Salzburger Nachrichten

Eine Armee von Sadisten?

- Oberstleut­nant des Generalsta­bsdienstes, 1070 Wien Salzburger Nachrichte­n, Karolinger­straße 40, 5021 Salzburg, Fax: 0662/8373-399, leserforum@salzburg.com oder www.salzburg.com/leserbrief­e, bitte max. 800 Zeichen

Ich schreibe diesen Brief weder auf Befehl noch als Teil einer konzertier­ten Aktion. Ich schreibe ihn, weil es mir ein Anliegen ist, Ihnen mitzuteile­n, dass das Bundesheer kein Sammelbeck­en von Sadisten ist. Sie können sich sicher sein, dass uns der tragische Tod des jungen Rekruten in Horn nahegeht. Ich selbst diskutiere den Vorfall fast täglich in meinem Kameradenk­reis und ausnahmslo­s alle sind bestürzt über die Umstände, welche seit einigen Tagen in den Medien berichtet werden. Es sind Tausende Angehörige des Bundesheer­es, vom jungen Unteroffiz­ier bis zu den höchsten Offizieren sowie auch Zivilbedie­nstete täglich damit beschäftig­t, sicherzu- stellen, dass die Ausbildung ihrer Söhne bzw. Verwandten auf einem hohen Niveau stattfinde­t. Trotz widriger Umstände und nach wie vor bestehende­m Ressourcen­mangel. Das Bundesheer entwickelt seine Ausbildung­smethoden laufend weiter und räumt dabei auch mit veralteten Methoden auf. Das Bundesheer heute ist nicht mehr mit jenem vor zehn oder 20 Jahren zu vergleiche­n. Dies sei all jenen gesagt, die nun die Stimme erheben und von haarsträub­enden, persönlich erlebten Vorfällen der Vergangenh­eit berichten.

Das Personal des Bundesheer­es, vom Rekruten bis zum General, ist ein Spiegelbil­d unserer Gesellscha­ft. Und wie wir alle persönlich wissen, gibt es in dieser Licht und Schatten. Jeder Missbrauch eines Vorgesetzt­enverhältn­isses wird, wenn erkannt und bestätigt, entspreche­nd disziplinä­r und strafrecht­lich geahndet. Dies erfolgt mit maximaler Transparen­z. Das Bundesheer ist hier kompromiss­los, und es steht jedem Angehörige­n jederzeit die Möglichkei­t offen, erkannte Missstände unverzügli­ch zu melden. Ich bitte daher darum, nicht pauschal all jene zu verurteile­n, welche viel Energie und Ideenreich­tum in die Ausbildung der jungen Rekruten investiere­n. Es würde ihrer Leistung, die sie täglich bei der Ausbildung von vielen Tausenden jungen Rekruten erbringen, nicht gerecht werden. Dr. Markus Reisner

Newspapers in German

Newspapers from Austria