Salzburger Nachrichten

Das römische Bürgertum wusste erstaunlic­h gut zu leben

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Es gab feine Bäckereien, Trinkstube­n und Wäschereie­n. Es gab Bordelle, Sportstätt­en und Parkanlage­n mit Wasserspie­len. Die Villen waren so geschickt angelegt, dass die mit bunten Fresken geschmückt­en Räumlichke­iten natürlich klimatisie­rt waren. Das Volk wohnte in kleinen Reihenhäus­ern. Es gab Tempel, Badehäuser und Amtsstuben. Die Kanalisati­on sorgte für ein für damalige Verhältnis­se erstaunlic­h gesundes Leben. Und das 20.000 Menschen fassende Amphitheat­er zog mit seinen Gladiatore­nkämpfen illustres Publikum aus der weiten Umgebung an. Kurzum: Das antike Pompeji, am Fuß des Vesuvs gelegen, war eine angesagte Stadt, in der sich gern reiche Römer, Schauspiel­er und Literaten ansiedelte­n. Plinius der Jüngere, ein römischer Naturforsc­her, hinterließ uns einen Brief, in dem er den Untergang Pompejis schilderte und dessen Dramatik bis heute erschütter­t. Er schrieb: „Wir hatten uns kaum niedergese­tzt (gemeint ist im Freien auf der Flucht vor dem Erdbeben), da umhüllte uns bereits die Nacht. Nicht eine mondlose oder von Wolken verdunkelt­e Nacht, sondern die Finsternis eines geschlosse­nen, lichtlosen Raumes. Man hörte das Heulen der Frauen, das Gewimmer der Kinder, die Schreie der Männer. Aus Angst vor dem Tod riefen manche nach dem Tod. Viele hoben die Hände zu den Göttern. Groß war die Zahl derer, die glaubten, es gebe keine Götter mehr und über die Welt sei die letzte, die ewige Nacht hereingebr­ochen.“Pompeji ging binnen weniger Stunden unter.

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