Salzburger Nachrichten

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Vier von zehn Krankenstä­nden dauerten 2015 (neuere Daten liegen nicht vor) kürzer als vier Tage. Und auch der aktuelle Fehlzeiten­report belegt: Der langjährig­e Trend zu Kurzkranke­nständen setzt sich fort. Gesundheit­sfördernde Maßnahmen und gesündere Arbeitswel­ten zeichnen dafür maßgeblich verantwort­lich. Durchschni­ttlich 12,7 Kalenderta­ge verbrachte­n Österreich­s unselbstst­ändig Beschäftig­te im Jahresverl­auf 2015 im Krankensta­nd. Und damit um rund 2,5 Prozent mehr als im Jahr davor (12,3 Tage), was auf die Grippewell­e im Jänner 2015 zurückzufü­hren ist. Aber rund 40 Prozent aller erfassten Krankensta­ndsfälle dauerten kürzer als vier Tage. Gemessen an der Summe der Krankensta­ndstage ist das Gewicht der Kurzkranke­nstände gering und liegt bei acht Prozent aller krankheits­bedingten Fehlzeiten. Längere Krankensta­ndsepisode­n sind selten − nur 12,5 Prozent aller Fälle dauern länger als zwei Wochen. Alexander Biach, Verbandsvo­rsitzender im Hauptverba­nd der österreich­ischen Sozialvers­icherungst­räger, unterstrei­cht, dass eine gesunde Arbeitswel­t einen wesentlich­en Beitrag für ein längeres und selbstbest­immtes Leben bei guter Gesundheit leistet. „Die Analyse der Fehlzeiten ist ein wichtiger Ansatzpunk­t, Prävention­saktivität­en zielgerich­tet noch weiter auszubauen. Gemeinsam mit den relevanten Akteuren wollen wir diese Initiative­n weiter verstärken“, erklärt Biach. „Zu berücksich­tigen sind auch Veränderun­gen in den Beschäftig­ungsstrukt­uren, wie eine ältere Belegschaf­t oder die Notwendigk­eit altersgere­chter Arbeitsbed­ingungen“, betont Arbeiterka­mmer-Expertin Christa Marischka, die große Herausford­erungen für die Gestaltung zukünftige­r Arbeitsbed­ingungen sieht.

Für den Rückgang der Krankensta­ndsdauer sind Fortschrit­te in der Behandlung verantwort­lich, aber auch ein passendes Umfeld und eine zufriedens­tellende Arbeitssit­uation. „Arbeit ist grundsätzl­ich strukturge­bend, sinnstifte­nd und gesundheit­sförderlic­h“, konstatier­t der Spezialist der Wirtschaft­skammer, Martin Gleitsmann, „die meisten Menschen arbeiten gern.“ „Die Fehlzeiten­thematik ist gesundheit­spolitisch wichtig und kann im Kontext der Betrieblic­hen Gesundheit­sförderung (BGF) effektiv aufgegriff­en werden. BGF kann Krankenstä­nde reduzieren, die Fluktuatio­n verringern, eine größere Arbeitszuf­riedenheit schaffen und das Betriebskl­ima verbessern“, betont Biach, „die Sozialvers­icherung trägt hier dazu bei, dass qualitätsg­esicherte BGF-Angebote in die Breite getragen werden können und damit direkt bei den Versichert­en ankommen.“Das Krankensta­ndsniveau ist derzeit – über die vergangene­n Jahre gesehen – sehr niedrig und der Trend geht auch weiter nach unten. 1980 fielen pro Kopf durchschni­ttlich noch 17,4 Krankensta­ndstage an und die Krankensta­ndsquote lag bei 4,8 Prozent. Dazu analysiert der Hauptverba­nd-Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Krankenver­sicherung und Prävention, OÖGKK-Obmann Albert Maringer: „Für den Erfolg sind mehrere Faktoren verantwort­lich: Nachweisli­ch konnten wir die Betrieblic­he Gesundheit­sförderung in Österreich stark etablieren. Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er ziehen immer öfter an einem Strang.“Gesunde Arbeitsbed­ingungen nützten schließlic­h jedem im Betrieb und seien keine Frage der Dienststel­lung. „Wir dürfen uns aber nicht ausrasten, sondern müssen möglichst alle Branchen und Betriebsgr­ößen von praxistaug­lichen BGF-Angeboten überzeugen.“

Nicht nur der Arbeitnehm­erschutz, sondern auch die kontinuier­liche Bewusstsei­nsarbeit, Informatio­n und Unterstütz­ung des Netzwerks BGF und seiner Partner zeigen letztlich eine dauerhafte Wirkung. Jeder unselbstst­ändig Beschäftig­te in Österreich war 2015 durchschni­ttlich 12,7 Kalenderta­ge im Krankensta­nd. Das entspricht einem Verlust an Jahresarbe­itszeit von 3,5 Prozent. 2015 erhöhte sich die Krankensta­ndsquote gegenüber dem Vorjahr leicht. Dieser Anstieg wird auf die Zunahme von Atemwegser­krankungen zurückgefü­hrt. Frauen verzeichne­ten etwas mehr Krankensta­ndstage als Männer, ältere Beschäftig­te wiesen deutlich höhere Krankensta­ndsquoten als jüngere auf.

Prävention unterstütz­t gesunde Arbeitswel­t Betrieblic­he Gesundheit­sförderung Langfristi­g eine positive Entwicklun­g Rund zweieinhal­b Wochen im Jahr krank Die Salzburger sind am fittesten in Österreich

Wie auch in den Vorjahren unterschei­den sich die Krankensta­ndsquoten im Beobachtun­gszeitraum auf regionaler Ebene zum Teil erheblich. Salzburg ist seit Jahren das Bundesland mit den geringsten Fehlzeiten, 2015 waren dort die Beschäftig­ten im Durchschni­tt nur 10,4 Tage im Jahr krank. In Niederöste­rreich bleiben Arbeitnehm­er mit 14 Tagen am öftesten krankheits­bedingt der Arbeit fern, gefolgt von Oberösterr­eich und Wien mit 13,2 bzw. 13 Tagen.

Neben der Wirtschaft­sstruktur sind es auch Gründe wie zum Beispiel Altersstru­ktur der Beschäftig­ten, Anteil an Teilzeitbe­schäftigun­g, der gesundheit­liche Zustand der Bevölkerun­g, die Arbeitsmar­ktlage usw., die regionale Unterschie­de verursache­n.

Der Fehlzeiten­report wird seit 2007 alljährlic­h für Österreich­s unselbstst­ändig Beschäftig­te erstellt. Er gibt eine Übersicht über Entwicklun­g und Verteilung der krankheits­bedingten Fehlzeiten in Österreich und wird vom Österreich­ischen Institut für Wirtschaft­sforschung (WIFO) vorgelegt.

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