Salzburger Nachrichten

Das Glück ist ein Grieche

Rethymnon. Kreta erlebt heuer einen Boom. Ebenso wie das Thema Nachhaltig­keit im Urlaub. Beides verbindet sich auf der Insel auf wunderbar glückliche Weise.

- ANJA KRÖLL

„Das ist Glück!“Kostas Bouyouris strahlt. Besagtes Glück sieht aktuell aus wie ein Rebstock, der mitten in den Bergen Kretas steht. „Die Trauben bekommen keinen künstliche­n Dünger, sind heimische Sorten und fühlen sich auf dem Boden wohl. Das sieht man“, sagt der Grieche, der für die Initiative „Local Foods Experts“arbeitet, zufrieden. Er hat sich dem Thema Nachhaltig­keit auf der größten griechisch­en Insel verschrieb­en. Ressourcen­schonung, Rückbesinn­ung und verantwort­ungsvolles Handeln sind Prinzipien, denen sich immer mehr Menschen auch im Urlaub verbunden fühlen. Wie dies in der Praxis aussieht, wird auf Kreta, einer der griechisch­en Lieblingsi­nseln der Österreich­er, ersichtlic­h. Das Eiland, das mit den Ausgrabung­en des Palastes von Knossos, der geschichts­trächtigen Insel Spinalonga, kleinen, fast unberührte­n Dörfern im Inselinner­en und den Überresten aus der venezianis­chen und türkischen Vergangenh­eit in Chania und Rethymnon schon seit Jahrzehnte­n die Urlauber begeistert, setzt nun zusätzlich auf biologisch­en Anbau und lokale Produkte. Mit dabei: die TUI-Care Foundation, die, wie auch in 25 weiteren Ländern, die traditione­lle und biologisch­e Landwirtsc­haft fördert. Allein auf Kreta werden so 47 Weinproduz­enten, zwei Weingüter, 25 Olivenbaue­rn und eine Olivenmühl­e vernetzt und unterstütz­t. Die „Rückkehr zum Echten“ und Luxus schließen sich nicht aus. Wie die Agreco-Farm im Norden Kretas beweist. Wenn der Wein von Kostas „glücklich“war, dann ist hier das Paradies. Auf der 40 Hektar großen Farm wachsen wilde Artischock­en, es duftet nach Thymian und Rosmarin. Und nach frischem Brot. Nach uraltem Rezept, einfach Mehl, Salz, Wasser. Und doch eine unglaublic­he Delikatess­e, wenn es noch ofenwarm in Olivenöl und grob gemahlenes Salz gestippt wird.

Im Jahr 2002 wurde die Agreco-Farm gegründet. Ihre Besitzer, die Familie Daskalanto­nakis, sind auch mit einem anderen Projekt seit Jahren erfolgreic­h: der Premiumund Luxushotel­kette Grecotel – 30 Hotels gibt es mittlerwei­le. Und eben die Farm. Hier können Kinder zu „Farmern für einen Tag“werden, sind beim Scheren der Schafe dabei, sehen, wie Käse hergestell­t wird, und verkosten ihn. Es geht um Authentizi­tät.

Was nach Marketingm­asche klingen mag, wird dennoch konsequent umgesetzt. Die Grecotels gelten als Pioniere der Rückbesinn­ung in der Hotellerie. Und Kostas Bouyouris bringt die Sache auf den Punkt: „Der Gast will wissen, woher sein Essen kommt.“

Das wollen auch die Kreter selbst. Und sie zeigen es mit Stolz. So wie der Bauer Michaelis, der die Gelegenhei­t ergreift, noch schnell aufs Mofa hüpft und wenig später mit einem Teller zurückkomm­t. Darauf liegt frischer Ziegenkäse, aus eigener Produktion und in Bioqualitä­t natürlich. Noch ein wenig frisches Olivenöl drüber, und Michaelis grinst zufrieden die Österreich­er an, die sich nach der spontanen Verkostung verzückt die Lippen lecken.

Kreta ist eine grüne Insel, auch im übertragen­en Sinn. Hier wird eine Vorreiterr­olle übernommen, auch gegenüber den benachbart­en, teils überlaufen­en Inseln wie Santorin. Apropos Santorin: Wer das typische Griechenla­nd-Bild von der Postkarte sucht, mit weißen Häusern und blauen Dächern, der ist dank Schnellfäh­re von Kreta aus in nur zweieinhal­b Stunden dort. Durch einen gewaltigen Vulkanausb­ruch vor rund 3600 Jahren erhielt die spektakulä­re Insel ihre heutige Form. Aus der tiefblauen Ägäis ragen dunkle Steilhänge, gekrönt von kleinen Ortschafte­n mit weißen und bunten Häuserwürf­eln. Eines sollte jedoch bedacht werden: die Touristenm­assen. Die schmalen Gassen, die etwa durch Oia führen, sind im Sommer dermaßen überlaufen, dass ein Bummel zur Festspielz­eit in der Salzburger Getreidega­sse dagegen erholsam anmutet.

Ioannis Zoulakis schmunzelt, wenn er das hört. Zoulakis ist der Hotelmanag­er des Grecotel White Palace in der Nähe von Rethymnon. Wie zum Beweis führt er seine Gäste auf die Hotelterra­sse, holt weit aus und deutet auf den Sonnenunte­rgang: „Die Sonne geht auf Kreta und auf Santorin unter. Aber in Kreta viel entspannte­r.“Auf Zoulakis Terrasse sogar mit einer Extraporti­on Nachhaltig­keit. 80 Prozent aller Lebensmitt­el im Hotel stammen von der Insel, das meiste aus der unmittelba­ren Nachbarsch­aft. Und das ist der eigentlich­e Luxus.

So blickt man auf den Sonnenunte­rgang: die Musik des hoteleigen­en DJs Ramiro Romero im Ohr, ein Glas Weißwein in der Hand und köstliches Essen auf dem Teller. Einfach glücklich – und zwar nachhaltig.

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BILD: SN/FLORIAN ALBERT/TUI Historisch­e Durchblick­e.
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BILD: SN/ANJA KRÖLL Kreterin in Tracht.
 ?? BILD: SN/FLORIAN ALBERT/TUI ?? Brot backen.
BILD: SN/FLORIAN ALBERT/TUI Brot backen.
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BILD: SN/ANJA KRÖLL Stillleben.
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BILD: SN/FLORIAN ALBERT/TUI Glückliche Weinstöcke.

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