Platz für 56.000 Gäste
POREC. Kroatien läuft Italien den Rang als beliebtestes Sommerurlaubsziel ab. Das kroatische Statistikamt vermeldet einen Rekord nach dem anderen. Bis zur Jahresmitte stiegen im Vergleich zum Vorjahr die Ankünfte um 23 Prozent, die Übernachtungen um 24 Prozent auf 20,4 Millionen.
Wesentlich beteiligt am Tourismusboom sind die Österreicher. Von den 4,6 Millionen Touristen, die im ersten Halbjahr aus dem Ausland nach Kroatien reisten, entfielen elf Prozent auf Österreich. Damit belegt man hinter den Deutschen (26 Prozent) den zweiten Platz, vor Slowenien und Großbritannien. Zuletzt kamen im Juni um 54,7 Prozent mehr Österreicher nach Kroatien als noch im Juni 2016.
Die Österreicher bringen aber nicht nur Geld als Urlauber ins Land. Auch heimische Investoren sind in der Beherbergungsbranche aktiv. So ist die Valamar Riviera AG zwar vom Firmensitz und Management her betrachtet unbestritten kroatisch, doch die Strategie wird vom 44-Prozent-Eigentümer Epic (siehe Daten & Fakten) in Wien entwickelt. Bei einem aktuellen Börsenwert von 750 Mill. Euro darf Valamar als kapitalstärkste österreichische Hotelgesellschaft gesehen werden. Bis 2020 sollen bei den bestehenden Objekten Investitionen von zwei Milliarden Kuna (270 Mill. Euro) realisiert werden. „Wir bleiben Kroatien natürlich treu, haben aber unsere Fühler in die Region Norditalien, nach Slowenien und auch Österreich ausgestreckt“, sagt Franz Lanschützer, geschäftsführender Epic-Gesellschafter und Valamar-Aufsichtsrat.
Im runderneuerten Girandella Resort in Rabac war man schon zu Pfingsten ausgebucht. Diese Entwicklung spiegelt sich in den Zahlen der Gesamtgesellschaft für das erste Halbjahr wider. Die Übernachtungszahl wurde um 30 Prozent gesteigert, der Durchschnittspreis pro Nacht um acht Prozent. „Wir bemühen uns, nicht über das Ziel hinauszuschießen“, betont Lanschützer. Denn bei allem Bedauern für die Entwicklung in der Türkei weiß er: „Wirtschaftlich hilft uns das besonders bei der Preisdurchsetzung.“
Wie die Anlage in Rabac zeigt, setzt Valamar verstärkt auf Vierund Fünfsternehotels. Selbst bei den Campingplätzen, die ein Drittel des Gesamtangebots ausmachen, wurde 2016 mit dem Camping Resort Krk der erste Fünf-Sterne-Campingplatz Kroatiens eröffnet, und in Porec Lanterna wurden jüngst die ersten 14 Luxuszelte aufgestellt.
Wirtschaftlich relevanter ist der Hotelbereich. So wurde aus dem ehemals heruntergewirtschafteten Zwei-Sterne-Resort Girandella ein Angebot gezimmert, das punktuell zur Verzehnfachung der Preise führte. „Kaum ein Vorjahresgast ist da mitgezogen“, sagt die Sales-Verantwortliche Nives Matic. Zuvor war die Anlage fast ausschließlich Gästen aus Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern vorbehalten. Wie kurz nach Neueröffnung bereits hohe Auslastungszahlen erzielt werden konnten, erklärt Matic so: „Es wurden im Vorjahr alle unsere Gäste, die in einem unserer Viersternehotels waren, über das neue Angebot informiert.“
Für 2018 passiert Gleiches mit dem Fünfsternehotel Valamar Girandella Maro Resort, das am gleichen Gelände in Rabac als verhüllte Baustelle auf seine Fertigstellung wartet. Das 149-Zimmer-Haus wird künftig als Mitglied der „Kinderhotels Europa“geführt. Damit hält die fünfte Zielgruppe Einzug. Neben dem Viersternehotel stehen die „Villen“, ein Abschnitt wurde als „Adults only“definiert. Hinzu kommt das von TUI bespielte „Family Life Bellevue Resort“, während ITS-Rewe mit einem Garantievertrag in den anderen Hotelbereichen präsent ist. Bereits erfolgreich ist man mit diesem Konzept auf Isabella Island, auf der vor Porec gelegenen Insel Sveti Nikola. „Erst Anlagen mit 300 bis 350 Zimmern funktionieren optimal“, sagt Lanschützer. „Und unterschiedliche Zielgruppen füllen die Anlagen zu unterschiedlichen Zeiten.“
Schwieriger aber wird auch in Kroatien die Mitarbeiterrekrutierung. Viele Fachkräfte haben Kroatien Richtung Deutschland verlassen, nun stieg auch das Gehaltsniveau in Kroatien deutlich. Gelernt zu leben hat Epic mit einer kroatischen Besonderheit. Von den 579 genutzten Hektar besitzt man nur 46 Prozent selbst. Der Rest ist staatliches Tourismusgebiet, für das Konzessionsgebühr bezahlt wird. Eigentümer der Valamar Riviera AG mit 44,11 Prozent ist die EPIC (European Privatization & Investment Corporation) Goldscheider & Wurmböck Unternehmensberatungsge. m.b.H.mit Sitz in Wien. Den Rest halten über 21.000 Aktionäre. Der höchste Einzelanteil beträgt zirka fünf Prozent. Die Gruppe beschäftigt 4900 Mitarbeiter und betreibt 30 Hotels und Resorts sowie 15 Campingplätze in Istrien (Porec, Rabac) und Dubrovnik sowie auf den Inseln Rab und Krk. Die Gesamtkapazität der Hotels und Resorts von Valamar beträgt rund 56.000 Gäste. Im Vorjahr wurden in mehr als 18.000 Einheiten (Zimmer und Plätze) rund 2,3 Millionen Übernachtungen gezählt. An 126 Tagen war man voll ausgelastet.