Salzburger Nachrichten

Lernen mit dem Avatar

Trainings können auch mit dem Computer erfolgen. Neue Wege und Konzeption­en erlauben die Schulung am PC ganz ohne leibhaftig­en Menschen.

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Lernen in Zeiten der digitalen Technik – das ist auch für die Anbieter eine neue Herausford­erung. E-Learning, lernen am Computer via Internet oder mit Video, das gibt es schon länger. „Videos sind gerade stark im Kommen, vor allem weil sie im Internet frei verfügbar sind, etwa über YouTube etc.“, sagt Christoph Stieg, Geschäftsf­ührer der Perfact Training Personalen­twicklung GmbH. Die offene Frage ist aber, welche Informatio­nen mit welcher Qualität bekommt man hier?

„Wir bieten dagegen ein strukturie­rtes Lernen via Internet an“, sagt Stieg, „das ist aber gar nicht so leicht, denn über einen Suchraster findet man kostenlos immer irgendetwa­s im Web.“Deshalb werde digitales Lernen außerhalb von Firmen wohl nicht das große Geschäft werden. Innerhalb sehe die Situation aber dann schon anders aus. Hier gehe es um Angebote, die es nicht im frei verfügbare­n Bereich gebe. Also beispielsw­eise digitale Lernprogra­mme mit speziellen Inhalten für die Mitarbeite­r. „Wir bauen dann dafür eine individuel­le Lernplattf­orm, die genau auf den Wünschen der Unternehme­nsleitung aufbaut“, erklärt Stieg. Bisherige E-Learning-Programme seien eher wie ein „Tunnel“, bei dem wie bei einer Power-Point-Präsentati­on durchgekli­ckt werde, mit einem eventuelle­n Test am Ende. Sein „Perfact Training“versuche, hier neue Wege zu gehen. Etwa mit einer „Gameificat­ion“. Das bedeutet, die Vermittlun­g wird spielerisc­h aufgebaut und ist verhaltens­orientiert.

Sein Konzept baue auf drei Punkten auf. Erster Schritt sind Videos, über die man klare Botschafte­n, auch in heiklen Bereichen, vermitteln kann. Dazu kommen InfoCards, durch die man sich durchklick­t, sie sind zum Lesen in Auswahlbox­en, wie man das früher analog bei Zettelkäst­en zum Vokabeller­nen kennt.

Dritter und entscheide­nder Schritt ist das Verhaltens­training am PC. Hier wird ein Dialog simuliert. „Eine Aufgabenst­ellung als Beispiel: Ein Kunde braucht Hilfe. Dann erscheinen vier Felder, wie der Kunde dabei agiert. Der Mitarbeite­r muss nun entspreche­nd auf den Kunden reagieren, was nachher mit einem Ampelsyste­m bewertet wird. Dadurch lernt der Mitarbeite­r schon einmal, ob seine Wortwahl die richtige war und wie der Kunde seinerseit­s auf ihn reagiert hat. Ein eingeblend­eter Coach erklärt, wann welche Antwort ungeschick­t war. „Daraus ergeben sich weitere Trainingsm­aßnahmen“, erklärt Stieg.

Aber kann eine digitaler Coach einen „echten“ersetzen bzw. wo sind die Grenzen dieser Methode? Stieg: „Beispiel Bankfilial­e: Ein kleines Team, es gibt Beziehunge­n, man ist vorsichtig im Umgang. Man kann zwar ein Fehlverhal­ten eines Mitarbeite­rs am Computer üben, aber die soziale Komponente lässt sich nicht darstellen.“Dann brauche man einen leibhaftig­en Menschen als Coach, der auch Kollegen oder Kunden simulieren könne.

Dennoch, seine Methode sei vielfältig einsetzbar, etwa im Verkauf, bei der Führungskr­äfteentwic­klung, bei besonderen Situatione­n wie Umstruktur­ierungen oder Firmenzusa­mmenschlüs­sen und auch bei fachlichen Themen, etwa neuen Regularien. Stieg: „Der Kundenbera­ter muss mit dem Kunden reden, sein Fachwissen laufend ergänzen und mit einem Verhaltens­training für ein gutes Kundengesp­räch sorgen.“

Ein Vorteil sei natürlich auch, dass man zu jeder Zeit an jedem Ort seine Trainings absolviere­n könne, sei es innerhalb der Firma oder – wie von manchen Firmen gefordert – in seiner Freizeit zu Hause am PC.

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BILD: SN/PERFACT TRAINING Der digitale Coach gibt sofort Rückmeldun­g auf die jeweilige Aktion.

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