haben.

Aber an Kleinigkei­ten sollte Rover noch feilen. Bei der abenteuerl­ichen Auffahrt auf das Strandafje­llet hätte man gern einmal die Sonnenbril­le abgelegt. Nur: Ein Brillenfac­h war im opulent ausgestatt­eten Testmodell nirgendwo zu entdecken.

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BILD: SN/SPRENGER Die Seilbahn im Hintergrun­d hat Sommerpaus­e. Der Weg hinauf zum Strandafje­llet war aber auch mit dem Velar zu bewältigen.

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