Eine Armee von Sadisten?
Ich schreibe diesen Brief weder auf Befehl noch als Teil einer konzertierten Aktion. Ich schreibe ihn, weil es mir ein Anliegen ist, Ihnen mitzuteilen, dass das Bundesheer kein Sammelbecken von Sadisten ist. Sie können sich sicher sein, dass uns der tragische Tod des jungen Rekruten in Horn nahegeht. Ich selbst diskutiere den Vorfall fast täglich in meinem Kameradenkreis und ausnahmslos alle sind bestürzt über die Umstände, welche seit einigen Tagen in den Medien berichtet werden. Es sind Tausende Angehörige des Bundesheeres, vom jungen Unteroffizier bis zu den höchsten Offizieren sowie auch Zivilbedienstete täglich damit beschäftigt, sicherzu- stellen, dass die Ausbildung ihrer Söhne bzw. Verwandten auf einem hohen Niveau stattfindet. Trotz widriger Umstände und nach wie vor bestehendem Ressourcenmangel. Das Bundesheer entwickelt seine Ausbildungsmethoden laufend weiter und räumt dabei auch mit veralteten Methoden auf. Das Bundesheer heute ist nicht mehr mit jenem vor zehn oder 20 Jahren zu vergleichen. Dies sei all jenen gesagt, die nun die Stimme erheben und von haarsträubenden, persönlich erlebten Vorfällen der Vergangenheit berichten.
Das Personal des Bundesheeres, vom Rekruten bis zum General, ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Und wie wir alle persönlich wissen, gibt es in dieser Licht und Schatten. Jeder Missbrauch eines Vorgesetztenverhältnisses wird, wenn erkannt und bestätigt, entsprechend disziplinär und strafrechtlich geahndet. Dies erfolgt mit maximaler Transparenz. Das Bundesheer ist hier kompromisslos, und es steht jedem Angehörigen jederzeit die Möglichkeit offen, erkannte Missstände unverzüglich zu melden. Ich bitte daher darum, nicht pauschal all jene zu verurteilen, welche viel Energie und Ideenreichtum in die Ausbildung der jungen Rekruten investieren. Es würde ihrer Leistung, die sie täglich bei der Ausbildung von vielen Tausenden jungen Rekruten erbringen, nicht gerecht werden. Dr. Markus Reisner