Die gnadenlosen Revolutionäre
Immer noch gibt es nachwirkende DDR-Thriller, von denen man glaubte, sich eigentlich und nachhaltig an ihnen sattgesehen zu haben. Zu abstrus scheinen die Ereignisse im Osten Deutschlands im Kontext mit dem absurden Tatbestand der Republikflucht. Die Geschichte von „Verräter“setzt 1988 ein, ein Jahr vor dem Fall der Mauer, mit dem sie enden wird. Eines Tages zieht man die Leiche einer Frau aus der Ostsee – ein Fall von Republikflucht, meint die Volkspolizei, die sogar eine organisierte Bande vermutet. Der Ehemann verhält sich seit dem Geschehen seltsam. Die gnadenlose Ungerechtigkeit im Arbeiterund Bauernstaat nimmt ihren Lauf. Der Polizist Martin Franzen (Albrecht Schuch), der die Leiche gefunden hat, stößt bei seinen Ermittlungen auf Ungereimtheiten. Dann stirbt auch noch ein wichtiger Zeuge. Angeblich hat er sich umgebracht. Die Stasi übernimmt den Fall. Aber Martin ermittelt heimlich weiter, denn niemand interessiert sich für die Wahrheit. Ein rätselhafter Brief, den das Opfer Johanna Schön noch kurz vor ihrem Tod geschrieben hat, führt ihn nach Berlin zu Nina (Hannah Herzsprung). Martin ist von der geheimnisvollen Frau fasziniert. Aber ihm wird auch schnell klar, dass Nina etwas Wichtiges über Johanna verschweigt. Es wird deutlich, dass sie und das Opfer aus der Bundesrepublik stammen. Als er bei Nina Dokumente über die RAF findet, weiß er nicht mehr, wem er vertrauen kann. Gegen alle Vernunft entscheidet sich Martin, mit Nina zu fliehen. Er ahnt zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ihn bald nicht nur die Stasi, sondern auch der westliche Bundesnachrichtendienst BND jagen wird. Fazit: Nach dem Roman „Innere Sicherheit“von Christa Bernuth ist ein zunächst behäbiges, dann aber immer spannenderes Filmdrama entstanden, in dem es oft darum geht, dass man jemandem nach dem Mund redet oder eben nicht. Es wird munter gefoltert und Christian Redl spielt als Führungsoffizier ein undurchsichtiges Spiel. Die Atmosphäre des Spitzelstaates ist ebenso präsent wie die Solidarität der Geknechteten und die Brutalität der Revolutionäre.