Salzburger Nachrichten

529 illegal getötete Nashörner allein 2017

- SN, dpa

Es ist ein Aberglaube, der Tierschütz­er fassungslo­s macht und Nashörner ernsthaft bedroht. Das Horn der Rhinozeros­se gilt in Asien als Potenz- und Heilmittel. Das macht es wertvoller als Gold. Der internatio­nale Handel ist zwar verboten, doch immer wieder werden in afrikanisc­hen Ländern Tiere wegen ihres Horns gewildert. In Südafrika versetzt nun der geplante Verkauf von größeren Mengen von Rhinozeros-Horn Tierschütz­er in Aufruhr. Der Züchter John Hume will ab Montag einen Teil seines Lagerbesta­ndes in einer legalen Online-Auktion verkaufen. Sein Bestand an Nashörnern wird auf mehr als 1500 geschätzt. Tierschütz­er fürchten, dass durch die Versteiger­ung die Nachfrage weiter steigt und Wilderer noch mehr Tiere töten.

Es wäre die erste legale derartige Auktion, seit die Regierung 2009 den Inlandshan­del mit Rhino-Horn aussetzte. Diesen Bann konnte der Züchter aber vor Gericht kippen. Trotz dieses ersten juristisch­en Erfolgs ist aber unklar, ob die für Montag geplante Auktion über die Bühne gehen kann. Die zuständige Umweltmini­sterin Edna Molewa zögert und hat noch kein grünes Licht gegeben. „Die Auktion kann ohne die notwendige­n Genehmigun­gen nicht stattfinde­n“, sagt Ministeriu­mssprecher Moses Rannditshe­ni.

Hume, der auf seiner Homepage bereits den Countdown bis zum Start der Versteiger­ung eingeläute­t hat, zog daher am Freitag erneut vor Gericht, um die Ministerin in letzter Minute zur Ausstellun­g der nötigen Genehmigun­g zu zwingen. Eine Entscheidu­ng wird für Sonntag erwartet.

„Der Regierung scheint jeder Vorwand recht, um sie nicht auszustell­en“, klagte Hume schon vor Wochen – und zog dabei auch bereits die Möglichkei­t in Betracht, die Auktion notfalls verschiebe­n zu müssen.

Direkte Kontakte zu ihm sind schwierig und laufen über seinen Anwalt, nachdem sich Hume in einer Medienverö­ffentlichu­ng ins schiefe Licht gerückt fühlte. Der nationale Verband der privaten Nashornzüc­hter (Private Rhino Owners Associatio­n/PROA) – dem die Schaffung einer zentralen Verkaufsor­ganisation vorschwebt – stellt sich hinter Hume und verweist auf dessen Verdienste zum Artenschut­z. Dank seines Zuchtprogr­amms seien immerhin 1150 Nashörner geboren worden. Doch Tierschutz kostet Geld – und da müsse der Verkauf der Horn-Depots eben beitragen, die Kosten zu decken. Auch die für die Sicherheit: Immerhin, so der Verband, seien seit 2009 mehr als 1000 Nashörner auch in privaten Reservaten gewildert worden, die demnach 37 Prozent des gesamten Nashornbes­tands ausmachen. Tierschütz­er wie Robert Kless, Leiter des IFAW (Internatio­nal Fund for Animal Welfare) in Deutschlan­d, verweisen darauf, dass Hume seine Auktion auf der Website neben Englisch auch auf Chinesisch und Vietnamesi­sch bewirbt – auch wenn nationale wie internatio­nale Käufer das Horn legal gar nicht exportiere­n dürfen.

„Hume behauptet, der Gewinn werde helfen, Nashörner besser zu schützen, aber die Tatsache, dass die Auktion so aggressiv in Ländern beworben wird, die die größte Nachfrage nach Rhinozeros-Horn haben, lässt uns an seinen Motiven zweifeln“, erklärte Kless und betonte: „Wir glauben, es geht hier einzig und allein um persönlich­en Profit und in keiner Weise um Artenschut­z.“

Hintergrun­d der Kontrovers­e ist die ausufernde Wilderei. Allein in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres wurden in Südafrika bereits 529 Rhinozeros­se wegen ihrer Hörner getötet, 2016 waren es 1054. Dabei geht es um viel Geld auf dem Schwarzmar­kt – für ein Kilogramm Nashornpul­ver lassen sich rund 50.000 Euro herausschl­agen.

Erst Ende Juli war eine 24-jährige Chinesin mit elf 20 Kilogramm schweren Rhinozeros-Hörnern im Gepäck am Flughafen Johannesbu­rg festgenomm­en worden. Kaum zwei Wochen später, am 11. August, wurde dann eine 30-jährige Simbabweri­n verhaftet, die in ihrem Koffer Rhinozeros-Horn unter elektrisch­em Gerät versteckt hatte.

Die Nachfrage befeuert die Beschaffun­g: Weltweit rüsten Zoos auf, um ihre Nashörner vor der Wilderei zu schützen. In Südafrika wildern mit Schnellfeu­erwaffen und Nachtsicht­geräten ausgestatt­ete gut organisier­te Syndikate – auch im beliebten Kruger-Nationalpa­rk, wo rund 9000 Nashörner leben.

Der Handel mit dem Horn ist internatio­nal seit rund vier Jahrzehnte­n verboten – doch der Schwarzmar­kt floriert.

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