Die Füße zeigen Farbe
Der Schuhmarkt treibt es bunt. Der Regenstiefel feiert im Sommer ein Comeback und selbst Turnschuhträger pflegen mit viel Eifer ihre Sneakers.
In einem Sommer wie diesem braucht man entweder gar keine Schuhe, weil es so heiß ist, oder Wasserdichtes, wie erneut in den kommenden Tagen. Dabei geht es an Regentagen mittlerweile ziemlich bunt zu. Egal ob getupft, gestreift oder auch in Form von Boots – Gummistiefel sind modisch geworden, wie die Fachmesse Schuh Austria im Modegroßhandelscenter Brandboxx in Bergheim zeigte. Mehr als 110 Anbieter präsentierten am Montag ihre Trends für den Sommer 2018.
Besonders Chelsea-Stiefel aus Naturkautschuk oder PVC seien als Ersatz zu klassischen Gummistiefeln gefragt, betont Christian Walser, Österreich-Vertreter für den britischen Stiefelhersteller Evercreatures. „Wir verkaufen mittlerweile zu 50 Prozent rein Chelsea-Boots. Die haben den Vorteil, dass man schnell hineinrutscht und schon angezogen ist“, sagt Walser. Nicht nur Privatkunden würden nachfragen, auch Hotels in Salzburg seien mittlerweile an den trendigen Gummistiefeln für ihre Gäste interessiert.
Der italienische Schuhhersteller Vibram setzt hingegen auf Innovation für Trockenwetter. Mit dem Modell Furoshiki, das aus einer japanischen Wickeltechnik entwickelt worden ist, wollen die Italiener den Reisemarkt aufmischen. „Der Furoshiki ist ein funktionaler Schuh, ein perfekter Reisebegleiter, der leicht ist und zusammengelegt werden kann“, sagt Vertreter Manfred Rainer und stopft den Wickelschuh in einen kleinen Beutel. Auch fürs Yoga sei der Furoshiki geeignet, betont er.
Trotz der vielen Neuheiten und der jährlich steigenden Umsatzzahlen stagniert der österreichische Schuhhandel. Jedes Jahr geben die Österreicherinnen und Österreicher laut dem Statistikinstitut Regio Data rund 1,5 Mrd. Euro für Schuhe aus. Profitieren würden vom Zuwachs vor allem der deutsche Branchen-Multi Deichmann sowie auch zunehmend Branchenfremde wie beispielsweise Bekleidungshändler, die rasch wachsen und expandieren. Jedes fünfte Paar Schuh werde bereits online gekauft. Das stärkste Wachstum sei hier aber vorbei.
Karl Domoracky, ÖsterreichChef des Schuhpflegeherstellers Collonil, sieht hingegen vor allem den Trend hin zum Sneaker als Grund für den stagnierenden Markt. „Der Schuhhandel ist mittelprächtig unterwegs. Zu lange hat man sich am klassischen Trend orientiert und den Sneaker-Boom nicht beachtet“, sagt der Experte für Schuhpflege. Der Sneaker-Markt aber habe sich sehr gut entwickelt, viele Anbieter würden bereits einen Großteil über Onlineportale absetzen. Das Geschäft floriere. Der Szeneladen Overkill in Berlin-Kreuzberg setze mit nur zwei Standorten zehn Mill. Euro um, 70 Prozent davon stammten aus dem Onlinegeschäft.
Für den deutsch-österreichi- schenTradit ions schuhpfle geh ersteller–gegründet 1909 und mit Produktion in Berlin – sind Sneaker-Träger durchaus neue und interessante Kunden. „Obwohl man meinen könnte, dass Turnschuhträger wenig von Pflege halten, ist das Gegenteil der Fall“, sagt Domoracky. „Sneakers der Topmarken sind ja alles andere als Billigprodukte und haben Preise bis zu 300 Euro. Die will man schon auch pflegen und schön haben.“Umworben wird die neue Kundenschicht von Collonil mit Innovationen wie Schmutzradierern oder – ganz neu – Schuhdeos. Moderne Sneakers seien ein Produkt aus Kunststoff, „da kommt man schon auch ins Schwitzen“, erklärt Domoracky.
Für Neueinsteiger ist der österreichische Markt jedoch offenbar schwierig. Lennart Olsson ist mit der schwedischen Traditionsmarke Leno Footwear aus dem südschwedischen Helsingborg zum ersten Mal auf der Schuhmesse in Salzburg dabei. Die aufgepeppten Schwedenclogs, die mit Mascherln, Spitzen und bunten Bordüren verziert sind, dürften hierzulande weiterhin ein Geheimtipp bleiben. „Die Nachfrage in Österreich ist leider noch gering“, sagt Olsson. In Skandinavien dagegen würden die Lenos bereits auch auf Hochzeiten getragen. Aber man sei zuversichtlich, dass auch Österreich ein Absatzmarkt werde.
Wie intensiv der Wettbewerb auf dem heimischen Schuhmarkt ist, zeigt die wachsende Ausstellungsfläche des„ ShoeOrd er Center“in der Brandboxx. Innerhalb von zehn Jahren sei die Fläche für permanente Aussteller von 1200 auf 5000 Quadratmeter gewachsen, sagt Katharina Absmanner, die Leiterin für Schuh messendes Mode groß handels centers. Derzeit zählt man 50 fixe Aussteller.
„Profitieren vom Trend zum Sneaker.“Karl Domoracky, Collonil Austria