Der IS kassiert massive Niederlagen
Nach dem Verlust von Mossul hat der sogenannte „Islamische Staat“auch riesige Gebiete in Syrien verloren. Der Mythos der Unbesiegbarkeit soll mit Anschlägen in Europa aufrechterhalten werden.
Der Verlust seiner Hochburg Mossul Anfang Juli hat den Niedergang des sogenannten „Islamischen Staates“massiv beschleunigt. Auch Rakka, das ISZentrum in Syrien, steht vor dem Fall. In der ehemaligen Hauptstadt des auseinandergebrochenen „Kalifats“wurden 2000 Kämpfer der Terrormiliz von Milizionären der kurdisch-dominierten „Syrisch-Demokratischen Kräfte“umzingelt. Und westlich und südlich von Rakka ist die Assad-Armee dabei, ein riesiges ölreiches Wüstengebiet, das bislang vom IS gehalten wurde, mit russischer Luftunterstützung systematisch zu zerstückeln. Vor allem in Syrien sind die Verluste der Terrormiliz gewaltig. Um nicht vollständig vernichtet zu werden, zieht sich der IS immer häufiger kampflos zurück. Zur Stärkung der schwindenden Widerstandskraft wurde in dem den Terroristen verbliebenen Kernland am Euphrat die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Tausende junge Männer flohen daraufhin in die Kurdengebiete oder Regionen, die von Damaskus kontrolliert werden. Niemand sei bereit, vom IS als Kanonenfutter an die Front geschickt zu werden, betonen Betroffene. Die siegesgewohnte Terrormiliz befindet sich in einer für sie verheerenden Abwärtsspirale, die in absehbarer Zeit weder in Syrien noch im Irak gestoppt werden kann. Es fehlen die blutig inszenierten Offensivund Abwehrerfolge, mit denen der IS sich früher brüstete und neue Aktivisten mobilisieren konnte. So sind die Islamisten dazu übergegangen, mit Terroranschlägen in Europa und anderswo die vielen Niederlagen im Nahen Osten zu kompensieren. Um Aufmerksamkeit zu finden, müssen die Extremisten ihre Gewalt steigern – was mit vergleichsweise einfachen Mitteln gerade in Europa demonstriert wird. Was in Wirklichkeit nichts anderes als ein Zeichen der Schwäche ist, inszeniert die Terrormiliz dann – in Barcelona und anderswo – als eine Demonstration der Stärke. Gerade einmal drei Wochen ist es her, seitdem Interpol eine Liste mit den Namen von 173 IS-Kämpfern verschickt hat, die eigens für Selbstmordanschläge und ähnliche Operationen trainiert wurden. Erklärtes Ziel sei es, Rache für die internationalen Militäreinsätze im Irak und Syrien zu nehmen, an denen neben den USA auch Australien, Belgien, Großbritannien, Jordanien, Italien, Kanada und Deutschland beteiligt sind.
Spanien hat wie fast alle demokratischen Staaten der Welt seine Unterstützung im Kampf gegen den IS betont. 180 „dschihadistische Terroristen“konnten nach Angaben des Madrider Innenministeriums seit 2015 festgenommen werden. Die meisten kamen aus Nordafrika. Die Dschihadisten hätten sich unter die regulären Flüchtlinge mischen können.
Auch die Propagandaabteilung des IS hat offenbar erkannt, dass sie auf der Iberischen Halbinsel neue Anhänger mobilisieren und zu Attacken anstacheln kann. Denn die IS-Webseiten wurden nun auch ins Spanische übersetzt. Der Begriff Einzeltäter ist allerdings irreführend: Auch vermeintliche Alleingänger, das haben andere Terroranschläge in Europa gezeigt, sind auf ein Netzwerk von Helfershelfern angewiesen.