Salzburger Nachrichten

Die gnadenlose­n Revolution­äre

- Montag, 21. August, ab

Immer noch gibt es nachwirken­de DDR-Thriller, von denen man glaubte, sich eigentlich und nachhaltig an ihnen sattgesehe­n zu haben. Zu abstrus scheinen die Ereignisse im Osten Deutschlan­ds im Kontext mit dem absurden Tatbestand der Republikfl­ucht. Die Geschichte von „Verräter“setzt 1988 ein, ein Jahr vor dem Fall der Mauer, mit dem sie enden wird. Eines Tages zieht man die Leiche einer Frau aus der Ostsee – ein Fall von Republikfl­ucht, meint die Volkspoliz­ei, die sogar eine organisier­te Bande vermutet. Der Ehemann verhält sich seit dem Geschehen seltsam. Die gnadenlose Ungerechti­gkeit im Arbeiterun­d Bauernstaa­t nimmt ihren Lauf. Der Polizist Martin Franzen (Albrecht Schuch), der die Leiche gefunden hat, stößt bei seinen Ermittlung­en auf Ungereimth­eiten. Dann stirbt auch noch ein wichtiger Zeuge. Angeblich hat er sich umgebracht. Die Stasi übernimmt den Fall. Aber Martin ermittelt heimlich weiter, denn niemand interessie­rt sich für die Wahrheit. Ein rätselhaft­er Brief, den das Opfer Johanna Schön noch kurz vor ihrem Tod geschriebe­n hat, führt ihn nach Berlin zu Nina (Hannah Herzsprung). Martin ist von der geheimnisv­ollen Frau fasziniert. Aber ihm wird auch schnell klar, dass Nina etwas Wichtiges über Johanna verschweig­t. Es wird deutlich, dass sie und das Opfer aus der Bundesrepu­blik stammen. Als er bei Nina Dokumente über die RAF findet, weiß er nicht mehr, wem er vertrauen kann. Gegen alle Vernunft entscheide­t sich Martin, mit Nina zu fliehen. Er ahnt zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ihn bald nicht nur die Stasi, sondern auch der westliche Bundesnach­richtendie­nst BND jagen wird. Fazit: Nach dem Roman „Innere Sicherheit“von Christa Bernuth ist ein zunächst behäbiges, dann aber immer spannender­es Filmdrama entstanden, in dem es oft darum geht, dass man jemandem nach dem Mund redet oder eben nicht. Es wird munter gefoltert und Christian Redl spielt als Führungsof­fizier ein undurchsic­htiges Spiel. Die Atmosphäre des Spitzelsta­ates ist ebenso präsent wie die Solidaritä­t der Geknechtet­en und die Brutalität der Revolution­äre.

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