Wohin mit dem Stress?
Es gibt genügend Gründe, sich gestresst zu fühlen. Wer hingegen eine gute Arbeitsauslastung aufweisen kann, der ist im Beruf viel zufriedener als Menschen „unter Strom“.
Egal ob durch Zeitdruck, unfreundliche Kunden oder störende Anrufe: Ein hohes Stresslevel ist für viele Menschen Teil ihres Arbeitsalltags. Doch wie wirkt sich Stress am Ende des Tages auf die Arbeitsleistung aus? Das Badener Online-Markt-und-Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com ist dieser Frage nachgegangen. Im Rahmen einer groß angelegten Studie wurde nicht nur der Büroalltag von Herrn und Frau Österreicher unter die Lupe genommen, sondern auch, welche Rolle Stress dabei einnimmt. Ergebnis: Einmal im StressRad angekommen, ist es schwer, den Konsequenzen zu entkommen. Eine hohe Arbeitsauslastung bewirkt hingegen Positives. 29 Prozent der Österreicher haben sich demnach im Laufe des vergangenen Arbeitstags sehr bis eher gestresst gefühlt. Als Hauptgrund wird vorwiegend Zeitdruck genannt (14,2 Prozent). Aber auch unfreundliche, nervige Kunden (7,2 Prozent), viele Telefonate (6,9 Prozent) oder der Druck, alle Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen (6,8 Prozent), reihen sich unter die Top-Stressfaktoren in Österreichs Büros.
Nicht zu verwechseln ist ein stark ausgeprägter Stresspegel jedoch mit einer hohen Arbeitsauslastung. Denn diese steigert die Vorfreude auf den Arbeitstag sogar, ganz im Gegensatz zu Stress (37,0 Prozent vs. 23,6 Prozent). Dementsprechend wird die Atmosphäre im Büro von Arbeitnehmern mit hoher Stressbelastung weniger positiv wahrgenommen als von jenen, die unter Bedingungen mit einem niedrigen Stressniveau arbeiten (54,1 Prozent vs. 81,6 Prozent).
Das gleiche Bild zeigt sich in puncto Ärgernisse, denn auch diese sind unter einer hohen Stressbelastung deutlich stärker ausgeprägt (85,1 Prozent vs. 41,7 Prozent bei niedriger Belastung). Und die Negativspirale dreht sich weiter. Denn dazu kommt, dass sich Stressgeplagte mit 27,9 Prozent häufiger unfair behandelt fühlen (vs. 6,1 Prozent).
Dass hingegen eine hohe Arbeitsauslastung positive Auswirkungen auf das Gemüt hat, spiegelt sich in der Zufriedenheit mit der eigenen Arbeitsleistung wider. So sind 85,7 Prozent all jener mit sich zufrieden, die am Vortag im Büro im DauerEinsatz standen. Umgekehrt behaupten lediglich sechs von zehn mit einem geringen Arbeitspensum von sich, zufrieden zu sein. Eine hohe Auslastung wäre demnach schön und gut, wäre da nicht erneut der Faktor Stress, der etwaige positive Effekte wieder aufhebt. So fühlt sich rund ein Drittel (31,1 Prozent) der Beschäftigten mit einem hohen Stresslevel gestört, wenn zusätzlich Aufgaben außerhalb des Tätigkeitsbereichs übernommen werden sollen. Kein Wunder also, dass bei diesen in Bezug auf berufliche Angelegenheiten öfter ein Gefühl der Verzweiflung aufkommt. 35,2 Prozent der gestressten Angestellten können sich mit diesem Gefühl identifizieren, verglichen mit 7,3 Prozent der Stressverschonten.
Dies führt in weiterer Folge dazu, dass 46,4 Prozent der stark beanspruchten Arbeitnehmer den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung verspüren. Und so ist, gefragt nach dem gestrigen Arbeitstag, bei 23,1 Prozent der Gedanke aufgekommen, alles hinzuschmeißen und den Job zu kündigen. Ein Bedürfnis, das lediglich auf 6,6 Prozent der Berufstätigen mit einem niedrigen Stresslevel zutrifft.
Interessant ist in diesem Kontext erneut der Grad der Arbeitsauslastung. Rund ein Drittel (34,8 Prozent) der stark eingedeckten Personen denkt daran, sich beruflich zu verändern. Mit 49,1 Prozent stellt dies für knapp die Hälfte der weniger stark Ausgelasteten eine denkbare Option dar. Es ist daher nicht auszuschließen, dass diese Entwicklung möglicherweise eine Konsequenz des sogenannten Bore-out-Syndroms ist, also einer Unterforderung im Arbeitsleben.
Wenn es darum geht, ob man das Büro am Vortag zur ursprünglich geplanten Zeit verlassen hat, sind es dennoch erneut die Angestellten mit einem hohen Stresspegel, die ein Klagelied singen können. Rund vier von zehn ist dies nicht gelungen. Aber wer glaubt, dass mit dem Schließen der Bürotür automatisch Glücksgefühle aufkommen, der irrt. Mehr als die Hälfte der Angestellten, die tagsüber mit einem hohen Stresslevel zu kämpfen haben, fühlen sich nach Verlassen der Arbeitsstätte vorrangig müde und können nur schwer abschalten. Besser gelingt dies hingegen den weniger Stressbelasteten, die sich zu 27,9 Prozent fröhlich und glücklich (17,5 Prozent) in den Feierabend verabschieden.
Apropos Dienstschluss: Wenn es darum geht, ob Berufstätigen mit einer hohen Stressbelastung genügend Zeit für ihr Privatleben bleibt, sprechen die Ergebnisse der Studie eine eindeutige Sprache. So gelingt es nur knapp jedem Zweiten (48,2 Prozent), genügend Zeit für seine privaten Angelegenheiten aufzubringen, im Vergleich zu 83,0 Prozent der weniger stark Belasteten.
In puncto Work-Life-Balance gibt es folglich noch Nachholbedarf. Und auch das Gefühl, mit der Arbeit etwas Sinnvolles erreicht zu haben, bleibt unter einem hohen beruflich bedingten Stressniveau häufiger aus (22,0 Prozent vs. 38,5 Prozent).
Ein Drittel fühlt sich täglich gestresst Auslastung ist gut, Stress bleibt schlecht